TTB 109: Unendlichkeit x 5
hätten ihn verhaftet. Deshalb wollen sie sich beschweren.«
Othman runzelte die Stirn. »Der jüngere Sohn? Wie jung?«
»Sechzehn, Sir«, antwortete der Beamte.
»Und er ist verschwunden. Wissen Sie wohin?«
»Er durfte unsere Absperrung passieren, Sir. Wir hatten keinen Befehl, ihn nicht ungehindert durchzulassen.«
»Warten Sie. Hängen Sie noch nicht auf.« Othman trennte die Verbindung, fuhr sich mit den Händen durch die Haare und kreischte: »Narr! Idiot! Dummkopf!«
Leemy starrte ihn verwundert an. »Was ist denn in dich gefahren?«
»Der Mann hat einen sechzehnjährigen Sohn«, keuchte Othman. »Ein Sechzehnjähriger ist noch nicht erwachsen und wird von Multivac nicht allein registriert, sondern als Teil der Informationen über seinen Vater.« Er warf Leemy einen wütenden Blick zu. »Weiß denn nicht jeder, daß Jugendliche von ihren Vätern gemeldet werden? Weiß ich es denn nicht? Weißt du es nicht?«
»Willst du damit sagen, daß Multivac gar nicht Joe Manners gemeint hat?« fragte Leemy.
»Multivac meinte den jüngeren Sohn, der jetzt verschwunden ist. Obwohl die Polizisten drei Reihen tief um das Haus stehen, verläßt er es seelenruhig und geht an die Verwirklichung seines Vorhabens.«
Er wandte sich wieder dem Telefon zu und stellte die Verbindung zu dem wartenden Beamten her. Die kurze Unterbrechung hatte Othman gutgetan, der genau wußte, daß er sich vor den Augen eines Untergebenen nicht dadurch eine Blöße geben durfte, daß er einen Wutanfall bekam.
Er erteilte ihm einige kurze Anweisungen. »Stellen Sie sofort fest, wo der jüngere Sohn sich im Augenblick aufhält. Setzen Sie nötigenfalls jeden verfügbaren Mann ein. Fordern Sie sofort Verstärkung an, wenn Sie nicht genügend Leute haben. Ich gebe Ihnen jede Vollmacht. Aber finden Sie den Jungen!«
»Jawohl, Sir.«
Die Verbindung brach ab. Othman wandte sich an Leemy. »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit jetzt, Leemy?«
Zwei Minuten später kündigte Leemy an, »Sie ist auf neunzehnkommasechs Prozent abgesunken. Sie ist niedriger. «
Othman holte tief Luft. »Dann sind wir endlich auf der richtigen Spur.«
*
Ben Manners saß in Kabine fünf und tippte mit zwei Fingern: »Ich heiße Benjamin Manners, Nummer MB-71 833 412. Mein Vater, Joseph Manners, ist verhaftet worden, aber wir wissen nicht, welches Verbrechen er geplant haben soll. Kann ich ihm irgendwie helfen?«
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und wartete.
Die Maschine summte leise und warf eine Karte aus, auf der die Antwort stand, eine sehr ausführliche, lange Antwort. Sie begann mit folgenden Sätzen: »Nimm sofort den nächsten Zug nach Washington, D.C. Dort steigst du an der Station Connecticut Avenue aus. Einer der Ausgänge ist mit ›Multivac‹ beschildert und wird von einem Posten bewacht. Wenn du dem Mann sagst, daß du Dr. Turnbull eine wichtige Nachricht überbringst, läßt er dich passieren.
Dann stehst du in einem langen Korridor, den du entlanggehst, bis du eine Tür mit der Beschilderung ›Zentrale‹ vor dir siehst. Du betrittst den Raum und sagst zu den Anwesenden, ›Eine wichtige Nachricht für Dr. Turnbull.‹ Sie werden dich nicht aufhalten. Dann gehst du ...«
In dieser Art folgten noch einige Anweisungen. Ben sah nicht recht ein, was das alles mit seiner Frage zu tun hatte, aber er vertraute auf Multivac. Er verließ die Kabine und rannte auf den Bahnhof zu.
*
Die Korrektionsbeamten stellten bereits eine Stunde später fest, wo Ben sich in Baltimore aufgehalten hatte. Der erschrockene Harold Quimbly starrte die vielen wichtigen Persönlichkeiten an, die sich plötzlich auf der Suche nach einem Sechzehnjährigen in sein Büro drängten.
»Ja, ganz richtig, ein Junge«, sagte er, »aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wohin er gegangen sein könnte. Schließlich wußte ich nicht, daß er gesucht wurde. Wir weisen nie einen Fragesteller ab. Ja, ich kann eine Kopie der Frage und der Antwort beschaffen.«
Die Männer warfen nur einen kurzen Blick auf die Kopie und übertrugen sie dann sofort in das Hauptquartier.
Othman las den Text durch, verdrehte hilflos die Augen und wurde ohnmächtig. Als man ihn wieder zum Leben erweckt hatte, wandte er sich mit schwacher Stimme an Leemy. »Sieh zu, daß der Junge verhaftet wird. Ich brauche eine Abschrift der Antwort, die Multivac ihm gegeben hat. Jetzt bleibt uns kein Ausweg mehr – ich muß Gulliman benachrichtigen.«
*
Bernard Gulliman hatte Ali
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