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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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hätte.
    Als nächstes ließ Yanderman Granny Jassy zu sich kommen und verbot ihr, den Tod des Herzogs als eine Rache des Übernatürlichen zu bezeichnen. Die Alte ließ sich nicht umstimmen, so daß er schließlich drohte, er werde sie trotz ihres Alters öffentlich auspeitschen lassen. Weiß vor Zorn und mit zusammengekniffenen Lippen verließ sie das Zelt.
    Und während all dies geschah, suchte er noch immer verzweifelt nach einem Ausweg, um die Entscheidung zu verschieben und eine Meuterei zu vermeiden.
     
    *
     
    Diese Gelegenheit bot sich ihm.
    Oder Yanderman führte sie vielmehr nicht rechtzeitig herbei.
    In der Aufregung der vergangenen Nacht hatte er keinen ruhigen Augenblick gehabt, in dem er sich an den Gedanken hätte gewöhnen können, daß Herzog Paul nun tot war. Diese Umstellung kam erst später – und im denkbar ungeeignetsten Moment, wodurch er selbst die Meuterei hervorrief, die er so verzweifelt zu verhindern versucht hatte.
    Er inspizierte gerade die Ehrenformation – das gesamte Heer, das auf einem freien Platz innerhalb des Lagers aufmarschiert war –, als er einen in der zweiten Reihe stehenden Soldaten hämisch grinsen sah.
    Dieser Anblick rief einen Wutanfall in ihm hervor, den er nicht mehr kontrollieren konnte. Er drängte die vor ihm stehenden Soldaten beiseite und baute sich vor dem Mann auf, der sich jetzt zu beherrschen versuchte.
    »Was ist denn so lustig, Soldat?« fragte Yanderman leise.
    Der Mann starrte geradeaus.
    »Du bist wohl froh darüber, daß der Herzog endlich abgekratzt ist, was? Froh darüber, weil jetzt niemand mehr da ist, der euch in die Wüste führen könnte?«
    Die Nebenmänner drehten unmerklich den Kopf und beobachteten ihren Kameraden. Irgend jemand holte tief Luft.
    »Du hast dich aber geirrt!« schrie Yanderman ihn an. Er drehte sich zu den Sergeanten um, die ihn begleiteten. »Der Mann wird sofort verhaftet und unter Bewachung gestellt! Wir werden uns später noch mit ihm beschäftigen.«
    Dann erhob er seine Stimme, damit das gesamte Heer ihn verstehen konnte. »Weitermachen! Und dann wird er in die Wüste gejagt – wie alle Feiglinge, die sich über den Tod des Herzogs freuen!«
    Die Männer bewegten sich unruhig und standen dann doch wieder still.
    Danach konnte Yanderman nicht mehr zurück.
    Der Scheiterhaufen wurde entzündet und sandte schwarze Rauchwolken in den blauen Himmel. Während er noch loderte und knisterte, fuhr Yanderman sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und gab das erste Kommando zum Spießrutenlaufen.
    Hier und dort bewegte sich ein Mann. Blieb wieder stehen. Starrte seine Kameraden an. Nahm seinen Platz ein und stand so unbeweglich wie zuvor.
    Yanderman wiederholte den Befehl.
    »Wir jagen niemand in die Wüste!« rief ein Soldat aus den hintersten Reihen. Andere nahmen den Ruf auf. »Richtig! Nein! Wir jagen niemand in die Wüste; das ist kein Platz für Menschen!«
    Yanderman warf einen hilfesuchenden Blick auf die anderen Offiziere. Keiner von ihnen machte eine Bewegung, um dieser Gehorsamsverweigerung entgegenzutreten. Auf ihren Gesichtern stand deutlich zu lesen, was sie in diesem Augenblick dachten – »Geschieht ihm ganz recht; er hat eben nicht das Zeug, um Nachfolger des Herzogs zu werden!«
    Nur Stadham kam zu ihm herüber und sprach leise mit ihm.
    »Jetzt besteht keine Hoffnung mehr, Sir. Ich habe schon einmal eine Meuterei mitgemacht. Wir können froh sein, wenn wir mit dem Leben davonkommen!«
    »Esberg!« brüllte der Mann in den hinteren Reihen, der sich zuerst geweigert hatte. »Zurück nach Esberg! Wenn sie uns nicht nach Hause lassen wollen, gehen wir eben allein!«
    »Richtig! Ja, das tun wir!« stimmten die anderen zu und verließen ihre Plätze. Die Unteroffiziere sahen hilflos zu und wußten offensichtlich nicht, ob sie sich den Männern anschließen, oder sie zurechtweisen sollten.
    »Aber vielleicht bringen wir die grüne Pest mit nach Hause!« schrie ein Soldat so laut er konnte. »Wollt ihr eure Familien damit anstecken?«
    »Dann müssen wir eben das Lager in Brand stecken!« schlug einer vor. Dutzende von Soldaten stürzten sich auf den Scheiterhaufen und rissen brennende Holzstücke aus dem Feuer; andere drängten sich an die Offiziere heran, um ihnen Beleidigungen ins Gesicht zu schreien. Yanderman machte sich schon darauf gefaßt, im nächsten Augenblick zu dem Scheiterhaufen geschleppt zu werden, aber die Horden wälzten sich auf das Lagertor zu und setzten dabei die langen Zeltreihen in

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