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TTB 109: Unendlichkeit x 5

TTB 109: Unendlichkeit x 5

Titel: TTB 109: Unendlichkeit x 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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überwacht, so daß etwaige Störungen des Versuchsablaufs sofort festgestellt werden können.«
    Miss Fellowes warf ihm einen zornigen Blick zu. »Das heißt also, daß ich ständig unter Beobachtung stehe.«
    »Nein, nein«, beruhigte Hoskins sie. »Ihr Privatleben bleibt völlig ungestört. Wir haben nur eine elektronische Alarmanlage installiert. Vorläufig bleiben Sie nachts bei ihm, Miss Fellowes. Tagsüber werden Sie zu den Zeiten abgelöst, die Sie selbst noch bestimmen müssen.«
    Miss Fellowes starrte ihn verwundert an. »Aber weshalb das alles, Doktor Hoskins? Ist der Junge denn gefährlich?«
    »Das ist vor allem eine Energiefrage, Miss Fellowes. Er darf diesen Raum unter keinen Umständen verlassen. Niemals. Keine Sekunde lang. Aus keinem Grund. Nicht einmal um sein Leben zu retten. Nicht einmal um Ihr Leben zu retten, Miss Fellowes. Ist das klar?«
    Miss Fellowes hob den Kopf. »Ich habe recht gut verstanden, Doktor Hoskins. Im übrigen gehört es zum Berufsethos einer Krankenschwester, unter allen Umständen zuerst an ihre Pflicht zu denken.«
    »Ausgezeichnet. Sie können immer klingeln, wenn Sie etwas brauchen.« Die beiden Männer verließen den Raum.
     
    *
     
    Miss Fellowes wandte sich wieder dem Jungen zu. Er hockte vor der halbleeren Untertasse. Sie versuchte ihm zu zeigen, wie er sie an die Lippen setzen mußte. Er leistete Widerstand, ließ sich aber von ihr anfassen, ohne ängstlich zu weinen.
    Seine Augen folgten jeder ihrer Bewegungen. Sie sprach beruhigend auf ihn ein und näherte gleichzeitig ihre Hand sehr langsam seinem Kopf.
    Dann streichelte sie einen Augenblick lang seinen Kopf, bevor er ihrer Hand auswich.
    »Ich muß dir noch zeigen, wie man auf die Toilette geht«, sagte sie zu ihm. »Glaubst du, daß du es lernen kannst?«
    Sie sprach ruhig und freundlich mit ihm, obwohl sie genau wußte, daß er kein Wort verstand. Aber sie hoffte, daß der ruhige Tonfall ihn von ihrer Harmlosigkeit überzeugen würde.
    Wieder gab der Junge einige Laute von sich.
    Sie fragte: »Darf ich deine Hand anfassen?«
    Sie streckte ihre aus, und der Junge betrachtete sie aufmerksam. Sie ließ sie ausgestreckt und wartete. Die Hand des Jungen näherte sich langsam der ihren.
    »So ist es recht«, sagte sie.
    Als ihre Hände sich schon fast berührten, verließ den Jungen sein Mut. Er zog sie hastig zurück.
    »Schön«, meinte Miss Fellowes gelassen, »später können wir es noch einmal versuchen. Möchtest du dich neben mich setzen?« Sie klopfte mit der flachen Hand auf die Matratze des Bettes.
    Auf diese Weise verbrachte sie die folgenden Stunden, ohne größere Erfolge verzeichnen zu können. Der Versuch mit der Toilette schlug fehl, aber auch der Zweck eines Bettes schien außerhalb des Vorstellungsvermögens des Kleinen zu liegen. Als er müde wurde, legte er sich einfach auf den Fußboden und rollte sich dann blitzschnell unter dem Bett zusammen.
    Miss Fellowes beugte sich zu ihm herab. »Auch gut«, sagte sie dabei, »wenn du dich dort unten sicherer fühlst, kannst du dort schlafen.«
    Sie schloß die Tür des Schlafzimmers hinter sich und legte sich auf dem Feldbett zur Ruhe, das für sie aufgeschlagen worden war.
     
    *
     
    Sie konnte nicht sofort einschlafen, weil sie unwillkürlich auf Geräusche aus dem Nebenraum achtete.
    Der Junge weinte!
    Er weinte nicht aus Angst oder Furcht; er kreischte nicht etwa vor Zorn. Nein, er weinte leise vor sich hin. Es war das Schluchzen eines Kindes, das sich völlig allein fühlt.
    Zum erstenmal dachte Miss Fellowes bedauernd: Armes Ding!
    Natürlich war er nur ein Kind; was bedeutete es schon, wie sein Kopf geformt war? Er war ein Kind, das plötzlich zur Vollwaise geworden war – aber auf eine völlig neue Art. Schließlich hatte er nicht nur Vater und Mutter verloren, sondern gleichzeitig sämtliche anderen Angehörigen seiner Rasse. Er war nun das einzige Lebewesen seiner Art auf der Welt. Das letzte. Das einzige.
    Sie fühlte ihr Mitleid mit ihm stärker werden und schämte sich ein wenig ob ihrer Hartherzigkeit. Sie stand leise auf und ging in das Zimmer des Jungen hinüber.
    »Kleiner Junge«, flüsterte sie laut. »Kleiner Junge.«
    Sie wollte schon unter das Bett greifen, dachte dann aber, daß er sie vielleicht beißen würde, und tat es nicht. Statt dessen schaltete sie die Nachtbeleuchtung ein und verrückte das Bett.
    Der arme kleine Kerl hockte in der Ecke, hatte die Arme um die Knie geschlungen und starrte Miss Fellowes aus großen Augen

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