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TTB 107: Gefängnis im All

TTB 107: Gefängnis im All

Titel: TTB 107: Gefängnis im All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Warren nicht, daß die Gruppe der Sanitäter aus Mädchen bestand. Da das Raumanzug-Fertigungsprogramm fast beendet und die Herstellungs- und Kopierarbeiten für Bücher auf den anderen Kontinent verlegt worden waren, gab es hier wenig mehr für sie zu tun als im Hospital zu arbeiten, das eingerichtet worden war, um die Verletzungen der Tunnelarbeiter zu behandeln. Sie waren für diese Arbeit sehr geeignet, und obgleich Warren zunächst ärgerlich gewesen war, als sie sich weigerten, mit den übrigen von Nicholsons Mädchen evakuiert zu werden, war er nun froh, daß sie geblieben waren. Der Arzt, der die Gruppe anführte, war jedoch ein Mann.
    Er reichte Warren seine Lampe und erklärte ihm genau, wie er sie halten sollte, während er die Verletzungen untersuchte. Da die beiden Männer dicht nebeneinander standen, fiel genügend Licht auf ihre Gesichter, aber der Arzt gab vor, Warren nicht zu erkennen – wahrscheinlich, weil er dachte, daß er einem zufälligen Helfer Dinge sagen konnte, die er einem Marschall ganz bestimmt nicht sagen konnte.
    »Drei Rippen gebrochen und vielleicht die Milz verletzt«, sagte er, als seine Finger den Leib des Verletzten abtasteten. »Diese Verletzungen hat er erhalten, nachdem er bewußtlos war, als er hier am Boden lag! Ich vermute, das ist auch eine Methode, Nicht-Komitee-Männer dazu zu bringen, die Stadt zu verlassen ...« Sein Ton ließ die übliche Berufsruhe vermissen. »Und sehen Sie sein Gesicht an, und das Ohr! Fast durchgebissen! Wie die Tiere ...!«
    Warren hörte stumm zu, während der andere langatmig seinen Gefühlen Ausdruck verlieh. Als er endlich Gelegenheit fand, auch etwas zu sagen, klang seine Stimme grimmig und zugleich entschuldigend.
    »Mir gefällt das auch nicht besser als Ihnen, Doktor«, begann er. »Es betrübt mich, wenn Offiziere, die gegen einen gemeinsamen Feind antreten sollten, sich untereinander bekämpfen. Da es jedoch nur noch fünf Wochen bis zum Tage F ist, wird jeder allmählich nervös. Das ist ganz natürlich – und die Schuld daran trägt eher die Situation als die Leute selbst. Das und das wilde Nachtleben, das letzthin ausgebrochen ist, und auf das niemand vorbereitet war.« Warren lachte kurz auf. »Aber die Gefangenen haben gelernt, wie man Bier und stärkere Getränke aus hiesigen Pflanzen bereitet, und Offiziere, die den ganzen Tag oder die ganze Nacht über in heißen, ungenügend gelüfteten Tunneln gegraben oder zwölf Stunden lang ohne Nahrung und Wasser in Raumanzügen Übungen gemacht haben, haben ein Recht darauf, sich zu erholen. Das Ärgerliche ist, daß wir die Stärke des Gebräus nicht festlegen können, und wenn die Leute betrunken sind, fangen sie leicht eine Schlägerei an. Und seit der Tunnel-Sabotage ist es natürlich noch schlimmer geworden ...«
    Am F-Tag minus fünfzig hatte Warren eine Sonderinspektion angeordnet, und zwar in der Absicht, die wachsende Abneigung zwischen den Kampfgruppen und den Arbeits- und Versorgungstruppen einzudämmen. Es war das erstemal in zwei Jahren, daß in Andersonstown und dem umliegenden Bezirk jegliche Arbeit für das Fluchtprojekt ruhte, und während dieser Inspektion trugen alle Frauen und Männer ihre grünen Schiffsuniformen statt der üblichen formlosen Lederkleidung. Warren hatte dies angeordnet, um zu betonen, daß es keinen grundlegenden Unterschied zwischen ihnen gab und daß alle gleichgestellte Offiziere waren.
    Sobald Warren jedoch die Rednerbühne bestieg, um eine Ansprache zu halten, wurde offenbar, daß die Uniformen keineswegs uniform waren. Törichterweise hatte er vergessen, daß die Komitee-Männer ihre Kampfuniformen wie ihren kostbarsten Besitz gehütet hatten, während die anderen ihre trugen, bis sie nur noch Fetzen waren und sie sich gezwungen sahen, zu selbstgefertigter Kleidung überzugehen. So konnte man also selbst jetzt, wo alle gleich gekleidet waren, genau erkennen, wer zum Komitee gehörte und wer nicht.
    Warren sprach über ihre Verpflichtungen sich selbst und der menschlichen Rasse gegenüber; daß es ihre Pflicht wäre, zu fliehen und sie dafür Opfer bringen müßten.
    Warren wußte nicht, an welcher Stelle er mit den üblichen Ermunterungen aufgehört und der Stolz, den er auf diese hervorragenden Offiziere und das glorreiche Unternehmen, an dem sie beteiligt waren, empfand, ihn überwältigt hatte. Er war sich später auch nicht mehr sicher, an welchem Punkt er das von Hutton für ihn errichtete Sprachrohr umwarf, aber da schrie er schon so

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