TTB 106: Der dritte Planet
liegen gesehen habe. Ich erklärte ihr, daß ich von dieser Art Tabletten immer Sodbrennen bekäme. Daß mir nur so lächerliche Ausreden einfallen!
Ich rannte zu dem nächsten Drugstore. Natürlich wollte ich nicht noch einmal vom Büro aus telefonieren.
Die gleiche Telefonistin meldete sich.
»Könnte ich mit Miss Sally Norton sprechen?« fragte ich.
»Einen Augenblick, bitte«, antwortete sie, und ich mußte mich gegen die Wand der Telefonzelle lehnen. Sonst wußte sie die Namen aller Mitglieder sofort und stellte die Verbindung ohne zu fragen her. Und Sally und Jean wohnten seit mindestens zwei Jahren dort.
»Tut mir leid, Sir«, sagte sie. »Hier wohnt keine Miss Norton.«
»Mein Gott ...«, stöhnte ich.
»Ist etwas nicht in Ordnung?« erkundigte sie sich.
»Weder Jean Lane noch Sally Norton wohnen dort?«
»Sind Sie der Herr, der vorher schon einmal angerufen hat?«
»Ja.«
»Hören Sie zu, wenn Sie sich einen schlechten Spaß erlauben wollen ...«
»Ein Spaß! Gestern abend habe ich angerufen. Sie sagten mir, daß Miss Lane ausgegangen sei, und fragten, ob Sie etwas ausrichten könnten. Ich lehnte dankend ab. Dann rufe ich heute noch einmal an – und Sie behaupten, daß bei Ihnen keine Miss Lane wohnt.«
»Tut mir leid, Sir. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Ich hatte gestern abend Dienst, aber ich erinnere mich nicht an Ihren Anruf. Wenn Sie wünschen, kann ich Sie mit dem Manager verbinden.«
»Nein, danke schön«, sagte ich und hängte auf.
Dann wählte ich Mikes Nummer. Aber er war nicht zu Hause. Seine Frau Gladys nahm den Anruf entgegen und sagte mir, daß Mike zum Kegeln gegangen sei.
Ich war reichlich nervös, sonst hätte ich nicht so dumm gefragt.
»Mit seinen Freunden?« fragte ich sie.
Sie schien ein bißchen eingeschnappt. »Na, ich hoffe es wenigstens«, antwortete sie.
Ich beginne Angst zu haben.
DIENSTAGABEND:
Ich habe Mike heute abend wieder angerufen. Ich habe mich nach Sally erkundigt.
»Wer?«
»Sally.«
»Welche Sally?« fragte er.
»Du weißt genau, welche Sally ich meine, du alter Heuchler!«
»Was soll das alles? Willst du dir einen Witz mit mir machen?« meinte er.
»Vielleicht«, sagte ich. »Warum redest du nicht endlich vernünftig?«
»Am besten fangen wir noch einmal von vorn an«, schlug er vor. »Wer, zum Teufel, ist diese komische Sally?«
»Kennst du keine Sally Norton?«
»Nein. Wer ist das überhaupt?«
»Warst du nie zusammen mit ihr, Jean Lane und mir aus?«
»Jean Lane! Wovon sprichst du eigentlich?«
»Du kennst also auch keine Jean Lane?«
»Nein, bestimmt nicht! Du treibst es allmählich zu weit. Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst, aber sehr witzig ist es jedenfalls nicht. Als verheiratete Männer ...«
»Hör zu!« schrie ich in den Apparat. »Wo warst du am Samstagabend vor drei Wochen?«
Er schwieg einen Augenblick.
»War das nicht der Abend, an dem wir zusammen bei mir saßen, während Mary und Gladys sich die Modenschau im ...«
»Allein bei dir? Waren wir allein? Niemand außer uns?«
»Wer denn?«
»Keine Mädchen? Sally? Jean?«
»Oh, jetzt fängst du schon wieder damit an«, stöhnte er. »Menschenskind, was ist denn nur mit dir los? Kann ich dir irgendwie helfen?«
Ich mußte mich an dem Telefon festhalten.
»Nein«, sagte ich mit schwacher Stimme. »Nein.«
»Was fehlt dir denn? Du bist ganz aufgeregt!«
Ich hängte wortlos auf. Ich bin völlig durcheinander. Ich habe das Gefühl, als sei ich am Verhungern – und nirgends auf der ganzen weiten Welt gibt es Brot, das mich davor bewahren könnte.
Was soll ich nur tun?
MITTWOCHNACHMITTAG:
Es gab nur ein Mittel, um zuverlässig herauszubekommen, ob Sally und Jean wirklich verschwunden waren.
Ich hatte Jean durch einen Freund aus meiner Collegezeit kennengelernt. Sie stammt aus Chicago, wo auch mein Freund wohnt. Von ihm habe ich ihre Adresse in New York – den Stanley Club. Selbstverständlich wußte Dave nicht, daß ich verheiratet bin.
Ich besuchte also Jean und ging mit ihr aus, und mein Freund Mike ging mit ihrer Freundin Sally aus. So war es, das weiß ich bestimmt.
Deshalb schrieb ich heute einen Brief an Dave. Ich berichtete ihm alles. Ich bat ihn, er solle sich bei ihren Eltern erkundigen und mir dann mitteilen, ob alles ein Witz oder nur ein Zufall gewesen war. Dann nahm ich mein Adreßbuch aus der Schublade.
Daves Name steht nicht mehr darin.
Werde ich allmählich verrückt? Ich weiß genau, daß seine Adresse darin stand. Ich
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