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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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weitergekämpft.‹ Denn wie dürften wir uns Menschen nennen, wenn wir das nicht sagen könnten?«

 
15
     
    Conrad war völlig überrascht, mit welcher Geschwindigkeit sich die Ereignisse entwickelten, nachdem Yanderman ihm dieses unsinnige Versprechen abgenommen hatte. Dutzendemal wollte er protestieren oder alles zurücknehmen; jedesmal lenkte Yanderman ihn mit etwas ab, das sofort erledigt werden mußte.
    Zunächst mußten sie sich nach einem sicheren Versteck umsehen. Conrad erinnerte sich an einen überhängenden Felsen, unter dem er früher gelegentlich Zuflucht gesucht hatte, wenn die Kinder ihn zu sehr neckten.
    Dann mußten sie einige Ausrüstungsgegenstände zusammensuchen. Yanderman schien bereits bestimmte Vorstellungen zu haben, denn er zählte sie der Reihe nach auf. Einige Dinge suchte er selbst aus; Conrad hätte sie nie für wichtig gehalten, weil er sich gar nicht vorstellen konnte, wozu sie dienten. Zum Beispiel auch einen Magnetkompaß, den es in ganz Lagwich nicht gab.
    Andererseits wußte er recht gut, was ein Gewehr war. Daß er sich nicht einmal nach einem umgesehen hatte, beruhte auf der Überlegung, daß wohl keiner der fliehenden Soldaten seine Waffe wegwerfen würde. Yanderman kannte die Mentalität seiner ehemaligen Untergebenen besser. Schon nach kurzer Suche hatten sie mehrere Gewehre zusammengetragen, aus denen Yanderman die beiden besten auswählte. Auch Munition war im Überfluß vorhanden. Conrad wollte die Waffen von allen Seiten bewundern, aber sein Begleiter ließ ihm keine Zeit dazu.
    »Los, weiter, mein Junge!« mahnte Yanderman immer wieder. »Irgendwann werden die Soldaten wieder zurückkommen; sie werden einsehen, wie dumm es war, daß sie das Lager angezündet haben. Sie kommen bestimmt zurück, wenn ihnen die Belagerung der Stadt zu langweilig geworden ist.«
    »Ja, wie steht es eigentlich mit Lagwich?« gab Conrad zurück. In diesem Augenblick hätte er fast sein Versprechen gebrochen.
    »Was geht dich, die Stadt an?« erkundigte Yanderman sich. »Du hast doch behauptet, daß sie dir gleichgültig sei. Und ich mache mir ganz bestimmt nichts daraus. Sollen sie doch sehen, wie sie selbst damit fertig werden. Nimm das Stück Fleisch dort drüben mit; ich dachte, ich würde nie wieder in meinem Leben hungrig werden, aber jetzt knurrt mir schon der Magen. Und du siehst aus, als hättest du noch niemals anständig gegessen.«
    Conrad gehorchte, fragte aber weiter: »Aber was wird aus Lagwich? Was wird aus dem ganzen Heer?«
    »Es spielt doch gar keine Rolle, was aus ihnen wird!« rief Yanderman ungeduldig aus. »Die Stadt widersteht einer Belagerung ohne weiteres, denn die Männer werden nicht ordentlich befehligt. Außerdem haben sie keinerlei Geräte, mit denen sie die Befestigungen von Lagwich überwinden könnten. Vielleicht kommt irgendein Schlaukopf auf den Gedanken, daß man Brandpfeile in die Stadt schießen müßte, um sie auszuräuchern. Aber wahrscheinlich bringt er nie genügend Leute zusammen, um diesen Plan in die Tat umzusetzen. Die meisten werden entweder hierher zurückkommen oder eine andere Stadt zu überfallen versuchen, bevor deren Bewohner gewarnt werden.
    Und zu Hause in Esberg werden sich mindestens ein halbes Dutzend Männer darum streiten, wer das Erbe des noch nicht volljährigen Thronfolgers verwalten darf, um sich selbst daran zu bereichern. Aber das alles kümmert mich wenig, von mir aus kann sie der Teufel holen!«
    Er lud sich eine ganze Anzahl geretteter Gegenstände auf den Rücken, bevor er weitersprach. »Los, Conrad, jetzt müssen wir auf schnellstem Weg das Versteck erreichen, von dem du gesprochen hast!«
    In diesem Augenblick hätte Conrad sich am liebsten umgedreht und wäre davongelaufen. Daß er es dann doch nicht tat, war schließlich der Tatsache zuzuschreiben, daß Yanderman ihm eine Erklärung für die Visionen versprochen hatte, von denen er seit Jahren beunruhigt wurde.
     
    *
     
    »Jetzt ist mir schon besser«, meinte Yanderman zufrieden und wischte sich die Finger an einem Grasbüschel ab. Sie hatten ein Stück Fleisch über dem beinahe rauchlosen Feuer aus Holzspänen zu braten versucht, wobei es fast verkohlt wäre. Aber trotzdem waren sie wie hungrige Wölfe darüber hergefallen. »So, Conrad, als nächstes sind wohl einige Erklärungen fällig, damit du nicht weiter auf Vermutungen angewiesen bleibst. Aber zuerst noch einen Schluck aus der Wasserflasche.«
    Conrad reichte ihm die Flasche. Yanderman trank und gab sie

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