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TTB 108: Die Pest kam von den Sternen

TTB 108: Die Pest kam von den Sternen

Titel: TTB 108: Die Pest kam von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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löste sich aus dem Hauseingang und begann zu laufen, sobald der Tunneleingang außer Sicht war. Wohin würde der Wagen fahren? Wahrscheinlich nach Norden, in die obere Stadt. Und dann? Nach Osten oder zur West Side? Er mußte das Fahrzeug einholen, ehe es die erste Kreuzung erreichte. Er lief schneller, sein Atem kam in kurzen Stößen.
    Als er die Ecke umrundete, war der Knochenbrecher bereits vorüber, aber er wartete an der Ampel.
    »Halt! Hierher!« rief Sam, als die Ampel wechselte und der Wagen ansprang. Der Fahrer betätigte automatisch die Bremse, als er den Ruf hörte, und der Offizier, der neben ihm saß, richtete die Mündung seiner .75er Maschinenpistole auf Sam.
    »Ich bin Arzt«, keuchte Sam und schwenkte seine schwarze Bereitschaftstasche. Der Offizier sagte etwas zu dem Fahrer. Der Wagen wendete und fuhr auf Sam zu. Die Mündung der MP blieb auf ihn gerichtet.
    »Was wollen Sie?« fragte der Offizier, ein junger, hagerer Leutnant.
    Sam blickte auf das Schulterstück des Leutnants. Er mußte lächeln, als er die vertraute zerzauste Taube mit dem Ölzweig im Schnabel erkannte.
    »Sie sind von der 5. Luftlandedivision, also müssen Sie Hackmesser Burke kennen ...«
    »Sprechen Sie von General Burke? Beeilen Sie sich, was wollen Sie?« Der Leutnant unterstützte seine Worte mit einem Heben der Waffe. Er war müde und nervös. Sam mußte ihn schnell überzeugen. Jede Sekunde konnte ein Polizeiwagen auftauchen, dessen Besatzung sich für alles, was so nahe am Tunnel vorging, interessieren würde. Er beugte sich vor und sagte mit halblauter Stimme:
    »General Burke heißt für seine Freunde ›Hackmesser‹, Leutnant. Aber nur für seine Freunde, seine engsten Freunde. Verstehen Sie? Ich möchte, daß Sie ihm eine Nachricht von mir überbringen.« Sam öffnete seine Tasche und entnahm ihr einen Rezeptblock.
    »Und warum sollte ich den Laufjungen für Sie spielen ...?«
    »Weil ich Sie darum gebeten habe. Hackmesser wartet auf diese Nachricht. Was glauben Sie, was mit Ihnen geschehen würde, wenn Hackmesser sie nicht bekommt?« Sam schrieb schnell ohne aufzublicken:
     
    Cleaver – ich habe mich anders besonnen. Bin mit Vorschlag einverstanden. Habe Schwierigkeiten. Lassen Sie mich durch Boot am Stadtende Pier 15 Last River abholen. Capt. Green
     
    »Es wird wenigstens eine Stunde vergehen, bis ich wieder auf die Insel zurückkehre, Sir«, sagte der Leutnant, und Sam wußte, daß er das Spiel gewonnen hatte. Die Stimme des Leutnants hatte weiterhin unbeteiligt geklungen, aber das »Sir« machte den Unterschied.
    »Das schadet nichts«, erwiderte Sam. Er faltete das Papier und gab es dem Leutnant. »In Ihrem eigenen Interesse, Leutnant, schlage ich vor, daß Sie diese Nachricht niemand anderem als dem General persönlich übergeben. Das ist am besten für alle Beteiligten.«
    Der Leutnant schob den Zettel in die Brusttasche, die er sorgfältig zuknöpfte. Ohne ein Wort nickte er dem Fahrer zu, und der Knochenbrecher jagte davon. Selbst wenn der Leutnant die Nachricht las, würde es nicht von Bedeutung sein. Hackmesser war der einzige, der sie verstehen würde. Die Unterschrift sagte nicht viel. Sie enthielt Sams früheren Dienstrang, aber der Leutnant würde ihn beschreiben. Wenn die Nachricht Hackmesser erreichte, würde er bald abgeholt werden.
    Es war jetzt zehn Uhr. Vor elf konnte das Boot kaum zur Stelle sein. Sam ging langsam in nördlicher Richtung weiter, ständig auf der Hut vor den wenigen Fahrzeugen, die die Straßen belebten. Zwei Streifenwagen fuhren vorüber, aber beide Male sah er sie früh genug. In einer Toreinfahrt, in der er Deckung suchte, stand eine offene Mülltonne, und er warf die schwarze Tasche hinein. Die Fahndung nach ihm war sicher angelaufen, nichts durfte auf ihn als Arzt hinweisen. Auf der Maiden Lane fand er eine gut besuchte Robotbar. Die meisten Gäste waren Matrosen, die sich einen Teufel um die Seuche zu kehren schienen. Sam bestellte eine Flasche Bier und ein Roastbeefsandwich, das er in Ruhe verzehrte. Um elf Uhr war er im Hafengebiet und hielt Ausschau nach einem Versteck, in dem er die Wartezeit verbringen konnte. Neben einem Lagerhaus am Pier 15 entdeckte er einen Stapel schwerer Kisten, zwischen die er sich klemmen konnte. Es war feucht und ungemütlich, aber der Platz gestattete ihm den Blick auf die Einfahrt zur Helling, ohne daß er vom Land aus zu sehen war.
    Gelegentlich fuhren Schiffe mit dumpf tuckernden Motoren vorüber. Einmal erklang das hellere Hämmern

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