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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Alles hing davon ab, wie er aufgenommen wurde.
    Als er sich aus dem Haus schlich und durch die Straßen ging, spürte er trotz seiner Aufregung, daß die Stadt sich über Nacht verändert zu haben schien. Im Grunde genommen war es ihm völlig gleichgültig, was aus Lagwich und seinen Bewohnern wurde – aber trotzdem fiel ihm die Veränderung auf.
    Er ging verwirrt weiter und wunderte sich nicht einmal darüber, daß die Leute heute zu sehr mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt zu sein schienen, um ihm nachzulachen oder ihm spöttische Bemerkungen zuzurufen. Conrad machte ein nachdenkliches Gesicht. Dann erinnerte er sich daran, daß er nachts einmal aufgewacht war, weil von der Straße herauf Schritte und laute Rufe ertönten. Er hatte sich nicht weiter darum gekümmert, weil er angenommen hatte, daß die Feldjäger wieder einmal ein paar Betrunkene abführten, wie es in den letzten Nächten so oft der Fall gewesen war.
    Als er durch das Stadttor ging, merkte er zum erstenmal, wie sehr er sich geirrt haben mußte – Waygan machte keine höhnische Bemerkung, sondern fragte nur, ob Conrad in das Lager gehe.
    Conrad hätte ihm fast die Antwort gegeben, die sich auf seine Lippen drängte: »Ja, um mich ihnen anzuschließen! Lagwich kann von mir aus der Teufel holen!« Aber er beherrschte sich noch rechtzeitig; damit hätte er Waygan nur Gelegenheit gegeben, sich wie sonst aufzuführen und Conrad zu fragen, wieso er glaube, daß der Herzog ausgerechnet für ihn Verwendung habe.
    Deshalb nickte er nur wortlos und hob den Sack in die Höhe. Dann fiel ihm plötzlich etwas ein, und er fragte Waygan danach.
    »Sind heute eigentlich gar keine Soldaten in der Stadt?«
    Waygan runzelte die Stirn und starrte zum Lager hinüber, bevor er sich zu einer Antwort herabließ. »Irgend etwas scheint schief gegangen zu sein. Ich möchte zu gern wissen, worum es sich handelt. Zuerst sind sie mitten in der Nacht angekommen, um ihre Leute zurückzurufen; und heute morgen jagen sie jeden fort, der sich dem Lager nähert, um dort etwas zu verkaufen. Ich glaube fast, daß sie doch nicht so friedlich sind, wie sie immer behauptet haben.«
    Conrad ging mit klopfendem Herzen weiter. Was sollte er nur tun, wenn sie wirklich alle Händler fortjagten? War es denn wirklich möglich, daß er zu lange gewartet hatte, bevor er seinen Entschluß in die Tat umsetzte? Diese Enttäuschung würde er nie verwinden!
    Er mußte seine ganze Selbstbeherrschung aufwenden, um nicht zu rennen, solange Waygan ihn noch sehen konnte. Aber dann lief er so schnell er konnte.
    Das Lager war in überraschend kurzer Zeit aufgebaut und befestigt worden; es bedeckte nun eine Fläche, die etwa dreimal so groß wie Lagwich war. Conrad stellte seinen Sack ab und starrte es sprachlos an. Wie sollte er je den Mut aufbringen, hineinzumarschieren und sein Anliegen vorzutragen?
    »He, du!« wurde er von hinten angerufen. Conrad drehte sich überrascht um und sah zwei Soldaten einer Streife, die auf ihn zukamen. Beide trugen das Gewehr feuerbereit.
    »Was suchst du hier, Junge?« wollte der größere wissen.
    Conrad schluckte trocken und nahm die Schultern zurück. »Ich bin der beste Seifensieder von Lagwich«, erklärte er. »Ich habe das Nest satt, deshalb will ich in das Heer des Herzogs eintreten.«
    »Er will Soldat werden, hast du das gehört?« Der zweite Mann stieß seinen Begleiter lachend in die Rippen. »Endlich eine Abwechslung, was? Na, meinen Posten kann er jederzeit haben, wenn es ihm Spaß macht!«
    »Halt den Mund!« wies ihn der andere zurecht. Dann wandte er sich wieder an Conrad und betonte jedes Wort, indem er die Mündung seines Gewehrs auf und ab bewegte. »Hör zu, mein Junge, du hast dir einen ungünstigen Tag ausgesucht. Trag deinen Sack wieder in die Stadt zurück und sei froh, daß du nicht weit nach Hause hast.«
    Conrad war selbst über seine Kühnheit erstaunt, als er den Mut zu einer Frage fand. »Was ist denn eigentlich los? Ist in dem Lager etwas Schlimmes passiert?«
    Die Soldaten sahen sich an. Dann antwortete der kleinere: »Das geht dich nichts an. Und du hast Glück, wie dir mein Freund schon erklärt hat. Los, verschwinde, bevor wir dir Beine machen!«
    Als Conrad unentschlossen zögerte, verlor der andere endgültig die Geduld. »Geh schon, sonst wirst du nie wieder gehen können!« drohte er mit erhobener Waffe.
    Also war wirklich etwas passiert. Conrad warf sich den Sack wieder über die Schulter und hätte vor Enttäuschung fast

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