TTB 106: Der dritte Planet
Kühlschrank, die Waschmaschine – alles noch nicht bezahlt. Und das Bett, das sie sich wünscht ...
Aber trotzdem mache ich alles nur noch schlimmer, weil ich mich wie ein Vollidiot benehme.
Warum mußte ich auch damals wütend die Tür unseres Appartements hinter mir zuknallen und fortgehen? Zugegeben, wir hatten uns gestritten, aber es war doch nicht unser erster Krach. Gekränkte Eitelkeit, das war der wirkliche Grund. Obwohl ich bereits seit sieben – sieben! – Jahren Romane schreibe, habe ich erst dreihundertsechzehn Dollar damit verdient. Und ich arbeite noch immer abends als miserabel bezahlte Aushilfsschreibkraft. Und Mary muß in demselben Büro weiterarbeiten. Gott weiß, daß sie allen Anlaß hat, an meiner Begabung zu zweifeln. Sie hat völlig recht, wenn sie darauf besteht, daß ich die Stellung annehme, die Jim mir bei seinem Magazin angeboten hat.
Alles hängt von mir ab. Ich müßte nur zugeben, daß ich weniger Talent habe, als ich dachte, und den richtigen Entschluß fassen, damit alles wieder gut wird. Keine Nachtarbeit mehr. Mary könnte zu Hause bleiben, was nur recht und billig wäre. Außerdem wünscht sie es sich schon lange. Der richtige Entschluß – das genügt bereits.
Ich habe also den falschen gefaßt ... Als ob ich etwas dafür könnte!
Ich bin mit Mike ausgegangen. Als wir schon einen sitzen hatten, trafen wir Jean und Sally. Seit Wochen wollen wir nicht wahrhaben, daß wir uns wie Trottel aufführen, obwohl wir es genau wissen. Wir genießen die neue Erfahrung. Spielen die Rolle von zwei Eseln bis zur Vollendung.
Und gestern abend gingen wir beide – zwei verheiratete Männer – mit den Mädchen in ihr gemeinsames Appartement und ...
Kann ich es nicht sagen? Bin ich zu ängstlich, zu schwach? Narr!
Ehebrecher.
Wie konnte es nur so weit kommen? Ich liebe Mary. Ich liebe sie wirklich. Und trotzdem – obwohl ich sie liebe – habe ich es getan.
Dabei wird alles nur noch dadurch komplizierter, daß ich es schön fand. Jean ist liebenswürdig und verständnisvoll, leidenschaftlich, eine Art Symbol für glücklichere Jugendzeiten. Es war wunderschön. Ich mußte lügen, wenn ich behaupten wollte, daß es nicht schön gewesen sei.
Aber wie kann das Schlechte schön sein? Wie kann Grausamkeit begeisternd sein? Alles ist verdreht, die alten Maßstäbe haben ihren Sinn verloren.
SAMSTAGNACHMITTAG:
Sie hat mir verziehen, Gott sei Dank. Ich werde Jean nie wiedersehen. Alles ist wieder in Ordnung.
Heute morgen setzte ich mich auf Marys Bettrand und weckte sie vorsichtig. Sie schrak auf und starrte den Wecker an. Sie hatte geweint.
»Wo bist du gewesen?« fragte sie mit der leisen Stimme, die sie immer hat, wenn sie sich vor etwas fürchtet.
»Bei Mike«, log ich. »Wir haben die ganze Nacht hindurch getrunken und miteinander geredet. Lauter dummes Zeug.«
Sie starrte mich noch immer an. Dann nahm sie langsam meine Hand und preßte sie gegen ihre Wange.
»Es tut mir alles so leid«, sagte sie mit Tränen in den Augen.
Ich mußte meinen Kopf an ihre Schulter legen, damit sie mein Gesicht nicht sehen konnte. »Oh, Mary«, sagte ich. »Mir tut es auch leid.«
Ich werde es ihr nie sagen. Sie bedeutet mir zuviel. Ich darf sie nicht verlieren.
SAMSTAGABEND:
Heute nachmittag sind wir in Mandels Möbelgeschäft gegangen und haben ein neues Bett gekauft.
»Wir können uns aber kein neues leisten, Liebling«, protestierte Mary.
»Laß das meine Sorge sein«, beruhigte ich sie. »Du weißt selbst, wie unbequem das andere ist. Ich will, daß mein Schatz weich schläft.«
Sie küßte mich impulsiv. Dann ließ sie sich begeistert auf die Matratze fallen und wippte wie ein Kind darauf herum.
»Oh, sieh doch, wie weich!« rief sie dabei aus.
Alles ist wieder in Ordnung. Alles – bis auf die unbezahlten Rechnungen und Mahnungen, die heute im Briefkasten lagen. Alles – bis auf meine letzte Kurzgeschichte, für die ich keinen richtigen Anfang finde. Alles – bis auf meinen Roman, den bisher fünf Verlage abgelehnt haben. Burney & Sohn muß ihn annehmen. Sie haben ihn lange genug behalten. Ich rechne fest damit. Meine Schreiberei ist doch nicht sinnlos. Alles wird klappen. Aber trotzdem fühle ich mich wie eine bis zum äußersten gespannte Feder.
Nur gut, daß Mary nichts davon weiß.
SONNTAGABEND:
Mehr Sorgen. Ein neuer Krach. Ich könnte nicht einmal den Grund dafür angeben. Sie schmollt. Ich bin wütend. Ich kann nicht schreiben, wenn ich mich ärgere. Sie
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