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TTB 107: Gefängnis im All

TTB 107: Gefängnis im All

Titel: TTB 107: Gefängnis im All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Schiffen waren genau nach Zeitplan erfolgreich und ohne Zwischenfälle durchgeführt worden – Sloans Jäger hatten die wilden Battler, die in dieser Gegend Zwischenfälle herbeiführen konnten, buchstäblich ausgerottet. Die Attrappenteile waren zum Transport bereit; die Hinterhalt-Tunnel standen wenige Tage vor der Vollendung, und die zur Zerstörung durch Feuer und Sprengstoff bestimmten Gebiete waren gekennzeichnet.
    Die Unfälle und Rückschläge, die sich noch ereigneten, waren verhältnismäßig geringfügig und auf die eine oder andere Weise der allgemeinen Nervosität zuzuschreiben. Sabotage war nicht wieder vorgekommen.
    Am F-Tag minus zwölf sprach Warren mit Fielding die Evakuierung der Verletzten aus dem Fluchtgebiet durch, als sie plötzlich sagte: »Es gefällt mir nicht, was die Flucht aus einigen der Menschen hier gemacht hat, Sir. Meiner Meinung nach sollten Sie die ganze Sache unbestimmte Zeit aufhalten und eine andere Lösung suchen – zunächst mit einer Reihe kleinerer Verzögerungen natürlich, um dem Komitee Zeit zu geben, sich etwas zu entspannen. Es wäre viel besser, Sir, eine Dynastie zu gründen ...«
    Wäre noch jemand anderes anwesend gewesen, würde Warren sie sofort zum Schweigen gebracht haben, aber sie kannten sich schon so lange und hatten so lange zusammen Dienst getan, daß er nur unwillig etwas vor sich hinbrummelte.
    »Auf der Victorious war ich der einzige unverheiratete weibliche Offizier«, fuhr Fielding ernst fort. »Und als ungebundene Frau habe ich die anderen Mädchen davor bewahrt, ihre Männer als selbstverständlichen Besitz zu betrachten – ich war sozusagen die Rivalin für das ganze Schiff – und als weiblicher Arzt und Psychologe war ich vielen auch noch eine Art Mutter. Sie, Sir, mit Ihrer absoluten Autorität und der Zwanglosigkeit, in der sich jeder offen an Sie wenden konnte – nicht zu vergessen die Sorge, die Sie stets für die Sicherheit Ihrer Offiziere bezeugten –, stellten die Verkörperung aller Vatergestalten dar.
    Selbst in dieser dekadenten Zeit«, fuhr sie fort, indem sie ihn fest anblickte, dabei aber immer röter wurde, »kommt es häufig vor, daß Väter und Mütter verheiratet sind. Miteinander, meine ich ...«
    Warren starrte sie sprachlos an.
    »Dies hier, Sir«, sagte Ruth Fielding leise und senkte die Augen, »ist kein rhetorischer Antrag.«
    Warren war zutiefst verwirrt, erinnerte sich aber dennoch plötzlich an eine sonnenbeschienene Beobachtungs-Plattform in ihrem ersten Posten. Bei jener Gelegenheit hatte Warren lange und gründlich über diese Lösung nachgedacht und sie als zu unsicher verworfen. Einer der Gründe für die Ablehnung dieses Gedankens war sein fortgeschrittenes Alter gewesen, aber dieser besondere Grund schien nach drei Jahren Lebens in gesunden und primitiven Verhältnissen nicht mehr so recht zu gelten. Die gleichen Verhältnisse waren auch Ruth Fielding ausgezeichnet bekommen, sagte sich Warren und versuchte, nicht auf ihre enge Bolero-Jacke und die noch engeren Hosen zu blicken.
    Er mußte sich mit aller Gewalt daran erinnern, daß der nicht länger gültige Grund ja nur ein untergeordneter gewesen war und daß die übrigen Gründe noch bestanden.
    »Ich bin ziemlich sicher, daß die Flucht gelingen wird, Sir«, sagte sie plötzlich. »Aber ich frage mich manchmal, ob unsere Leute daheim tatsächlich in der Lage sind, ein Rettungsunternehmen zu starten. Ich weiß natürlich, daß Sie die Gesamtlage besser übersehen als jeder andere von uns hier, aber Ihre Informationen sind immerhin drei Jahre alt und ...«
    »Wir müssen fliehen!« sagte Warren rauh.
    Bis sie jetzt davon sprach, waren seine Gedanken sehr weit von der Flucht entfernt gewesen. Er hatte daran gedacht, daß an Bord der Victorious einige Dinge weder möglich noch wünschenswert gewesen waren. Eine Schiffsärztin und Psychologin hatte im allgemeinen so viel zu tun, sich um jedermann zu sorgen, daß sie gar keine Zeit hatte, sich um ihre eigenen Gefühle zu kümmern – zumindest wenn es sich um einen so pflichtbewußten Offizier wie Fielding handelte. Und obgleich Schiffsehen im aktiven Dienst üblich waren, so waren sie eben doch nicht erwünscht zwischen so rangverschiedenen Offizieren wie einem Major und einem Sektor-Marschall! Um eine solche überragende Stellung zu erreichen, mußte ein Offizier seine ganze geistige und körperliche Kraft auf seine Karriere verwenden, und es wurde als fast selbstverständlich angenommen, daß er sich weiterhin

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