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TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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freiwillig. Vielleicht hast du jetzt eine klarere Vorstellung von den Kräften, mit denen wir zu kämpfen haben.«
    Holroyd nickte. Ihre Erklärung stimmte mit dem überein, was er erlebt hatte, doch hatte er keine Möglichkeit einer Nachprüfung.
    Jene Frau, jenes Wesen dort draußen im Raum, das die Befehle erteilt hatte. Die Göttin Ineznia! Sie war Realität und nicht länger nur ein Name. Zum erstenmal erkannte Holroyd mit voller Klarheit, daß er um sein nacktes Leben kämpfte.
    Ruhig ging Holroyd zu dem Sockel, aus dem der Gebetsstab herausragte. Dort angelangt, blickte er fragend zum Mädchen zurück. Er deutete auf den Stab. Sie nickte sofort und kam zu ihm. Ihre rasche Reaktion ließ ihn reuevoll lächeln. Vielleicht sollte er sich dafür entschuldigen, daß er davongelaufen war, bevor sie ihm mit diesem selben Gebetsstab den Ursprung der Götterkraft erklären konnte. Er entschloß sich dagegen. Vielleicht hatte er richtig gehandelt. Neben ihm sagte das Mädchen:
    »Der Gebetsstab ist wichtig. Doch zunächst ein Wort zu den Notwendigkeiten, die deine Existenz in Gonwonlane ermöglichen.« Sie fuhr fort: »Du wirst dich gefragt haben, warum es so lebenswichtig für dich ist, Nushirvan zu erobern. Der Grund ist der Große Thronsessel der Macht. Der Sessel befand sich früher in der Palastzitadelle von Ptath; er wurde entfernt – und beachte dies –, weil du deine gesamte, volle Gotteskraft zurückgewinnen würdest, wenn du dich in ihn setzen würdest.
    Er wurde von Ineznia ins Kapitol des Nushirs von Nushirvan gebracht, mit der Genehmigung des Nushirs. Sie glaubt, daß es ihr gelingen wird, dich zu vernichten, bevor du zu ihm gelangen kannst. Ptath, es ist meine feste Überzeugung, daß du nur durch eine wohlgeplante Invasion und unter Zuhilfenahme der größten und mächtigsten Armeen aller Zeiten zum geheimnisumwitterten, namenlosen Kapitol des Nushirs vordringen und Anspruch auf den Gottsessel von Ptath erheben kannst.«
    Das Mädchen zögerte, wie um jedem ihrer Worte Gewicht zu verleihen, und sagte dann mit äußerstem Ernst:
    »Die Zeit ist deshalb gekommen, die gefährlichste aller Aktionen durchzuführen. Unter allen Umständen müssen wir die Initiative behalten, und sobald ich dir die Bedeutung des Gebetsstabes gezeigt habe, werde ich dir sagen, was du als nächstes tun mußt.
    Jetzt nimm meine Hand.«
    Holroyd griff behutsam nach ihrer Hand. Sie fühlte sich warm an, fast kribbelnd vor Lebensfülle. Der Gedanke kam: Was für ein Erlebnis wäre es, eine Frau zu küssen, die derart vor Leben sprühte! Er sah rasch das Mädchen an. War diese feine Suggestion von ihr gekommen? Vermutlich nicht. Er, Holroyd, war völlig in der Lage, selbst einen derartigen Gedanken zu formen. Er sah mit ernstem Interesse zu, als sie mit der anderen Hand nach dem Gebetsstab griff. Kurz bevor ihre Finger den Stab berührten, sah sie ihn zwingend an und sagte:
    »Ich möchte dich noch einmal dringend daran erinnern, daß du Prinz Ineznio täuschend ähnlich bist, selbst im Tonfall der Stimme.«
    »Was«, erwiderte Holroyd rasch, »hat das mit ...«
    Er verstummte. Er verstummte, weil die Finger des Mädchens in diesem Augenblick den violettglühenden Metallstab umfaßten. Das Feuer mußte noch im selben Moment durch ihre andere Hand geschossen sein, die die seine hielt. Holroyd krümmte sich in stummer Qual zusammen. Es war, als ob er ein blankes Stromkabel hielt. Er versuchte krampfhaft, sich zu befreien. Aber in seinen Bemühungen lag keine Stärke. Alle Stärke war in dem Strom Energie, der sich in seinen Körper ergoß.
    Er hatte gerade noch Zeit, zu erkennen, daß er erneut betrogen worden war.

 
8.
     
    Von ihrem Liegeplatz auf dem Felsboden des Kerkers im Palast aus konnte L'Onee die Gestalt der Göttin Ineznia nur schattenhaft erkennen. Im trüben, trostlosen Licht der Kammer saß Ineznias kleiner, zarter Mädchenkörper reglos in dem großen Sessel, den sie vor unzähligen Tagen hatte herunterbringen lassen. Das goldene Haar, das ihr Haupt krönte, glitzerte fein. Sie kauerte dort, mit hängendem Kopf und schlaffen Armen; ihre Essenz war offensichtlich noch fern von hier.
    Als L'Onee den leblosen Leib beobachtete, begann sich allmählich ein undefinierbarer Druck aufzubauen, als ob ein Geisteswind aus einer riesigen Nacht zu blasen begonnen hatte. Er wurde stärker. Kraft strömte in den Kerkerraum. Die gedämpften Lichter flammten hell auf und beschienen einen Manneskörper, der im Begriff war, auf den

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