TTB 108: Die Pest kam von den Sternen
nur eine einzige Antwort, die alles, was geschehen war, erklären konnte – doch sie war so unglaublich, daß sich alles in ihm dagegen sträubte, sie auszusprechen. Er wollte, daß Burke ihm den Weg in die »Perikles« ebnete, aber er konnte ihm seine eigentlichen Gründe nicht nennen. Es blieb ihm nichts weiter übrig, als sich die Argumente des Generals eigen zu machen.
»Niemand kann wissen, was wir dort finden werden, Hackmesser. Sicher aber müssen irgendwelche Notizen vorliegen. Wir dürfen einfach nichts unterlassen, was uns in unserm Kampf weiterbringen könnte. Und es gibt noch einen andern Grund.«
»Welchen?«
»Bis jetzt ist es nur eine Vermutung – so ausgefallen, daß ich nicht darüber sprechen möchte. Aber ich weiß, daß wir in das Schiff vordringen müssen.«
»Das ist nicht viel, worauf wir uns stützen können. Sind Sie sich darüber klar? Nicht jetzt. Vor einigen Wochen hätte es gereicht, die Öffentlichkeit aufzurütteln und auf unsere Seite zu bringen. Dafür ist es jetzt zu spät. Die Öffentlichkeit ist ausgeschaltet, wir können mit keiner Unterstützung mehr rechnen. Es bleibt nur noch ein Weg, das Schiff zu betreten ...« Er brach ab, schwenkte den Bourbon in seinem Glas und leerte es mit einem Zug zur Hälfte.
» Ich werde es sagen, Hackmesser, wenn es Ihnen nicht über die Zunge geht. Wir müssen mit Gewalt vordringen – trotz der Posten.«
Als der General schließlich antwortete, klang seine Stimme kühl und sachlich. »Wissen Sie, daß das, was Sie sagen, Hochverrat bedeutet, mein Junge? Und ich bin aktiver Offizier der Armee in einer Zeit internationaler Gefahr. Wenn ich tue, was Sie andeuten, kann ich erschossen werden.«
»Wenn Sie es nicht tun, werden die Menschen weiter zu Tausenden, später zu Zehntausenden sterben, weil ich Ihnen versichern kann, daß wir im Hinblick auf die Bekämpfung der Seuche keinen Schritt weitergekommen sind. Wir stehen genau da, wo wir am ersten Tage standen. Ich habe denselben Treueeid geschworen wie Sie, Hackmesser, aber ich würde keine Sekunde zögern, ihn zu brechen, wenn ich erkenne, daß die Männer an der Spitze angesichts einer so großen Gefahr eine falsche Entscheidung getroffen haben.«
»Ich weiß, daß es so ist, Sam, aber es ist zuviel verlangt. Ich stimme Ihnen bei, daß das Schiff betreten werden müßte, aber mir fehlt das entscheidende Argument. Bis jetzt ist alles nur auf Vermutungen und Annahmen gestützt ...«
Ein leises Klopfen an der Tür unterbrach ihn. Ärgerlich öffnete der General. »Was, zum Teufel, wollen Sie?« fragte er Leutnant Haber, der sich reichlich unbehaglich in seiner Haut zu fühlen schien.
»Es tut mir leid, Sir, ich habe alle Gespräche und Leute, die für Sie bestimmt waren, abgewiesen, aber – jetzt liegt ein Gespräch auf dem heißen Draht, und ich fühlte mich nicht befugt, es entgegenzunehmen.«
General Burke zögerte nur eine Sekunde. »Gut, Haber, legen Sie das Gespräch durch.«
Er schloß die Tür, setzte sich wieder hinter den breiten Schreibtisch, auf dem drei Telefone standen. Das eine war glänzend rot gestrichen.
»Höchste Geheimhaltungsstufe«, sagte er und nahm den Hörer ans Ohr. »Kommen Sie dem Fernsehabnehmer nicht zu nahe.«
Das Gespräch dauerte nicht lange. Es war größtenteils ein Monolog, da Burke sich auf Ja oder Nein beschränkte. Dann, legte er auf. Plötzlich schien er älter geworden und stützte sich auf die Tischplatte, als suchte er Halt.
»Es ist geschehen«, sagte er endlich. »Immer neue Seuchenfälle. Die Menschen brechen überall auf den Straßen zusammen. Ihre Labors im Bellevue haben die Mutation bestätigt.«
»Heißt das ...?«
»Ja. Von nun an können sich die Menschen gegenseitig infizieren. Wir brauchen keine Vögel und Hunde mehr dazu. Ich sehe schon, wie sie im Notstandsrat nur auf diese Meldung warten, um nach ihren Bomben zu greifen. Sie werden das Seuchenzentrum und die paar Millionen Menschen, die zufällig in ihm leben, einfach ausradieren, Sie und mich nicht ausgenommen, Sam.«
Er stand auf und griff nach seinem Waffengurt.
»Wir werden das Raumschiff ›Perikles‹ knacken, alter Junge. Darin liegt die einzige Hoffnung, die wir noch haben.«
11
General Burke zählte die Punkte an seinen Fingern ab.
»Erstens«, sagte er und richtete den Daumen auf, »brauchen wir eine militärische Operation, eine kleine, verläßliche Gruppe, die ich zusammenstellen werde. Ich selbst werde sie kommandieren ...«
»Sie sollten sich
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