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TTB 106: Der dritte Planet

TTB 106: Der dritte Planet

Titel: TTB 106: Der dritte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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weiß es genau.
    Am liebsten möchte ich Jean anrufen. Sie interessierte sich wenigstens für meine Arbeit. Warum werfe ich den Krempel nicht einfach hin? Ich könnte mich besaufen, von einer Brücke herunterspringen – irgend etwas. Kein Wunder, daß Babies glücklich sind. Für sie ist das Leben einfach. Ein wenig Hunger, ein wenig Kälte, manchmal Angst vor der Dunkelheit. Sonst nichts. Warum muß man überhaupt erwachsen werden? Das Leben wird viel zu kompliziert.
    Mary hat mich gerade zum Abendessen gerufen. Ich habe keinen Appetit. Ich will auch nicht zu Hause herumsitzen. Vielleicht rufe ich Jean später doch noch an. Nur um Guten Tag zu sagen.
     
    MONTAGMORGEN:
    Der Teufel soll die Verleger holen!
    Zuerst behalten sie mein Buch über ein Vierteljahr lang. Aber das ist noch nicht schlimm genug, o nein! Sie müssen unbedingt Kaffee über das Manuskript schütten und mir dann einen gedruckten Wisch beilegen, auf dem steht, daß der Verlag »bedauert« ... Ich möchte sie in die Luft sprengen! Ob die Kerle eigentlich wissen, was sie mir damit angetan haben?
    Mary sah den Zettel. »Was nun?« fragte sie angewidert.
    Ich versuchte mich zu beherrschen.
    »Glaubst du immer noch an dein schriftstellerisches Talent?« fragte sie.
    Ich konnte mich nicht länger beherrschen. »Oh, du meinst also, daß diese Halunken zu einem Urteil über meinen Roman berufen sind, was?« schrie ich los. »Sie haben sozusagen das Urteil in letzter Instanz bestätigt, wie?«
    »Du schreibst seit sieben Jahren«, warf sie ein. »Bisher ohne Erfolg.«
    »Und ich werde noch sieben schreiben«, sagte ich. »Hundert, tausend Jahre lang, wenn es sein muß!«
    »Willst du nicht endlich den Job annehmen, den Jim dir angeboten hat?«
    »Nein, ich denke nicht daran.«
    »Du hast gesagt, daß du es tun würdest, wenn der Roman diesmal wieder zurückkommt.«
    »Ich habe einen Job«, antwortete ich, »und du hast einen Job – so ist es und wird es auch bleiben.«
    »Aber ich werde mich nicht damit abfinden«, fuhr sie auf.
    Vielleicht läuft sie fort. Wen kümmert das schon! Ich habe ohnehin alles gründlich satt. Rechnungen, Rechnungen. Tagelang an der Schreibmaschine. Mißerfolge, Mißerfolge, Mißerfolge! Und das Leben geht weiter seinen Gang, spielt mit den Menschen, wie ein Kind mit Bauklötzen, die man achtlos durcheinanderwirft, wenn man keine Lust zum Spielen mehr hat.
    »Du! Der du unser Schicksal lenkst, der du das Universum in Bewegung hältst. Ob mir jemand Gehör schenkt? Mache die Welt und das Leben einfacher! Ich glaube an nichts, aber ich würde alles geben! Wenn ich nur ...«
    Oh, was soll das? Mir ist alles so gleichgültig geworden.
    Heute abend rufe ich Jean an.
     
    MONTAGNACHMITTAG:
    Ich bin eben unten gewesen, um Jean wegen Samstagabend anzurufen. Mary ist an dem Abend bei ihrer Schwester eingeladen. Sie hat mich nicht gefragt, ob ich mitkomme, deshalb werde ich bestimmt nichts davon erwähnen.
    Ich habe Jean gestern abend angerufen, aber die Telefonistin im Stanley Club sagte, daß sie ausgegangen sei. Ich überlegte mir, daß ich sie heute im Büro erreichen könnte.
    Deshalb ging ich in den nächsten Drugstore, um ihre Nummer im Telefonbuch nachzuschlagen. Eigentlich hätte ich sie auswendig wissen müssen. Ich habe sie schon oft genug angerufen. Aber irgendwie habe ich sie mir nie zu merken versucht. Wozu denn auch, schließlich gibt es überall Telefonbücher.
    Sie arbeitet für ein Magazin, das Design Handbook oder Designer's Handbook oder so ähnlich heißt. Seltsam, daß ich mich daran auch nicht mehr erinnere. Wahrscheinlich habe ich mich nie sehr damit befaßt.
    Ich erinnere mich aber noch an die Redaktion, weil ich Jean dort vor einigen Wochen zum Lunch abgeholt habe. Damals habe ich Mary gesagt, daß ich in der Bibliothek sei.
    Ich weiß bestimmt, daß die Telefonnummer der Magazinredaktion in der rechten oberen Ecke auf einer der rechten Seiten des Telefonbuchs stand. Ich habe sie schon Dutzende von Malen nachgeschlagen, und immer stand sie dort.
    Nur heute nicht.
    Ich fand das Wort Design und verschiedene Firmen, deren Namen damit anfingen. Aber sie alle standen auf der linken Seite links unten – also genau entgegengesetzt. Und ich las keinen einzigen Namen, der mir bekannt vorgekommen wäre. Sonst überfliege ich die Einträge nur, bis ich das Magazin gefunden habe. Dann sehe ich die Nummer nach. Aber heute war es anders.
    Ich suchte und suchte und blätterte in dem Buch herum, ohne etwas zu finden, was wie

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