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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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seine – aber er fand, daß sie weitergehen konnten, wenn er ihnen Pausen gewährte, in denen sie sich hinlegten und ihre sonderbaren Hilfsmittel benützten.
    Der Tag verging. Sobald es dunkel wurde, fingen die gefangenen Einheiten an zu stolpern und herumzutasten. Es zeigte ihm, daß sie kein Radar besaßen. Vielleicht war die Anlage auch bei der Zerstörung ihrer Radiosender unbrauchbar geworden.
    Nach einiger Überlegung verfertigte er aus gebrochenen und zusammengeschweißten Stangen eine Art Sitzbank und nötigte sie mit sanften Stößen, darauf Platz zu nehmen. Dann hob er die Sitzbank mit zwei Greifern auf und trug sie vor sich her. Sie machten keine Fluchtversuche mehr und emittierten nur noch wenige und leise Schallwellen. Anscheinend waren sie erschöpft. Aber zu seiner Überraschung begannen sie sich wieder lebhaft zu bewegen und strahlten laute Schallwellen aus, als er endlich die Höhle erreicht und sie niedergesetzt hatte. Als erstes verschweißte er die zwei Drahtseilenden mit einem Eisenblock, den er für Notfälle aufbewahrt hatte.
    Ein Teil seines Bewußtseins reflektierte, daß ihr Mechanismus sehr seltsam sein mußte, vielleicht so seltsam, daß sie sich als unverdaulich erweisen würden. Ihre Energiezellen schienen so extremen Spannungsverhältnissen unterworfen zu sein, daß sie zeitweise sämtliche Funktionen zum Erliegen brachten, was bei Personen nur sehr selten und nach langem Nahrungsmittelentzug vorkam. Für diese Einheiten schien es jedoch normal zu sein, und oft wurden sie ganz plötzlich wieder munter.
    Null gab seine Spekulationen auf. Während er arbeitete, überflutete Eins besorgte Stimme seinen Empfänger. »Was ist geschehen? Du bist verletzt! Komm näher, laß mich sehen! Oh, mein Lieber!«
    »Nichts Gefährliches«, versicherte er ihr. »Ich habe einen Rotor erschossen. Mach dir ein Essen, bevor du dich um mich kümmerst.«
    Er ließ sich neben ihr auf dem Höhlenboden nieder. Die Glühkugeln, die sie auf den rauhen Steinwänden kultiviert hatten, warfen Glanzlichter auf ihren Körper und auf die graziösen Werkzeugfühler, die sich nach ihm ausstreckten. Sein chemischer Sensor brachte ihm den Duft von Lösungs- und Schmiermitteln, die Essenz der Weiblichkeit. Vor der Höhlenöffnung war es dunkel geworden. Der Wald stöhnte und läutete. Aber hier hatte er Licht und ihre Nähe. Er war zu Hause.
    Sie nahm ihm das Traggestell vom Rücken, machte aber keine Anstalten, den Kessel zu bedienen, der für die Aufbereitung der Nahrung diente. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt seinem beschädigten Arm. »Unterhalb des Ellbogens müssen wir alles ersetzen«, entschied sie. »Null, du lieber tapferer Dummkopf, warum hast du dich solchen Gefahren ausgesetzt? Begreifst du denn nicht, daß meine Welt ohne dich nur Rost wäre?«
    »Es tut mir leid«, entschuldigte er sich. »Was du jetzt für mich aufwenden mußt, geht unserem Neuen verloren.«
    »Das macht nichts. Bring mir noch so ein paar hübsche große Rotoren, und ich werde den Verlust bald ausgeglichen und auch den Neuen fertiggemacht haben.« Ihre Fröhlichkeit bekam einen schüchternen Unterton. »Weißt du, ich möchte den Neuen ja auch recht bald aktivieren, damit wir einen anderen anfangen können.«
    Die Erinnerung an jenen Augenblick im letzten Jahr, als er seine elektrischen Energien und Magnetfelder mit denen ihres Körpers vereinigt hatte, als in ihrem Innern die erste Kristallisation seines Baumusters stattfand, erfüllte ihn mit Wärme.
    Was sie jetzt zusammen taten, geschah in einer Atmosphäre liebevoller Intimität. Als sie seinen ruinierten Unterarm entfernt und er den Stumpf in ihre Reparaturöffnung gesteckt hatte, begannen tausend feine Fühler und Geräte ihre Arbeit. Wieder vereinten sich die elektrischen, chemischen und mechanischen Systeme von Null und Eins. Der Prozeß war bewußt nicht kontrollierbar, er war eine weibliche Funktion. Eins unterschied sich in diesem Augenblick durch nichts von einem primitiven Motile, das sich in einem lichtlosen Wühlgang mit seinem beschädigten Partner vereinte.
    Die Reparatur dauerte lange. Die neue Person, die Eins in ihrem Körper aufbaute, war lebensgroß und stand kurz vor der Fertigstellung. Aber sie war noch nicht aktiviert. Die feinsten Verflechtungen des Speichersystems waren noch im Aufbau begriffen und die Speicherplatten selbst noch nicht magnetisiert.
    Endlich hatte Eins die Arbeit getan. Langsam zog Null seinen neuen Arm heraus und bewegte die Greifer. »Nun,

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