Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 107: Gefängnis im All

TTB 107: Gefängnis im All

Titel: TTB 107: Gefängnis im All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
Vom Netzwerk:
schließlich war es Kelsos Stimme, die durchdrang, als Sloan der Atem ausging.
    »Es ist schließlich kein Sonntagsschulausflug, den wir geplant haben«, rief der Leutnant wutentbrannt. »Es ist eine große Aktion, die mit zum Krieg gehört! Diese Männer haben ein Recht darauf, sich zu betrinken, zu singen oder wilde Männer zu spielen – sie verdienen es, sich zu amüsieren, soviel sie können, denn in drei Wochen werden viele von ihnen nicht mehr am Leben sein! Sie werden das Schiff in Raumanzügen erobern, die beinahe Todesfallen sind. Ich sage dies mit allem Respekt vor Major Hutton, der Wunder vollbracht hat mit dem, was ihm zur Verfügung stand, aber die Anzüge sind trotzdem Todesfällen. Er hat uns die Mittel verschafft, einen erfolgreichen Angriff auszuführen, aber mit einem geschätzten Verlust – wegen Versagens des Anzugsmaterials, wohlgemerkt, nicht durch Feindeshandlung – von sechzig Prozent!«
    Kelso winkte Huttons Protest mit einer Geste ab, die es zweifellos an Respekt fehlen ließ und fuhr leidenschaftlich fort: »Die Männer wissen das, sie wissen, warum wir viermal so viele Offiziere für diese Aufgabe ausgebildet und ausgerüstet haben, als wir eigentlich dafür brauchten! Sie wissen es und wollen trotzdem mitmachen, ja würden sogar unglücklich sein, wenn sie nicht mitmachen dürften.
    Sie sind eine ganz besondere Gruppe von Offizieren«, redete er hastig weiter, »extra ausgesucht wegen ihrer Tapferkeit, Aggressivität und Härte. Sowohl Major Fielding als auch Sie, Sir, sind ihre Akten durchgegangen. Einige der Offiziere hier scheinen sich nicht ganz bewußt zu sein, was für eine ungeheure Sache wir unternehmen. Diese Flucht wird in die Geschichte eingehen, und nichts ist zu gut für die Offiziere, die den schwierigsten und gefährlichsten Teil davon auf sich nehmen! Ich finde, wenn die Arbeit mit geringfügigen kleinlichen Beschwerden und Kritik behindert wird, dann ist das fast Verrat!«
    »Einige der Mädchen haben es ja herausgefordert«, grollte Sloan plötzlich.
    Fielding fuhr wütend auf ihn los. »Wirklich, Major?« fragte sie. »Vielleicht interessiert es Sie, daß einer der Krankenberichte, die ich las, eine schwere Gehirnerschütterung erwähnte, verursacht durch einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand. Vermutlich hat das Mädchen sich wohl etwas geziert. Oder ist es nur, daß Ihre Kampfoffiziere – ich zögere, den Ausdruck ›Offiziere und Gentlemen‹ zu benutzen – bereits so weit in die Barbarei zurückgefallen sind, daß sie Methoden von Höhlenmenschen bei der Brautwerbung anwenden ...?«
    »Einflüsse der Umgebung, Major Fielding«, bemerkte Hynds mit todernstem Gesicht. »Es kommt von zu vielem Herumschwingen in Bäumen.«
    »Nun ist es aber genug!« sagte Warren scharf, als Kelso und Sloan den Mund öffneten, um eine entsprechende Entgegnung zurückzuschleudern. »Wir alle bedauern diese Vorfälle natürlich zutiefst«, fuhr er fort, »aber so wie es gegenwärtig steht, kann ich Sloans und Kelsos Gefühle verstehen. Alle diese Offiziere wissen, was ihnen bevorsteht und daß eine große Anzahl von ihnen dabei umkommen wird, und so erfordert die wachsende Nervenanspannung, unter der sie stehen, eher unser Verständnis als ein Disziplinarverfahren. Wir müssen versuchen, bei derartigen Fällen unseren Sinn für Proportionen zu wahren und die relativ geringfügigen Übel gegen den großen Erfolg abwägen, den wir zu erringen hoffen.
    Ich habe bei der endgültigen Auswahl dieser Kampfgruppen sehr gründlich überlegt«, erklärte Warren weiter, »und unglücklicherweise ist ein gewisser Mangel an Charme ein Begleitumstand der übrigen Qualitäten, die ich suchte – aber wann hat man auch schon je von einer höflichen Kampftruppe gehört? Es wäre uns vielleicht wohler zumute, wenn wir uns vor Augen halten würden, daß wir Krieg führen und all die Leute, über die wir gesprochen haben, als Kriegsopfer betrachten ...«
    Als er seine Offiziere der Reihe nach anblickte, wurde Warren sich bewußt, daß sein Stab gespalten war – und zwar standen Kelso, Sloan und er selbst auf der einen Seite, und Fielding, Hutton und Hynds auf der anderen. Er wußte, daß dieser Riß sich bei jeder weiteren Sitzung erweitern würde, und daß er bald mit einer offenen Meuterei rechnen konnte. Die Frage war nur – wann?
    Würde es ihm gelingen, sie alle noch drei Wochen lang zusammenzuhalten?

 
16
     
    Der Tag F rückte immer näher. Zwei Übungstransporte mit Battler-Wagen und

Weitere Kostenlose Bücher