TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten
Knirschen gab sie ein wenig unter seinen Händen nach. Nun zog er mit aller Kraft und gewann wieder einen Fuß Raum.
Doch das Knirschen hatte sie verraten. Ein Ruf erklang unten, und ein Pfeil kam durch den Schacht heraufgesaust. Ohne Schaden anzurichten, fiel er wieder zurück. Arskane erschien, ein Sammelsurium modriger Möbel vor sich herschiebend. Er half Fors bei der Tür. Gemeinsam kämpften sie gegen das widerwillige Metall; Schweiß rann ihnen in die Augen, tropfte vom Kinn.
Die Geräusche im Schacht wurden lauter. Mehr Pfeile schossen ans Licht und fielen zurück. Arskane drehte sich um und zerrte seinen Möbelberg heran. Er versetzte ihm einen kräftigen Stoß, und der ganze Aufbau stürzte in den Schacht. Von unten antwortete wütendes Geschrei. Dann ein Aufschlag. Arskane rieb sich mit der staubigen Hand über das nasse Kinn. »Bei der gehörnten Eidechse, einer von denen ist erledigt!«
Die Tür war jetzt zur Hälfte geschlossen. Plötzlich gab sie mit einem Ruck nach, so daß beide Männer fast stürzten. Fors schrie triumphierend auf, doch zu früh. Nur einen Fuß hatten sie gewonnen. Noch immer blieb ein Spalt, groß genug, um einen Körper durchzulassen.
Arskane trat zurück und sah die Tür lange und nachdenklich an. Dann sammelte er alle Kraft, deren er noch fähig war, in einem mächtigen Schlag mit der flachen Hand. Wieder gab der Stahl nach und glitt wenige Zoll weiter. Doch unten hatte der Lärm wieder begonnen.
Jetzt kam etwas aus der Dunkelheit und landete dicht neben Fors' Fuß. Es war eine Hand, knochendürr und bedeckt mit runzliger, grauer Haut. Fors hob den Fuß und trat mit seinem genagelten Bergstiefel zu. Ein gellender Schrei ertönte. Sie warfen sich in einem letzten, wütenden Versuch noch einmal gegen die Tür. Ihre Nägel brachen und kratzten über das Metall – aber es gab nach und schnappte in die Schiene der Seitenwand.
Minutenlang lehnten sie keuchend, die zerschundenen, blutenden Hände von sich gestreckt, an der Korridorwand. Faustschläge dröhnten gegen die Tür, doch sie gab nicht nach.
»Die bekommen sie nicht auf«, keuchte Arskane schließlich. »Von der Leiter aus können sie sie nicht aufbrechen. Wenn es keinen anderen Weg hier herauf gibt, sind wir für's erste in Sicherheit ...«
Lura kam von einer Inspektion der leeren Räume zurück; dort drohte anscheinend keine Gefahr. Sie konnten Atem holen.
Der Südländer trat, von Fors gefolgt, an eines der großen leeren Fenster, die den Blick auf die Straße unten freigaben. Dort lag die tote Stute, doch das Bündel, das sie getragen hatte, war fort ... Und irgend etwas war unnatürlich an der Art, wie sie da lag ...
»Aha, Fleischfresser sind sie also ...«
Fors schluckte verkrampft. Er hob die Augen und las in Arskanes Gesicht denselben Gedanken. Doch dessen Hand lag an seiner Waffe.
»Ehe dieses Fleisch in ihrem Topf kocht, müssen sie sich schon gewaltig anstrengen! Sind das wirklich die Tierwesen, von denen du sprachst, Kamerad?«
»Ich glaube. Und sie sollen sehr listig sein.«
»Dann werden wir ebenso listig sein. Und jetzt wollen wir sehen, was über uns ist.«
Fors sah den Tauben zu, die um die Ruinen segelten. »Wir haben keine Flügel.«
»Nein, aber ich stamme von Menschen ab, die fliegen konnten.« In Arskanes Stimme lag leiser Humor. »Wir werden uns einen Weg nach draußen suchen, auf dem uns die Meute da unten nicht folgen kann.«
Sie gingen endlose Korridore entlang. In allen Räumen fanden sie nur Möbelreste und Knochen. Im dritten Raum stießen sie auf weitere Schachttüren – alle verschlossen. Und dann, ganz hinten am Ende eines Seitenganges, stieß Arskane eine Tür auf und stand in einem Treppenhaus.
Lura schlüpfte an ihnen vorbei und glitt lautlos die Treppe hinab. Sie hockten sich in den Schatten und warteten auf ihren Bericht.
Arskanes Gesicht war fahl. Die anstrengende Kletterei auf der Leiter und der Kampf mit der Tür hatten ihre Spuren hinterlassen. Er stöhnte und lehnte sich mit der Schulter behutsam gegen die Wand. Fors beugte sich vor. Da es ganz ruhig war, konnte er sich auf Lura konzentrieren.
Hier gab es kein Anzeichen dafür, daß die Tierwesen die Treppe benutzt hatten, und doch ... Lura war stehengeblieben! Fors schloß die Augen und stellte sich ganz auf die Katze ein. Sie war nicht in Gefahr, aber sie war ratlos. Der Weg war versperrt; sie konnte nicht weiter. Und als ihr brauner Kopf wieder an der Tür erschien, wußte Fors, daß dies der rettende Ausweg
Weitere Kostenlose Bücher