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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Brand.

 
13
     
    Nachdem Conrad den ersten Schock überwunden hatte, verbarg er sich so gut wie möglich zwischen den niedrigen Büschen. Die nun folgenden Stunden erschienen ihm wie Jahrhunderte, denn er wagte nur selten einen kurzen Blick, um festzustellen, wie die Dinge sich entwickelten.
    Die Soldaten schienen sich außerhalb des Lagers in zwei Gruppen zu teilen, was mit endlosem Gerede verbunden war. Ab und zu drangen laute Satzfetzen bis in Conrads Versteck – irgend etwas über die grüne Pest und das Schicksal des Herzogs, das keiner teilen wollte. Nun würde ihm alles klar. Der Herzog, zu dem die Soldaten wie zu einem Vater aufgeblickt hatten, war entweder schwer krank oder bereits tot.
    Kleinere Gruppen von Soldaten drangen allerdings schon bald wieder in das Lager ein. Bevor sie wieder erschienen, ertönten zahlreiche Schüsse und vereinzelte Schreie. Dann tauchten sie aus dem Rauch auf und stolperten fast unter der schweren Last, mit der sie beladen waren – vornehme Kleidung, schöne Schwerter, Krüge mit Wein und Schnaps, und Säcken, die so schwer waren, daß sie nur Münzen enthalten konnten.
    Aber schon vorher hatten die Männer, die sich mehr vor der grünen Pest fürchteten, als sie auf leichte Beute aus waren, sich zu einer Marschkolonne unter rasch durch Zuruf bestimmten Anführern formiert und waren in Richtung Lagwich verschwunden. Conrad wußte, daß es eigentlich seine Pflicht war, die Bewohner seiner Vaterstadt zu warnen. Aber er sah nirgendwo eine Deckung und wußte genau, daß sie auf ihn schießen würden, wenn er sich offen zeigte.
    Zu seiner Erleichterung stellte er wenige Minuten später fest, daß auch andere die Vorgänge in dem Lager beobachtet zu haben schienen. Waygans Horn ertönte und alarmierte die Stadt. Aus den Reihen der davonmarschierenden Soldaten stieg ein enttäuschter Schrei auf, als sie hörten, daß Lagwich vor ihnen gewarnt war.
    Dann fielen in dem Lager wieder Schüsse und erregten Conrads Aufmerksamkeit. Er sah vorsichtig aus seinem Versteck hervor, um festzustellen, was sich dort unten abspielte.
    Eine aus drei Soldaten bestehende Gruppe bewegte sich geradewegs auf sein Versteck zu. Alle drei waren schwer beladen.
    Conrads Herz schien vor Schreck einen Augenblick lang stillzustehen. Dann machte er sich so klein wie überhaupt möglich.
    »Lauter Trottel!« sagte einer der Soldaten mit tiefer Stimme. »Da nehmen sie Kleidungsstücke und Decken mit, obwohl doch jeder weiß, daß die Krankheit durch die Decke des Herzogs übertragen worden ist!«
    »Aber nur durch die Stelle, auf die ein Tropfen Blut gefallen war«, verbesserte ihn ein anderer, der unter seiner Last keuchte, während er Schritt zu halten versuchte.
    »Aber ich habe das Zeug trotzdem liegengelassen«, meinte der dritte lachend. »Es nimmt viel zuviel Platz weg! Warum sollte ich Kleidungsstücke durch die Gegend schleppen, wenn ich gutes Geld haben kann?« Etwas klirrte metallisch, und der Mann lachte wieder.
    »Aber Geld hat auch sein Gewicht«, gab der erste zu bedenken. »Ah, von mir aus kann der Teufel dieses Schwert holen! Wozu brauche ich denn ein Schwert? Schließlich habe ich jetzt genügend Geld, um mir ein Pferd zu kaufen und ganz gemütlich nach Esberg zurückzureiten!«
    Er schnallte sein Schwert ab und ließ es achtlos zu Boden fallen.
    »Glaubst du wirklich, daß du es nicht mehr brauchen wirst?« erkundigte sich der Kurzatmige. »Wo willst du zum Beispiel ein Pferd kaufen? Doch nicht etwa in Lagwich! Die anderen haben jetzt bestimmt schon erreicht, daß das Stadttor geschlossen und die Zugbrücke eingeholt ist. Willst du vielleicht warten, bis die Belagerung Erfolg hat?«
    Sein Kamerad schnaubte verächtlich. »Von mir aus können sie es ruhig versuchen, aber ich bin der Meinung, daß ihnen die Geduld sehr bald ausgehen wird. Wenn sie erst einmal ein paar Nächte in dieser ungemütlichen Umgebung verbracht haben, werden sie sich an die schönen Zelte erinnern, die sie verbrannt haben, und allmählich in größeren oder kleineren Haufen nach Esberg zurückmarschieren – aber ohne Geld, während wir, meine Freunde, dann schon längst zu Hause am warmen Ofen sitzen und unsere glückliche Heimkehr feiern.« Er strich wohlgefällig über eine prallgefüllte Geldkatze, die er um den Leib geschnallt trug. »Los, weiter! Wir haben einen schönen Vorsprung, aber wir müssen ihn auch halten!«
    Ihre Schritte verklangen.
    Conrad warf ihnen einen ängstlichen Blick nach und überzeugte sich

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