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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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davon, daß sie wirklich gingen. Dann machte er einen Satz auf das Schwert zu, hob es auf und tauchte wieder in seinem Versteck unter. Niemand schien ihn gesehen zu haben, obwohl noch immer Plünderer aus dem Lager kamen.
    Er umklammerte die Waffe. So waren diese Männer also wirklich, zu denen er auch hatte gehören wollen, weil ihm ihr Leben besser als das in Lagwich erschienen war! Wo hatten sie ihren Stolz gelassen? Was war aus ihrer straffen Organisation geworden? Wie mußte es in Esberg zugehen, wenn diese Soldaten sich innerhalb weniger Stunden in Banditen und Plünderer verwandelten?
    Er zog das blanke Schwert aus der Scheide und betrachtete es nachdenklich. Es ist scharf – es würde leicht bis in mein Herz dringen. Und dann – keinen Kummer und keine Sorgen mehr.
    Aber dann kam er doch von dem Gedanken ab. Nein, das wäre feig gewesen. Vielleicht konnte er später noch beweisen, was wirklich in ihm steckte.
    Die letzten Soldaten verschwanden in Richtung Lagwich und brachten Conrad auf einen Gedanken. Diese Idee war nicht gerade ehrenwert, aber was wußten diese Männer von Ehre, wenn sie die Stadt plündern wollten, in der sie freundliche Aufnahme gefunden hatten?
    Er überlegte sich, daß sie das riesige Lager unmöglich in dieser kurzen Zeit völlig geplündert haben konnten. Sie mußten zahlreiche wertvolle und nützliche Dinge zurückgelassen haben, weil sie nicht alles fortschleppen konnten. Gerade diese Dinge erwiesen sich vielleicht als besonders brauchbar für Conrad, weil er damit in einer anderen Stadt eine Existenz begründen konnte.
    Dieser Ausweg war nicht so glanzvoll, wie er sich sein Leben unter der Fahne von Esberg vorgestellt hatte – aber auch nicht so erniedrigend wie eine rasche Rückkehr nach Lagwich.
    Conrad richtete sich entschlossen auf und schnallte das Schwert um, wie er es bei den Soldaten gesehen hatte, wenn sie eines der Wirtshäuser verließen. Dann trat er aus seinem Versteck, ohne sich darum zu kümmern, ob er beobachtet wurde, und ging den Hügel hinunter auf das Lager zu.
    Die Brände waren noch nicht erloschen, aber das Feuer flackerte jetzt nicht mehr so lebhaft, nachdem der Wind sich etwas gelegt hatte. Dunkle Rauschschwaden versperrten Conrad fast die Sicht, als er am Lagertor stand und die breite Straße entlangsah. Sein Blick fiel zunächst auf ein riesiges Bronzegefäß, das er gern besessen hätte, denn es faßte mindestens die doppelte Menge seiner Seifenkessel.
    Gleichzeitig stellte er bedauernd fest, daß er nichts damit anfangen konnte; vielleicht hätte er es auf einem Wagen transportieren können, aber er hatte keine Ahnung, was aus dem Fuhrpark des Heeres geworden war. Außerdem hatte er keinerlei Erfahrung mit Pferden und anderen Zugtieren.
    Er holte tief Luft und betrat das Lager.
    Während der nun folgenden zehn oder fünfzehn Minuten trug er eine Anzahl nützlicher und wertvoller Gegenstände zusammen, die herrenlos herumlagen. Zuerst einige Kleidungsstücke, die er vielleicht in einer anderen Stadt verkaufen konnte. Ein erstklassiges Messer. Ein Helm, der ihm genau paßte. Eine Pike, wie er sie hätte brauchen können, als er das Ding entdeckte. Zwei gute Beile und andere Werkzeuge. Ein Rucksack, der anscheinend einem Schneider gehört hatte, denn er enthielt Nadeln und Nähgarne von einer Qualität, die Conrad noch nie gesehen hatte.
    Er schwang sich den Rucksack über die Schulter, als er das Geräusch vernahm.
    Sofort ließ er alles fallen, riß das Schwert aus der Scheide und warf sich herum. Der Laut schien aus einem der Zelte gekommen zu sein. Conrad horchte und glaubte wieder etwas gehört zu haben. Ja, das Geräusch drang aus dem größten Zelt in der Reihe links von ihm.
    Er näherte sich ihm vorsichtig und entdeckte, daß unter der Klappe des Zelts ein Bein sichtbar war, das sich fast unmerklich bewegte.
    In diesem Zustand war eigentlich jeder Gegner verhältnismäßig ungefährlich, überlegte er sich. Conrad hob also die Zeltklappe hoch – und starrte in Jervis Yandermans Gesicht.
    Der andere hatte eine große Beule an der Schläfe und eine leichte Verwundung durch einen Schwerthieb am rechten Oberarm. Conrad beugte sich erschrocken zu ihm hinunter. In diesem Augenblick öffnete Yanderman kurz die Augen, schloß sie wieder und öffnete sie ein zweites Mal. Dann blieben sie offen.
    »Das ist doch ... der Seifensieder«, sagte Yanderman mit schwacher Stimme. »Hilf mir auf die Füße, mein Junge.«
    Conrad ließ sein Schwert fallen und tat

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