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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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geweint. Er ging fort, wie die Soldaten ihm befohlen hatten, aber nicht nach Lagwich zurück, sondern in Richtung auf seine Seifenkessel zu. Eine Rückkehr in die Stadt war ausgeschlossen, bevor er diesen Mißerfolg verwunden hatte.
    Plötzlich hörte er den schrillen Klang eines Horns und fuhr zusammen, weil er glaubte, daß Waygan geblasen habe. Aber dann merkte er doch, daß das Geräusch aus einer anderen Richtung gekommen war. Er drehte sich um und sah einen Mann am Lagertor stehen, der gerade sein blitzendes Horn absetzte.
    Conrad war erschrocken, aber wenigstens verschwanden jetzt auch die beiden Soldaten. Schon nach dem ersten Ton des Signals hatten sie sich ihre Gewehre umgehängt und marschierten nun rasch in das Lager zurück.
    Als sie sich von ihm entfernten, spürte Conrad wieder seine alte Entschlossenheit. Sollte dieses zufällige Zusammentreffen mit der Streife wirklich alle seine Hoffnungen zunichte machen? Nein, so schnell gab er nicht auf! Er würde in der Nähe des Lagers bleiben, bis die Dinge sich dort wieder normalisiert hatten. Dann wollte er eine günstige Gelegenheit ergreifen, um zu Yanderman vorzudringen, der sich bestimmt noch an ihn erinnern konnte. Natürlich; nur so würde er Gehör finden. Er hätte von Anfang an daran denken sollen.
    Er sah sich nach einem Versteck um, von dem aus er die Vorgänge innerhalb des Lagers beobachten konnte, und entschied sich schließlich für ein etwa fünfzig Meter entferntes Gebüsch. Von dort aus erkannte er deutlich, daß in dem Lager beträchtliche Aufregung herrschte – Soldaten liefen durcheinander, Offiziere kamen aus ihren Zelten, und Unteroffiziere erteilten laute Befehle.
    Einen Augenblick lang wünschte er sich, daß der Mann mit dem schwarzen Schnurrbart, den er in Idris' Küche gesehen hatte, mit zu denen gehörte, deretwegen die ganze Aufregung entstanden war. Aber dann dachte er doch anders darüber. Der Mann mit dem Schnurrbart war ihm gleichgültig. Und was bedeutete ihm schon Idris oder die ganze Stadt? Er wollte nichts mehr mit ihnen zu tun haben.
    Während der nächsten Stunde blieb es in dem Lager zu seinen Füßen verhältnismäßig ruhig. Jetzt wurden keine Befehle mehr gebrüllt, sondern dort unten schien eine Parade im Gang zu sein. Aus dieser Entfernung bot sie ein verhältnismäßig uninteressantes Schauspiel, deshalb starrte Conrad auf die Wüste, die sich bis zum Horizont erstreckte.
    In die Wüste gehen? War es wirklich Herzog Pauls Absicht, geradewegs in die Wüste zu marschieren, um die Ungeheuer auszurotten? Conrad schüttelte sich, als er an die Folgen seines Entschlusses dachte. Wenn die Wüste so wäre, wie er sie in seinen Träumen sah – grün und fruchtbar, voller freundlicher Menschen in prächtigen Kleidern, die über Dinge verfügten, von denen man nur träumen konnte ...
    Wieder einmal versank er in einen dieser halb wunderbaren, halb schrecklichen Wachträume, an die er seit frühester Jugend gewöhnt war, und beschwor das Bild einer unglaublichen Welt herauf.
    Erst das laute Gewehrfeuer brachte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. Er warf einen erschreckten Blick in das Lager hinunter. Die Paradeaufstellung hatte sich aufgelöst, die rotschwarzen Standarten wehten nicht mehr. Jetzt stieg plötzlich eine pechschwarze Rauchwolke über dem Lager empor und verdunkelte das farbenprächtige Bild. Laute Schreie mischten sich unter die Schüsse. Conrad sprang erschrocken auf.
    Dann öffnete sich das Lagertor und ließ einen Schwall lärmender Männer ins Freie – ein brüllender Mob, der ziellos das Weite suchte. Sie liefen durcheinander wie Ameisen, deren Bau zerstört worden ist, und ließen sich auch durch die Offiziere nicht mehr aufhalten, die sich ihnen entgegenstellten.
    War das wirklich das stolze Heer aus Esberg, das sich da vor seinen Augen auflöste? Conrad starrte sprachlos in das Lager hinunter, wo jetzt die Flammen auf die langen Zeltreihen übergriffen.

 
12
     
    Bis zum unwiderruflichen letzten Augenblick dachte, wünschte und hoffte Yanderman aus ganzem Herzen, daß der Herzog seine Männer noch einmal mitreißen würde. Selbst in den schrecklichen Minuten, die auf den Mißerfolg folgten, dachte er verzweifelt: Er hätte es geschafft, wenn diese verdammte grüne Pest nicht gewesen wäre!
    »Kein Wort anderen gegenüber!« Das war leicht gesagt, aber unmöglich durchzuhalten. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden flüsterten die Männer überall untereinander: »Herzog Paul ist von dem grünen

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