TTB 107: Gefängnis im All
vielleicht der am wenigsten wichtige Grund ist, daß es die Pflicht eines jeden Offiziers ist, der im Kriege gefangengenommen wird, unter allen Umständen jede mögliche Anstrengung zu machen, zu entfliehen und zu seiner Einheit zurückzukehren.« Warrens Ton wurde scharf. »Glauben Sie noch an Pflichtgefühl, Commander?«
Peters schüttelte den Kopf. »Das sind zwar gute Gründe«, entgegnete er rauh, »aber sie sind nicht gut genug, um zu entschuldigen, was Sie tun wollen. Sie werden selbst erkannt haben, daß es die älteren und umfassender ausgebildeten Offiziere sind, die dazu neigen, Zivilisten zu werden, während die zuletzt Eingetroffenen die fanatischsten Komitee-Männer darstellen. Die logischen Folgerungen daraus lassen sich nicht vermeiden. Ich vermute, daß die Leute im Komitee – und wahrscheinlich sogar in Ihrem eigenen Stab – zum Teil sehr nachdenklich geworden sind und sich fragen, ob sie wirklich das Richtige tun. Es sind nämlich immer die empfindsamen, intelligenten Leute, die zu Verrätern werden. Und Sie könnten sie bekehren ... Selbst jetzt noch könnten Sie genügend von ihnen gegen die Flucht beeinflussen ...«
»Das genügt!« donnerte Warren. Sein Zorn auf den Mann, der all die Selbstzweifel und quälenden Gedanken, die ihn in der ersten Zeit kaum hatten schlafen lassen und die er endlich überwunden zu haben glaubte, wieder geweckt hatte, war so überwältigend, daß er zunächst kaum sprechen konnte.
»Wir müssen fliehen, Commander«, sagte er schließlich. »Ich habe sehr viel darüber nachgedacht, glauben Sie mir. Flucht ist die einzig wirkliche Lösung, und ich wüßte von keinem möglichen Argument, das meinen Entschluß ändern würde ...«
»Sie meinen, Sie wollen weiterhin mit Ihren Soldaten spielen!« fuhr Peters auf, und sein Gesicht war fleckig vor Wut. »Die Erde, der Krieg und die glorreichen Traditionen des Raumdienstes sind lediglich Entschuldigungen, damit Sie sich weiterhin wichtig vorkommen können.«
»Gehen Sie, Commander!« sagte Warren heiser.
»Also gut. Ich verschwende hier sowieso nur meine Zeit.« Peters erhob sich. »Aber ich warne Sie, Marschall! Ich werde alles Erdenkliche tun, um den Fluchtversuch zu verhindern – und gerade noch davor haltmachen, Sie umzubringen.«
»Es tut mir leid, Mister Peters«, sagte Warren kalt, »sehr bedauerlich, daß Sie dies noch hinzusetzen mußten. Es verpflichtet mich in keiner Weise zu einem Schuldgefühl, wenn ich gerade noch davor haltmache, Sie umzubringen, wenn Sie versuchen, mich zu behindern.«
Es dauerte einige Zeit, bis Warrens Zorn so weit verrauchte, daß er Bedauern empfinden konnte, daß er die Unterredung nicht besser gelenkt hatte. Er hätte sich über Peters anfänglichen Mangel an Höflichkeit nicht ärgern und dann nicht den Kopf verlieren sollen, als Peters ihm den Stich versetzte, daß seine besten Offiziere mögliche Verräter waren. Er hätte seine Fassung bewahren und daran denken sollen, daß der Flottenkapitän ein verbitterter alter Mann war ...
14
Zuerst dachte Warren, daß einer der zahmen Battler ausgebrochen wäre und durch die Straßen wanderte, aber als er um die Ecke bog, sah er, daß es eine Schlägerei war. Das Licht von der nächsten Straßenlaterne war zu schwach, um die Uniformen genau zu erkennen, aber offensichtlich wußten die an der Schlägerei beteiligten Männer, wer wer war. Es waren sieben, vier gegen drei, und sie gingen mit Händen, Füßen, Köpfen und in einem Fall sogar mit den Zähnen aufeinander los. Einzeln gesehen waren sie alle etwa gleich groß und kräftig, aber die drei schienen wendiger und auch weniger betrunken zu sein als die vier. Warren wollte gerade hinlaufen und eingreifen, als bereits alles vorüber war. Die siegreichen drei gingen fort, auf das hellerleuchtete Lagerhaus zu, das in einen Klub für die Kampfgruppen verwandelt worden war. Einer von ihnen hinkte leicht. Die besiegten vier befanden sich auf dem Boden. Einer war auf den Knien, und in dem schwachen Licht sah sein Gesicht aus, als wäre es mit frischer schwarzer Farbe überzogen; ein anderer hielt sich den Magen und übergab sich; die anderen beiden rührten sich nicht.
Ein Wachmann kam herbeigetrottet und begann nach den Krankenträgern zu pfeifen – ein Signal, das in letzter Zeit nur allzu vertraut geworden war. Der Mann kniete neben einer der reglosen Gestalten, bis die Sanitäter eintrafen, dann erhob er sich, fluchte und kehrte auf seinen Posten zurück.
Es überraschte
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