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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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verstanden ...«
    Yanderman machte eine müde Handbewegung. »Spielt denn das jetzt noch eine Rolle?« Er zuckte mit den Schultern. »Soll ich denn anstatt eines Heeres eine dumme alte Frau mit einem Kopf voller Visionen führen? Wahrscheinlich wäre vieles anders geworden, wenn sie uns nicht ständig davon erzählt hätte, wie die Wüste früher gewesen sein soll, als dort noch Menschen lebten, die über geheimnisvolle Kräfte verfügten.«
    Conrad traute seinen Ohren nicht. Impulsiv ergriff er Yandermans Arm. »Visionen?« fragte er mit heiserer Stimme. » Was für Visionen? Wollen Sie damit sagen, daß auch andere ...«
    Er sprach nicht weiter. Yanderman starrte ihn überrascht an.
    Ein unendlich langer Augenblick verging, bevor der Ältere ein Wort sagte. Während dieser Zeit war nur das Prasseln der Flammen zu hören. Als Yanderman wieder sprach, hatte seine Stimme sich seltsam verändert.
    »Junge ... Conrad, so heißt du doch? Ja, Conrad, auch andere Menschen sehen diese Dinge. Hast du das nicht gewußt?«
    Conrad fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und nickte schweigend.
    »Hast du noch nie zuvor etwas in dieser Art gesehen?« Yanderman öffnete die Hand und zeigte ihm die Kristallkugel.
    Wieder ein Kopf schütteln.
    »Ausgezeichnet!« Yandermans Stimme klang jetzt triumphierend. »Dann ist es allmählich Zeit, daß du die Wirkung dieses kleinen Spielzeugs kennenlernst, meine ich. Und wenn alles so klappt, wie ich es mir vorstelle, Conrad, dann werden wir gemeinsam ein Abenteuer bestehen, von dem die Menschheit noch in tausend Jahren bewundernd sprechen wird. Conrad, willst du dich an denen in Lagwich rächen, die dich immer nur ausgelacht und verspottet haben – selbst wenn du dabei dein Leben aufs Spiel setzen mußt? Bist du wirklich so verzweifelt, wie ich es im Augenblick bin?«
    Conrad blickte unsicher zu Boden. Er war gleichzeitig erschreckt und von dem Vorschlag des anderen begeistert. Dann hatte er sich entschieden und sah Yanderman entschlossen in die Augen. »Ja!« antwortete er einfach.

 
14
     
    »Nestamay! Paß gefälligst auf, Mädchen!« sagte Großvater scharf und ließ die Spitze des Zeigestocks an derselben Stelle des Plans. Der Plan war unglaublich alt – ein Muster aus dunklen Linien auf einem brüchigen, vergilbten Untergrund, der bereits vor Jahren auf ein gegerbtes Stück Haut eines Dings aufgezogen worden war. Die Linien gaben die Umrisse der Station wieder, aber der Plan enthielt auch eine Unzahl merkwürdiger Symbole; diese Zeichen hatte Großvater zu erklären versucht.
    »Ich ... es tut mir leid, Großvater«, entschuldigte sich Nestamay und strich sich die Haare aus der Stirn.
    »So, es tut dir also leid!« wiederholte Großvater sarkastisch und bog den Zeigestock mit beiden Händen, als wolle er ihn zerbrechen. Sein Tonfall erschreckte den kleinen Dan, der entsetzt zu weinen begann.
    Großvater sah ihn strafend an. Das Gebrüll hörte sofort auf.
    »Schon besser«, meinte Großvater und wandte sich wieder an Nestamay, um seine Strafpredigt fortzusetzen. »Es tut dir leid, hast du gesagt! Das hilft aber nicht viel, wenn du nicht zugehört hast! Bildest du dir etwa ein, daß es mir Spaß macht, dir diese zusätzlichen Unterrichtsstunden zu geben, nachdem ich den ganzen Tag lang gearbeitet habe? Glaubst du, daß ich das nur tue, um dich zu ärgern und dich von Jasper fernzuhalten? Ich habe meine Gründe dafür, das weißt du genau!
    Unsere Familie hat mehr als irgendeine andere zur Erforschung des Gebietes unterhalb der Kuppel beigetragen; du weißt das ebensogut wie ich, weil ich es dir schon so oft erzählt habe, daß es mir allmählich zum Hals heraushängt. Was soll aus uns allen werden, wenn wir uns um nichts kümmern? Wer soll für das Wohl der Allgemeinheit sorgen, wenn es niemand mehr gibt, der nicht gelernt hat, was es zu lernen gibt?«
    Nestamay senkte plötzlich den Kopf und brach in Tränen aus.
    Einige Sekunden lang war Großvater sprachlos. Er sah auf den Zeigestock in seinen Händen, als habe das Holz sich unvermittelt in eine Schlange verwandelt; er starrte den Plan an, aber auch von dort hatte er keine Hilfe zu erwarten. Er blickte sich suchend um, bis er schließlich das Gefühl hatte, daß eine Bemerkung von ihm erwartet wurde. Dann legte er den Stock beiseite und räusperte sich vernehmlich.
    »Komm, komm, mein Kind«, sagte er in einem Tonfall, der sich merkwürdig von dem sonst üblichen unterschied. »In letzter Zeit machst du dir um irgend etwas

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