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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Schimmel befallen worden, an dem Ampier gestorben ist!«
    Die Sanitäter ließen nichts unversucht und taten ihr Bestes. Sie rasierten die befallene Stelle, verbrannten die Decke und stellten einige Männer an, die darauf zu achten hatten, daß keine Fliegen mehr in das Zelt gelangten. Yanderman atmete schon auf und glaubte an einen falschen Alarm. Schließlich – und das war auch der Standpunkt des Herzogs – war Ampier verwundet und durch den Blutverlust geschwächt gewesen. Ein bärenstarker, völlig gesunder Mann mußte dieser Infektion widerstehen können.
    Das traf nicht zu.
    Zuerst versagten die Desinfektionsmittel. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Herzog seinen Zustand verbergen können; sein Haar war so dicht, daß er es einfach über die kahle Stelle kämmen konnte, um sie zu verdecken. Aber die neuen Herde machten das unmöglich; er mußte einen Verband tragen, und den Stabsoffizieren wurde wenigstens mitgeteilt, daß der Herzog sich in Behandlung befinde.
    Dann griff man zu stärkeren Mitteln, die zunächst die Ausbreitung des Schimmels zu verhindern schienen. In dieser Nacht schlief Yanderman zum erstenmal wieder ruhig, weil er sich einbildete, daß jetzt nichts mehr zu befürchten sei. Tagsüber war keine Spur dieses Schimmels mehr auf dem Kopf des Herzogs zu sehen gewesen.
    Aber am folgenden Morgen waren es wieder über ein Dutzend Herde.
    Nun blieb nur noch ein letzter verzweifelter Ausweg – ein Teil der Kopfhaut wurde mit glühenden Eisen fortgebrannt, während der Herzog unbeweglich in seinem Sessel saß. Nur seine Fingerknöchel traten sehr deutlich hervor, als er die Armlehnen umklammerte. Aber noch während dieser unmenschlichen Behandlung entdeckte einer der Sanitäter, daß der Schimmel jetzt schon auf das Weiße der Augen übergegriffen hatte ...
    Selbst dann gab Herzog Paul noch nicht auf. Er gab seinen Offizieren weiterhin Anweisungen, als habe sich nichts an seinen Plänen für den Marsch in die Wüste geändert; er diskutierte noch immer mit Yanderman darüber, ob dort wirklich Menschen lebten.
    In der Zwischenzeit verbreiteten sich die Gerüchte wie die Krankheit, die den Herzog befallen hatte – unaufhaltsam, wobei jedes weitere Vordringen den gesamten Organismus schwächte. In diesem Fall handelte es sich um das ganze Heer. Granny Jassy konnte sich kaum noch vor den Männern retten, die von ihr Talismane gegen die grüne Pest verlangten. Zuerst nur flüsternd, dann aber ganz offen, sprachen die Soldaten davon, daß der Herzog zur Strafe dafür krank geworden sei, daß er in die Wüste habe eindringen wollen.
    An diesem Punkt hätte sich das Blatt noch wenden können, wenn der Herzog vor seine Männer getreten wäre, um sie mit einer feurigen Ansprache wieder auf seine Seite zu bringen. Aber dazu war er nicht mehr fähig. Er lag hilflos in seinem Zelt, während die Sanitäter und sein Sekretär Kesford erschreckt beobachteten, wie der grüne Schimmel auf dem rasierten und verbrannten Haupt ihres Herzogs weiterwucherte. Nur Yanderman hatte weiterhin Zutritt, alle anderen wurden nicht mehr vorgelassen. Die meisten empfanden wahrscheinlich gar kein Bedürfnis danach.
     
    *
     
    Kurz nach Mitternacht kam ein Soldat in das Zelt, in dem Yanderman schlaflos auf seinem Feldbett lag, und meldete ihm, daß der Herzog ihn unverzüglich zu sehen wünsche.
    Als er die Zeltklappe hochschlug, konnte er einen leichten Aufschrei nicht unterdrücken. Die Krankheit hatte in den letzten Stunden unglaubliche Fortschritte gemacht.
    Der Herzog hörte das Geräusch und stieß einen heiseren Laut aus, der wie ein Lachen klingen sollte. »Ich muß wohl ziemlich widerlich aussehen, Yan!« flüsterte er. »Dabei habe ich nur einen Trost – ich kann mich nicht im Spiegel sehen.«
    Er hob den Kopf und wies auf seine Augenhöhlen, in denen der grüne Schimmel wucherte.
    »Ich werde noch heute nacht sterben, Yan«, fuhr er dann mit fast normaler Stimme fort. »Ich weiß es. Der Schimmel hat mein Gehirn schon beinahe erreicht; ich spüre es, als ob Mäuse daran nagten.«
    Yanderman wollte etwas Tröstendes sagen, aber der Herzog unterbrach ihn.
    »Ich weiß es«, wiederholte er. »Deshalb habe ich Sie holen lassen. Vielleicht bleiben mir nur noch wenige Minuten, bevor ich nicht mehr Herr meiner selbst bin. Die Sanitäter haben ihre Anweisungen für diesen Fall. Ich weiß nicht, wie das Ende aussehen wird, aber ich ... ich fühle, daß Paul von Esberg, der nie in seinem Leben Angst gekannt hat, dieses Ende nicht

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