TTB 109: Unendlichkeit x 5
Fragebogen.
Vielleicht war daran der Gedanke an das Datenverarbeitungsgerät schuld; Zebatinsky erinnerte sich an die grenzenlose Unverschämtheit des kleinen Mannes, der zu behaupten gewagt hatte, er besitze tatsächlich ein Elektronengehirn. Jetzt wollte er diesen Bluff aufdecken und miterleben, was dann geschah.
Schließlich schickte er den ausgefüllten Fragebogen fort, nachdem er neun Cents in Briefmarken auf den Umschlag geklebt hatte, ohne ihn vorher zu wiegen. Wenn er zurückkommt, dachte er, lasse ich die ganze Sache.
Der Brief kam nicht zurück.
Jetzt stand Zebatinsky vor dem leeren Büro. Ihm blieb keine andere Wahl; er mußte eintreten. Eine Glocke klingelte blechern.
Der Numerologe betrat den Raum durch eine Seitentür. »Ja? ... Ah, Doktor Zebatinsky!«
»Sie erkennen mich wieder?« Zebatinsky versuchte zu lächeln.
»Natürlich.«
»Welchen Rat geben Sie mir?«
Der Numerologe verschränkte die Arme. »Sir, zunächst wäre noch eine Kleinigkeit zu regeln ...«
»Ihr Honorar?«
»Ich habe meinen Teil getan, Sir. Das Geld ist ehrlich verdient.«
Zebatinsky erhob keine Einwände. Er wollte zahlen, denn nachdem er erst einmal bis hierher gekommen war, wäre es lächerlich gewesen, wegen des Geldes den Rückzug anzutreten.
Er zählte fünf Zehndollarnoten ab und schob sie über den Schreibtisch. »Nun?«
Der Numerologe zählte die Noten sorgfältig nach und legte sie dann in eine Schreibtischschublade.
»Ihr Fall war sehr interessant«, sagte er. »Ich möchte Ihnen raten, Ihren Namen in Sebatinsky umzuändern.«
»Seba... Wie buchstabiert man das?«
»S-e-b-a-t-i-n-s-k-y.«
Zebatinsky warf ihm einen wütenden Blick zu. »Ich soll also nur den Anfangsbuchstaben ändern? Aus dem Z ein S machen? Sonst nichts?«
»Das genügt völlig. Solange die Veränderung ausreicht, um den gewünschten Effekt zu erzielen, sind kleinere Veränderungen großen vorzuziehen.«
»Aber wie kann diese Veränderung überhaupt einen Effekt haben?«
»Kann das etwa ein Name?« fragte der Numerologe zurück. »Ich kann es nicht sagen. Denken Sie daran, daß ich keine Garantie für den Erfolg gebe.«
Zebatinsky sah ihn zweifelnd an. »Was soll ich tun? Allen Leuten sagen, daß sie meinen Namen mit S schreiben sollen?«
»Wenn Sie meinen Rat annehmen wollen, suchen Sie einen Rechtsanwalt auf. Lassen Sie sich von ihm wegen einer offiziellen Namensänderung beraten. Er wird Ihnen gern behilflich sein.«
»Und wie lange dauert das alles? Wie lange muß ich noch warten, bis die Veränderung sich auswirkt?«
»Wie kann ich das sagen? Vielleicht nie. Vielleicht schon morgen.«
»Aber Sie haben doch meine Zukunft gesehen. Sie behaupten, daß Sie sie gesehen haben.«
»Nicht wie in einer Kristallkugel. Nein, nein, mein Freund. Aus meiner Maschine kommen nur verschlüsselte Zahlen heraus. Ich kann Ihnen die größte Wahrscheinlichkeit mitteilen, aber keine bestimmten Ereignisse vorhersagen.«
Zebatinsky wandte sich um und verließ rasch den Raum. Fünfzig Dollar für einen einzigen Buchstaben! Fünfzig Dollar für Sebatinsky! Für diesen scheußlichen Namen! Schlimmer als Zebatinsky.
*
Er brauchte weitere vier Wochen, bis er sich endlich zu einem Besuch bei einem Rechtsanwalt entschließen konnte.
Eine Namensänderung konnte man immer wieder rückgängig machen, sagte er sich.
Ein Versuch kann nicht schaden, sagte er sich.
*
Henry Brand blätterte den Ordner Seite für Seite durch und überflog den Text mit den geübten Augen eines Mannes, der seit vierzehn Jahren dem Geheimdienst angehörte. Er brauchte nicht jedes einzelne Wort zu lesen, denn er hätte auch so jeden auffälligen Punkt sofort wahrgenommen.
»Der Mann scheint in Ordnung zu sein«, stellte er schließlich fest.
Leutnant Albert Quincy, der ihm den Ordner zur Einsichtnahme gebracht hatte, war noch jung und voller Ehrgeiz, eines Tages ebenfalls ein Experte wie Brand zu werden. »Aber warum nur Sebatinsky?« wollte er jetzt wissen.
»Warum eigentlich nicht?«
»Weil es so unsinnig klingt. Zebatinsky ist ein ausländischer Name, den ich auch ändern lassen würde, wenn ich damit auf die Welt gekommen wäre – aber in einen angelsächsischen Namen. Wenn Zebatinsky sich dafür entschieden hätte, wäre meiner Auffassung nach alles in bester Ordnung gewesen. Aber warum sollte er das Z in ein S verwandeln wollen? Ich finde, daß wir der Sache nachgehen müßten.«
»Ist er schon einmal danach gefragt worden?«
»Selbstverständlich.
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