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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Visionen beschäftigt und sind zu dem Schluß gekommen, daß es sich dabei nicht einfach um Träume handelt, sondern um Erinnerungen, die uns irgendwie zugänglich gemacht werden. Vielleicht gehen sie auf eine Zeit zurück, als es so viele Menschen gab, daß zwischen ihnen eine geistige Resonanz existierte und ...« Er machte eine Pause. »Ich sehe ein, daß du diese Analogie nicht verstehen kannst. Hast du schon einmal ein Musikinstrument gespielt?«
    »Ja, eine Flöte aus Ton.«
    »Ich meinte ein Streichinstrument, denn daran läßt sich dieses Phänomen am besten erklären. Nun, das ist im Augenblick nicht so wichtig. Jedenfalls gaben wir uns damit zufrieden, daß diese Erinnerungen auf Tatsachen aus der entfernten Vergangenheit beruhten.
    Seitdem diese großartige Kultur versunken ist, hat es in jeder Generation einige Menschen gegeben, die ihre Visionen aus jenen Tagen beschreiben konnten; aus ihren Erzählungen entstanden dann auch unzählige Sagen und Märchen.
    Da immer wieder Menschen auftauchten, die selbst Visionen hatten, wurde die Tradition nicht hoffnungslos verwässert. Granny Jassy war das beste Medium, das es je in Esberg gegeben hat, aber ich muß zugeben, daß deine Erzählungen alles in den Schatten stellen, was ich von ihr gehört habe.« Er schüttelte nachdenklich den Kopf.
    »Ich?« fragte Conrad verblüfft. »Wollen Sie damit etwa sagen, daß ich einer von diesen – wie haben Sie es ausgedrückt – ›einigen Menschen in jeder Generation‹ sei?«
    Yanderman sah ihn ernst an. »Ja, Conrad, ich will sogar noch mehr sagen. Du bist nicht einer von wenigen, sondern einzigartig! «
    Conrad hätte auf dieses Lob stolz sein sollen, aber die Nachwirkungen der Trance hielten noch immer an und ließen ihn keinen klaren Gedanken fassen.
    »Hat denn niemand in Lagwich deine Gabe erkannt?« fragte Yanderman eindringlich. »Hat dich wirklich kein einziger Mensch ernst genommen?«
    »Vor einigen Tagen hätte ich noch geantwortet, daß es zumindest einen Menschen gebe«, murmelte Conrad. »Ein Mädchen namens ... ach, das spielt ja jetzt keine Rolle mehr. Schließlich benahm sie sich doch nicht anders als die anderen.«
    Er sah unglücklich zu Boden und bemerkte dabei zum erstenmal, daß neben Yanderman ein Stapel engbeschriebenes Papier lag. Das veranlaßte ihn zu einem fragenden Blick.
    »Der Beginn meiner Erforschung deines Geistes«, erklärte Yanderman bereitwillig. »Ich habe alles mitgeschrieben, was du geschildert hast. Wie du selbst weißt, siehst du die Wüste, wie sie war, bevor sie in eine Wüste verwandelt wurde. Noch zwei oder drei ähnliche Sitzungen, dann müßten wir genügend darüber wissen, um sie sicher durchqueren zu können.
    Du erinnerst dich zum Beispiel an alle Stellen, wo Wasser zu finden ist, und kannst Entfernungen überraschend genau angeben. Was ich vor allem möchte«, er nahm ein neues Blatt und einen Bleistift zur Hand, »ist eine Karte der Wüste, nach der wir einen Weg festlegen können, an dem entlang wir immer wieder auf Wasserläufe stoßen. Wir können ohne weiteres genügend Lebensmittel mitschleppen, wenn wir nicht mehr als eine Flasche Wasser pro Mann mitzunehmen brauchen.«
    Er zeichnete einen großen Kreis auf das Blatt. Den Mittelpunkt markierte er mit einem Kreuz.
    »Aber noch wichtiger«, fuhr er fort, »ist es, daß wir herausbekommen, was sich hier in der Mitte befindet.«
    »Weshalb?«
    »Rosts ›Teufel‹, selbstverständlich.« Yanderman starrte den Kreis und das Kreuz lange an, bevor er das Blatt beiseite legte. Er stand auf und reckte sich.
    »Ich begreife noch immer nicht, wieso meine Visionen Erinnerungen an die Vergangenheit sein können«, wandte Conrad schüchtern ein. »Das heißt, ich sehe nicht recht ein, weshalb sie auf Tatsachen beruhen sollen.«
    »Wirklich nicht?« Yandermans Stimme klang überrascht. »Aber, mein Junge, wo in ganz Lagwich hättest du die Begriffe und Vorstellungen kennenlernen sollen, von denen du gesprochen hast? Ich nehme an, daß du dir ohne weiteres in deiner Phantasie ein Bild davon machen kannst, wie Lagwich aussehen würde, wenn es eine Million Einwohner hätte. Aber zwischen den von dir selbst gemachten Erfahrungen und den Dingen in deiner Erzählung besteht ein erheblicher Unterschied. Wie solltest du von selbst daraufkommen, von Maschinen zu sprechen, die sich durch die Luft bewegen, und von Menschen, die in andere Welten gehen? Allerdings«, fügte er lächelnd hinzu, »überlege ich mir noch immer, ob das mit

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