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TTB 109: Unendlichkeit x 5

TTB 109: Unendlichkeit x 5

Titel: TTB 109: Unendlichkeit x 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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an.
    In dem schwachen Lichtschein fiel ihr seine abstoßende Häßlichkeit kaum noch auf.
    »Armer Junge«, sagte sie, »armer Junge.« Sie spürte, daß er zurückschrak, als sie ihm über den Kopf strich, aber dann schien er weniger verkrampft. »Armer Junge. Darf ich dich in den Arm nehmen?«
    Sie setzte sich neben ihn auf den Fußboden und streichelte seinen Kopf, seine Schulter und seinen Arm. Dann sang sie leise ein Kinderlied.
    Er hob den Kopf und starrte ihren Mund an, als sei er über das Geräusch verwundert.
    Sie zog ihn näher zu sich heran, während er ihr gespannt zuhörte. Dann drückte sie seinen Kopf allmählich zur Seite, bis er auf ihrer Schulter ruhte. Und schließlich hob sie ihn langsam auf ihren Schoß.
    Sie sang weiter und wiederholte den gleichen Vers mehrere Male, während sie den Jungen in den Armen wiegte.
    Er weinte nicht mehr. Einige Minuten später zeigten seine regelmäßigen Atemzüge, daß er eingeschlafen war.
    Sie schob leise und vorsichtig das Bett an die Wand zurück und legte ihn darauf nieder. Sie deckte ihn zu und sah auf ihn herab. Sein Gesicht trug einen friedlichen und kindlichen Ausdruck. Eigentlich spielte es gar keine Rolle, daß er so häßlich war. Wirklich nicht.
    Sie wollte schon auf Zehenspitzen hinausgehen, überlegte dann aber: Wenn er jetzt aufwacht?
    Sie kam wieder zurück, kämpfte unentschlossen mit sich selbst, seufzte und streckte sich dann neben dem Kind auf dem Bett aus.
    Es war viel zu kurz für sie. Sie fühlte sich äußerst unbehaglich, aber als eine Kinderhand sich in ihre drängte, schlief sie irgendwie in dieser Stellung ein.
     
    *
     
    Als sie wieder aufwachte, zuckte sie heftig zusammen und hätte fast aufgeschrien. Sie beherrschte sich gerade noch rechtzeitig, denn der Junge starrte sie aus großen Augen an. Sie brauchte einige Zeit, bis sie sich an die Ereignisse des vergangenen Abends erinnerte. Dann richtete sie sich langsam auf und setzte beide Füße auf den Boden.
    Sie warf einen raschen Blick zu der nicht vorhandenen Zimmerdecke hinauf und machte sich zu einer hastigen Flucht bereit.
    Aber in diesem Augenblick streckte der Junge die Hand aus und berührte ihre Lippen mit den Fingern. Er sagte etwas.
    Sie schrak vor der Berührung zurück. Bei Tageslicht war er entsetzlich häßlich.
    Der Junge sprach wieder. Er öffnete den Mund und machte eine Handbewegung.
    Miss Fellowes erriet die Bedeutung dieser Geste und fragte zitternd: »Soll ich dir etwas vorsingen?«
    Der Junge schwieg und starrte ihren Mund an.
    Miss Fellowes begann zu singen. Vor Aufregung klang ihre Stimme ein wenig schrill. Der häßliche kleine Junge lächelte, als sie wieder das gleiche Kinderlied sang. Er bewegte den Oberkörper rhythmisch hin und her und stieß ein leises Gurgeln aus, das man als Lachen auffassen konnte.
    Miss Fellowes seufzte innerlich. Schließlich konnten sogar wilde Tiere dem Zauber der Musik nicht widerstehen. Vielleicht war das ein gutes Mittel ...
    Sie sagte: »Du mußt einen Augenblick warten, bis ich mich angezogen habe. Dann bekommst du dein Frühstück.«
    Sie beeilte sich und ärgerte sich dabei wieder einmal über die fehlende Decke. Der Junge blieb ruhig in seinem Bett und beobachtete sie von dort aus, wenn sie in der Tür erschien. Sie lächelte ihm jedesmal zu und winkte. Schließlich winkte er zurück, und sie freute sich darüber.
    Dann sagte sie: »Möchtest du Haferflocken mit Milch?« Sie machte einen Teller voll zurecht und winkte ihn zu sich heran.
    Sie wußte nicht, ob er ihre Handbewegung verstanden hatte oder nur dem Geruch folgte, aber jedenfalls stand er auf.
    Sie versuchte ihm den Gebrauch eines Löffels zu erklären, aber er wich erschrocken davor zurück. (Dazu ist später noch genügend Zeit, dachte sie.) Sie bestand aber darauf, daß er wenigstens den Teller mit beiden Händen an den Mund hob. Er stellte sich nicht sehr geschickt an und verschüttete einen Teil, aber Miss Fellowes war schon damit zufrieden, daß er sich überhaupt die Mühe machte.
    Diesmal gab sie ihm die Milch in einem Glas, und der kleine Junge verzog das Gesicht, als er merkte, daß die Öffnung zu klein war, um den ganzen Kopf hineinzustecken. Sie hielt es ihm an den Mund und ließ ihn so daraus trinken.
    Wieder verschüttete er einen Teil, aber Miss Fellowes lachte nur.
    Zu ihrer Überraschung und Erleichterung stellte er sich auf der Toilette wesentlich geschickter an. Er schien zu erraten, was sie von ihm verlangte.
    Sie tätschelte seinen Kopf

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