Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
den Menschen nicht eine Ausnahme ist.«
    »Ja, in welche anderen Welten?« stimmte Conrad eifrig zu. »Wo? Wo ist Raum genug für sie? Und wenn die Welt wirklich groß genug ist, daß man darin vierzehn Tage lang geradeaus marschieren kann, dann müßte sie doch für jeden groß genug sein! Warum sollten sie denn den Wunsch empfunden haben, diese Welt zu verlassen und andere zu besuchen?«
    »Aus dem gleichen Grund, aus dem Herzog Paul mit seinem Heer in die Wüste marschieren wollte«, antwortete Yanderman. »Ich muß zugeben, daß ich ihn immer für ... nun, nicht gerade verrückt, aber doch außergewöhnlich zuversichtlich gehalten habe. Und in gewisser Beziehung war er das auch, denn das Heer desertierte nach seinem Tod und hätte wahrscheinlich auch dann gemeutert, wenn er am Leben geblieben wäre.
    Aber in anderer Beziehung hatte er völlig recht. Lagwich besteht nun schon seit Jahrhunderten am Rand der Wüste – lange genug, um die von dort drohenden Gefahren sicher abzuschätzen. Wenn man dazu noch erkannt hätte, daß manche Menschen deine Gabe besitzen, wäre eine Durchquerung der Wüste durchaus in den Bereich des Möglichen gerückt. Schließlich ist es geradezu lächerlich, diese Gelegenheit nicht zu ergreifen – nur weil es noch niemals jemand zuvor gewagt hat.«
    Conrad spürte, daß in dieser logisch klingenden Beweiskette irgendwo eine Lücke klaffte. Aber im Augenblick konnte er noch nicht feststellen, wo sie sich befand. Er wurde plötzlich schläfrig, als habe er sich körperlich völlig verausgabt. Wenige Minuten später lag er unter seiner Decke ausgestreckt und schlief.

 
16
     
    Yandermans unerschütterliche Zuversicht färbte auch auf Conrad ab. Trotzdem schwankte der Junge noch immer zwischen Vertrauen und Angst – bis sie den letzten, endgültigen Schritt getan hatten und so weit in die Wüste vorgedrungen waren, daß hinter ihnen nur noch die staubbedeckten Hügel und gezackten Felsen sichtbar waren, die sie überquert hatten. Die grünen Felder und Wiesen um Lagwich lagen weit hinter dem Horizont.
    In diesem Augenblick änderte sich Conrads Einstellung. Dies war die Wüste – fester Grund, sehr still, fast totenähnlich, aber nicht völlig fremd. Früher war sie wie das Land gewesen, das er kannte, und vielleicht kehrte dieser Zustand später einmal zurück.
    Yanderman schien zu erraten, was in seinem Begleiter vorgegangen war, denn er drehte sich lächelnd zu ihm um.
    »Gar nicht so übel, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt, was?« meinte er.
    »Nein, eigentlich nicht«, gab Conrad zu. »Merkwürdig finde ich nur, daß sich bisher niemand hierher gewagt hat. Andererseits ist hier alles so wüst, daß ich einsehe, warum sie keinen Anlaß dazu sahen.«
    »Oh, doch, dazu bestand ganz bestimmt Anlaß«, widersprach Yanderman. »Zum Beispiel hätten sie ja einfach neugierig sein können, das Geheimnis der Wüste zu enträtseln. Ich nehme an, daß niemand den Mut dazu besaß, was wiederum paradox ist, weil die wackeren Bürger von Lagwich doch immerhin den Mut besaßen, die Dinge zu erlegen, die in der Nähe der Stadt aus der Wüste auftauchten.«
    Er rückte die Last auf seinen Schultern zurecht und marschierte weiter. Conrad folgte mit einigen Schritten Abstand. Yanderman hatte recht gehabt, als er das Wasser erwähnte; obwohl sie sich auf das beschränkt hatten, was Yanderman für unerläßlich hielt, waren sie schwerbeladen, und einige der Gegenstände behinderten sie um so mehr, weil sie sperrig waren.
    Zum Beispiel sein Gewehr. Yanderman hatte es ihm in möglichst einfachen Ausdrücken erklärt, und Conrad hatte die Arbeitsweise schnell begriffen, weil er in seinen Visionen ähnliche Waffen gesehen hatte. Aber es ließ sich kaum einigermaßen bequem tragen, wenn man ohnehin schon mit einigen Säcken und Bündeln beladen war.
    Er zog das Schwert vor, das von seinem Gürtel herabhing.
     
    *
     
    Am Nachmittag des ersten Tages erhielten sie den Beweis dafür, daß Yanderman die Visionen richtig beurteilt hatte. Sie erreichten einen Bach, den er zuvor auf seiner Karte eingezeichnet hatte. Conrad war froh, daß er sich endlich das Gesicht waschen und einen Schluck Wasser trinken konnte.
    Yanderman hatte es damit jedoch nicht ganz so eilig. Er ging einige Zeit am Ufer entlang und betrachtete die Umgebung. Als er zurückkam, wies er Conrad auf einige seltsame Spuren hin, die er entdeckt hatte.
    »Hier ist vor nicht allzulanger Zeit ein Ding gewesen«, erklärte er.
    Conrad empfand

Weitere Kostenlose Bücher