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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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erschrocken zurück, weil sie glaubte, daß er jetzt aufspringen und sich auf sie stürzen würde. Aber er tat es nicht, sondern richtete sich nur langsam auf und starrte sie an.
    »Das wird dir noch leid tun, Nestamay«, flüsterte er. »Ich schwöre dir, daß du es bereuen wirst!«
    Seine Stimme und sein Blick ließen ihn plötzlich unmenschlich erscheinen. Nestamay unterdrückte nur mühsam einen Aufschrei und rannte wie gehetzt davon.

 
18
     
    Erst als sie einige Minuten später die Tür ihrer Hütte erreicht hatte, konnte sie wieder klar denken, obwohl sie noch immer am ganzen Leibe zitterte. Nie in ihrem jungen Leben hatte sie einen so rachsüchtigen Ausdruck auf dem Gesicht eines Menschen gesehen.
    Allmählich beruhigte sie sich wieder. Aus der Hütte drang Großvaters Stimme, der Danianel zur Eile antrieb, damit sie gemeinsam mit den anderen unter Keefes Anleitung nach der Pflanze suchen konnte.
    Nestamay holte noch einmal tief Luft, bevor sie die Tür aufstieß und mit ihrem Bericht herausplatzte.
    »Großvater, Jasper will sich nicht an der Suche beteiligen! Er hat gesagt, daß er nicht zugeben wolle, daß ich ihn gefunden hätte, um ihm den Befehl zu überbringen, wenn ich ... wenn ich nicht zuvor eine halbe Stunde mit ihm in sein Versteck ginge.«
    Danianel, ein schlankes hübsches Mädchen – etwa zwei Jahre älter als Nestamay – sah überrascht vom Okular des Mikroskops auf. Vor ihr auf dem Tisch lagen einige sauber ausgeführte Zeichnungen.
    »Mit ihm gehen?« fragte Großvater langsam. »Wohin denn? Ich muß wohl nicht fragen, was er dort wollte?«
    »Ich weiß nicht genau, wohin er wollte«, murmelte Nestamay. »Er hat irgendwo unterhalb der Kuppel ein Versteck. Am besten fragst du Danianel danach; sie ist schon dort gewesen!«
    »Was soll das heißen?« fuhr Danianel auf. Sie war plötzlich sehr rot geworden. Nestamay überging ihre Frage.
    »Bitte, Großvater, du mußt mir helfen!« rief sie verzweifelt aus. »Ich ... ich mußte ihn mit Gewalt abwehren, und er will sich an mir rächen!«
    Großvater erhob sich. »Du bleibst hier und machst deine Zeichnungen fertig, Danianel«, ordnete er an. »Dieser Jasper nimmt sich allmählich zuviel heraus, er muß einmal daran erinnert werden, wie man sich in seinem Alter zu benehmen hat.«
    Nestamay folgte ihm unendlich erleichtert, als er mit großen Schritten in die Richtung davonstapfte, wo Keefe seine Leute versammelte.
    Dann blieb er jedoch plötzlich stehen und legte die Hand über die Augen, um besser sehen zu können. »Du hast doch behauptet, daß Jasper sich geweigert habe, an der Suche teilzunehmen!« stieß er wütend hervor. »Und wer ist das dort drüben?« Er streckte den Arm aus.
    Dort stand Jasper und hörte sich gemeinsam mit allen anderen Keefes Erklärungen an.
    »Ich ... ich kann beschwören, daß er an seinem freien Tag auf keinen Fall arbeiten wollte«, antwortete Nestamay verwirrt. »Warum fragst du ihn nicht, woher er die Schramme im Gesicht hat?«
    »Hör gut zu, Kind«, sagte Großvater und drehte sich nach ihr um. »Ich weiß, daß du Jasper unausstehlich findest; ich weiß, daß du dich nicht mit dem Gedanken abfinden kannst, ihn eines Tages heiraten zu müssen. Aber wir haben das alles bereits ausführlich besprochen, und ich habe dir erklärt, warum es keine andere Möglichkeit gibt. Versuchst du mich etwa gegen ihn aufzubringen?«
    Nestamay wurde leichenblaß. »Geh doch und frage ihn, woher die Schramme kommt!« brachte sie nur noch heraus.
    »Er hat sich bei Keefe gemeldet«, gab Großvater kurz zurück. »Mehr habe ich nicht befohlen. Lassen wir es also dabei.«
    »Kümmert es dich denn gar nicht, daß er mich vergewaltigen wollte?« schrie Nestamay ihn an. »Ist dir das wirklich gleichgültig? Genauso, wie es dir nichts ausgemacht hat, meinen Vater in die Wüste zu schicken, damit er dort umkam? Du und dein Geschwätz über den Stolz, den wir beweisen sollen, wenn wir wieder andere Menschen treffen – ich hoffe nur, daß ich dann schon tot bin, damit ich nicht vor Scham weinen muß, wenn du auch ein Mensch zu sein behauptest! Du bist keiner! Du bist eine Maschine – du bist ein Ding! «
    Sie schlug ihm ins Gesicht und wandte sich zur Flucht.
     
    *
     
    Den Rest des Nachmittags verbrachte sie in Gedanken an das Ungeheuerliche ihrer Tat. Sie wagte sich nicht nach Hause zurück, um nach dem Essen zu schlafen, wie es vor Antritt jeder Nachtwache Vorschrift war. Statt dessen hockte sie in einem geschützten Winkel an

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