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TTB 109: Unendlichkeit x 5

TTB 109: Unendlichkeit x 5

Titel: TTB 109: Unendlichkeit x 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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stellte ihr den anderen Mann nicht vor, und Miss Fellowes beobachtete ihn aus dem Augenwinkel heraus. Er war hager, elegant gekleidet, trug einen schmalen Schnurrbart und hörte aufmerksam zu, wenn Hoskins etwas erklärte.
    Im Augenblick sagte er: »Ich will gar nicht vorgeben, daß ich alles verstehe, Doktor; ich meine, was über den Horizont eines einigermaßen intelligenten Laien hinausgeht. Aber trotzdem begreife ich einen Punkt noch weniger als die anderen – die Tatsache, daß Ihr Verfahren nur innerhalb bestimmter Grenzen anwendbar ist. Ich sehe ein, daß Sie nur bis zu einem gewissen Punkt zurückgehen können, weil dann alles verschwimmt und weil das zuviel Energie erfordern würde. Aber weshalb können Sie dann nicht wenigstens sehr viel nähere Punkte erreichen? Das begreife ich einfach nicht.«
    »Ich kann es Ihnen verständlich machen, Deveney, wenn Sie mir gestatten, eine Analogie zu verwenden.«
    (Miss Fellowes wußte nun endlich, wen sie vor sich hatte, und war wider Willen beeindruckt. Das war also Candide Deveney, der Fernsehreporter, der stets auf der Suche nach sensationellen wissenschaftlichen Ereignissen war. Sie erinnerte sich sogar, ihn anläßlich der Landung auf dem Mars im Fernsehen gesehen zu haben. Dr. Hoskins mußte tatsächlich eine wichtige Erfindung gemacht haben.)
    »Bitte, tun Sie es«, antwortete Deveney, »wenn Sie glauben, daß ich die Sache dadurch eher begreife.«
    »Schön. Sie können eine Zeitung zwar nicht aus drei Metern Entfernung lesen, aber bestimmt in dem Augenblick, in dem sie nur noch fünfzig Zentimeter von Ihren Augen entfernt ist. Wenn Sie nun den Abstand noch weiter verringern, verschwimmt der Text wieder und wird unleserlich, denn nun sind Ihre Augen zu nahe daran.«
    »Hm«, sagte Deveney.
    »Oder nehmen Sie ein anderes Beispiel. Ihre rechte Schulter ist ungefähr siebzig Zentimeter von Ihrem rechten Zeigefinger entfernt, und Sie können die Schulter mit dem Zeigefinger berühren. Der rechte Ellbogen ist nur halb so weit entfernt, deshalb müßte er eigentlich leichter zu erreichen sein. Aber trotzdem können Sie ihn nicht mit dem rechten Zeigefinger berühren, denn auch diesmal ist die zu große Nähe hinderlich.«
    »Darf ich diese Beispiele in meiner Reportage bringen?« erkundigte sich Deveney.
    »Selbstverständlich gern. Ich habe lange genug darauf gewartet, bis ich Ihnen endlich diese Story bieten konnte. Allmählich wird es Zeit, daß die Welt erfährt, was wir erreicht haben.«
    Miss Fellowes bewunderte seine Zuversicht. Hoskins schien überzeugt zu sein, daß das Experiment nicht fehlschlagen könne.
    »Wie weit wollen Sie zurückgehen?« fragte Deveney.
    »Vierzigtausend Jahre.«
    Miss Fellowes holte tief Luft.
    Jahre?
     
    *
     
    In dem Laboratorium unter ihnen herrschte eine gespannte Atmosphäre. Die Männer vor den Geräten und Meßinstrumenten bewegten sich kaum. Einer von ihnen saß vor einem Mikrophon und gab einzelne Anweisungen durch, deren Bedeutung für Miss Fellowes nicht verständlich war.
    Deveney lehnte sich über die Brüstung, warf einen kurzen Blick hinunter und wandte sich wieder an Hoskins. »Werden wir etwas davon zu sehen bekommen, Doktor?« erkundigte er sich.
    »Was? Nein. Erst wenn der Versuch gelungen ist. Wir orten indirekt – etwa nach dem Prinzip des Radargeräts –, benutzen dazu aber Mesonen. Dann analysieren wir die Reflexion der ausgesandten Mesonen.«
    »Das klingt sehr kompliziert.«
    Hoskins lächelte kurz. »Die Wissenschaft befaßt sich seit fünfzig Jahren mit diesem Problem; ich selbst erst seit zehn ... Ja, es ist tatsächlich äußerst kompliziert.«
    Der Mann am Mikrophon hob die Hand.
    Hoskins erklärte weiter. »Seit ungefähr drei Wochen beobachten wir die Ereignisse zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt, um sicherzugehen, daß unsere Berechnungen stimmen. Ich bin davon überzeugt, daß der Versuch erfolgreich verlaufen wird.«
    Aber auf seiner Stirn standen Schweißperlen.
    Edith Fellowes stand auf und beugte sich ebenfalls über die Brüstung. Dort unten schien sich nichts verändert zu haben.
    Der Mann am Mikrophon sagte ruhig: »Jetzt.«
    Eine Sekunde lang herrschte noch tiefstes Schweigen, aber dann ertönte der gellende Schrei eines kleinen Jungen aus dem Puppenhaus. Angst! Nackte Angst!
    Miss Fellowes wandte den Kopf in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Also doch ein Kind! Fast hätte sie vergessen, weshalb sie gekommen war.
    Und Hoskins schlug mit der Faust auf die Brüstung, während

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