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TTB 106: Der dritte Planet

TTB 106: Der dritte Planet

Titel: TTB 106: Der dritte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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sprach sehr ruhig.
    »Das Buch enthält keinerlei Eintragungen.«
    Ich griff danach und blätterte die Seiten aufgeregt durch.
    Es enthielt wirklich keine.
    »Mein Gott ...«, stöhnte ich.
    »Vielleicht können wir Ihr Guthaben an Hand der Nummer des Buchs feststellen«, schlug der Mann vor. »Wollen Sie nicht einen Augenblick mit an meinen Schreibtisch kommen?«
    Aber das Buch trug keine Nummer. Das sah ich ganz deutlich. Und ich spürte, daß mir die Tränen in die Augen stiegen.
    »Nein«, sagte ich. »Nein.« Ich ging an ihm vorbei auf den Ausgang zu.
    »Einen Augenblick, Sir«, rief er hinter mir her.
    Ich rannte hinaus und rannte bis nach Hause.
    Ich wartete im Wohnzimmer auf Marys Rückkehr. Ich warte noch jetzt. Ich blättere das Bankbuch durch. Und starre auf die Linie, über der unsere Unterschriften standen. Auf die Seiten, die unsere Einzahlungen enthielten. Fünfzig Dollar von ihren Eltern zum ersten Hochzeitstag. Zweihundertdreißig Dollar aus einer Versicherungsrückzahlung. Zwanzig Dollar hier, zehn Dollar dort.
    Keine Eintragung.
    Alles und alle verschwinden. Jean. Sally. Mike. Namen gehen in Rauch auf, und die Menschen mit ihnen.
    Jetzt das hier. Was kommt als nächstes?
     
    SPÄTER:
    Ich weiß es.
    Mary ist nicht nach Hause gekommen.
    Ich habe im Büro angerufen. Sam antwortete, und ich fragte ihn, ob Mary dort sei. Er sagte, daß ich mich in der Nummer geirrt haben müsse, denn hier arbeite keine Mary. Ich nannte meinen Namen. Dann fragte ich ihn, ob ich dort arbeite.
    »Laß den Unsinn«, protestierte er. »Montag sehen wir uns wieder.«
    Ich rief alle Verwandten an – meine Kusine, meine Schwester, ihren Vetter, ihre Schwester, ihre Eltern. Keine Antwort. Das Telefon klingelt nicht einmal. Keine der Nummern scheint es überhaupt zu geben. Dann sind sie also alle verschwunden.
     
    SONNTAG:
    Ich weiß nicht, was ich tun soll. Den ganzen Tag über habe ich am Fenster des Wohnzimmers gesessen und auf die Straße hinausgestarrt. Ich wollte sehen, ob dort zufällig jemand vorbeigeht, den ich kenne. Ohne Erfolg. Alles nur Fremde.
    Ich bringe nicht genügend Mut auf, um das Haus zu verlassen. Schließlich ist mir sonst nichts mehr geblieben. Die Möbel und unsere Kleidungsstücke.
    Meine Garderobe, meine ich. Ihr Schrank ist leer. Ich habe heute morgen nach dem Aufstehen hineingesehen, und sämtliche Kleider waren verschwunden. Es ist wie ein Zauberkunststück, in dem alles verschwindet ...
    Ich lachte nur. Ich muß ziemlich ...
    Ich rief das Möbelgeschäft an. Es ist auch an Sonntagnachmittagen geöffnet. Der Mann am Telefon sagte, daß kein Bett auf meinen Namen bestellt worden sei. Ob ich nicht kommen und mich selbst überzeugen möchte?
    Ich legte auf und starrte weiter aus dem Fenster.
    Ich überlegte, ob ich nicht meine Tante in Detroit anrufen sollte. Aber ich kann mich nicht mehr an die Nummer erinnern. Und sie steht auch nicht mehr in meinem Adreßbuch. Alle Seiten sind jetzt leer. Nur mein Name auf dem Umschlag ist übriggeblieben. Er ist in Gold geprägt.
    Mein Name. Nur mein Name. Was soll ich sagen? Was kann ich tun? Alles ist so einfach. Mir bleibt nichts zu tun.
    Ich habe das Fotoalbum vor mir. Fast alle Bilder haben sich verändert. Die Leute darauf sind einfach nicht mehr da.
    Mary ist verschwunden, und alle unsere Freunde und Bekannten mit ihr.
    Seltsam.
    Auf dem Hochzeitsfoto sitze ich ganz allein vor einer langen Tafel, die prächtig gedeckt ist. Mein linker Arm hängt in der Luft, als umarmte ich gerade die Braut. Und auf beiden Seiten der Tafel schweben Gläser in der Luft.
    Sie trinken mir zu.
     
    MONTAGMORGEN:
    Ich habe eben den Brief zurückbekommen, den ich an Jim geschrieben habe. EMPFÄNGER UNBEKANNT steht auf den Umschlag gestempelt.
    Ich wollte mit dem Briefträger sprechen, habe ihn aber nicht mehr angetroffen. Er war bereits gegangen, als ich die Tür erreichte.
    Vorher war ich bei unserem Lebensmittelhändler. Er erkannte mich. Aber als ich ihn nach Mary fragte, lachte er nur und sagte, daß ich alter Junggeselle bestimmt nie heiraten werde.
    Jetzt habe ich nur noch eine Chance. Damit ist allerdings ein gewisses Risiko verbunden, aber das muß ich in Kauf nehmen. Ich werde das Haus verlassen und in die Stadt zur Geschäftsstelle der Veteran's Administration fahren. Ich möchte herausbekommen, ob meine Personalakten dort aufbewahrt werden. Falls meine Vermutung zutrifft, habe ich wenigstens einen Nachweis über meine Ausbildung, meine Heirat mit Mary und über die

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