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TTB 111: Im Banne der Zeitmaschine

TTB 111: Im Banne der Zeitmaschine

Titel: TTB 111: Im Banne der Zeitmaschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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enthält.«
    »Dann soll ich also verhungern?«
    »Bisher hast du meistens aus Langeweile gegessen, Chester. Wenn du anderweitig beschäftigt bist, denkst du nicht mehr an das Essen. Du mußt dir diese schlechte Angewohnheit abgewöhnen.«
    »Heute habe ich den ganzen Tag nur gehört, daß ich das Fleisch kasteien soll, damit der Geist über die Materie siegt.«
    »Der Geist ist wichtiger als alles andere; deshalb ist es entscheidend, daß er die Vorherrschaft gewinnt. Ich habe dich vorher gefragt, was du unter Schmerz verstehst. Was ist Freude?«
    »Essen!«
    »Ein ausgezeichnetes Beispiel – die Befriedigung eines natürlichen Bedürfnisses.«
    »Das ist kein Bedürfnis, sondern eine zwingende Notwendigkeit! Ich brauche wirklich mehr als einen Teller Nudelsuppe ohne Nudeln!«
    »Alle Impulse dieser Art, die übermäßig oft befriedigt werden, können sich zerstörerisch auswirken; werden sie aber unter Kontrolle gehalten, sind sie durchaus nützlich. Zum Beispiel Ärger – wenn man sich ärgert, ist man stärker, weniger schmerzempfindlich und zudem mutiger. Bei den primitiven Stämmen früher Kulturen war es sogar üblich, daß die Krieger sich vor dem Kampf künstlich in diesen Erregungszustand versetzten.«
    »Ich bin bald soweit.«
    »Du mußt lernen, wie man diesen Impuls unterdrückt, damit du ihn später bewußt hervorrufen kannst, ohne übereilt zu handeln. Jetzt ist es aber Zeit für die nächste Übung.«
    »Noch mehr?« protestierte Chester. »Ich bin hundemüde!«
    »Nein, nur faul«, widersprach Kuve. »Komm mit, Chester.«
     
    *
     
    Im Westen ging die Sonne unter, Chester und Kuve standen am Rande eines Schwimmbassins unter einem fünfundzwanzig Meter hohen Sprungturm. Eiserne Stufen führten bis zu der Plattform an der Spitze hinauf.
    Kuve gab Chester eine Halskette, an der eine Art Medaillon hing. »Damit können wir uns verständigen, wenn du ganz oben angekommen bist. Morgen setzt unser Chirurg dir ein noch kleineres Gerät hinter dem Ohr ein. Los, hinauf mit dir!«
    »Warum soll ich dort oben meinen Hals riskieren?«
    »Chester, du weißt ganz genau, daß jeder Widerspruch zwecklos ist. Folglich ist es besser, wenn du nicht auf deinen Instinkt, sondern auf deine innere Stimme hörst.«
    »Ich bekomme bestimmt einen Krampf. Dann mußt du drei Männer hinaufschicken, die meine Finger wieder aufbiegen.«
    »Letzte Woche habe ich dich bei einer Tanzveranstaltung beobachtet. Du saßest beim Essen und sahst den Tänzern zu. Als ein Mädchen dich auffordern wollte, hast du nur den Kopf geschüttelt.«
    »Was hat das mit dem Sprungturm zu tun?«
    »Der Tanz, zu dem du aufgefordert wurdest, setzt Geschicklichkeit und Ausdauer voraus. Würdest du dich nicht gern daran erinnern, wenn du damals teilgenommen hättest?«
    »Natürlich, ich möchte gern ...«
    »Erinnerungen dieser Art befriedigen; erinnerte Langeweile stößt nur ab. Glaubst du, daß du nächste Woche gern an diesen Augenblick zurückdenken wirst, wenn du dich jetzt weigerst, den Turm zu besteigen?«
    »Bestimmt nicht, wenn ich herunterfalle und mir den Hals breche.«
    »Du kannst deine Erinnerungen formen – aber nur bevor sie zu Erinnerungen werden. Jetzt hast du Gelegenheit, dir eine schöne Erinnerung zu verschaffen.«
    »Wenn es dir Spaß macht, gehe ich – aber ich kann nicht dafür garantieren, daß ich ganz hinaufklettere.«
    »Einen Schritt nach dem anderen, Chester. Nicht nach unten sehen.«
    Chester näherte sich vorsichtig den Stufen und umklammerte das zerbrechliche Geländer. »Der Turm wackelt«, rief er aus drei Meter Höhe.
    »Keine Angst, er steht fest. Nur weiter!«
    Chester bewegte sich weiter nach oben. Er konzentrierte sich ganz auf die Stufen vor sich. Das Minifunkgerät an seiner Halskette summte leise. »Du kommst gut voran, Chester«, ertönte Kuves Stimme. »Jetzt hast du schon die Hälfte geschafft.«
    Der Abendhimmel glühte blutrot und orange, Chester machte eine Pause und rang nach Atem.
    »Nur noch ein paar Stufen, Chester«, sagte die Stimme. Er ging langsam weiter. Dann hatte er die Plattform erreicht und warf zögernd einen Blick über das niedrige Geländer. Kuve, das Schwimmbecken und das langgestreckte weiße Gebäude wirkten aus dieser Höhe wie Spielzeug.
    Chester ließ sich flach zu Boden fallen und schloß die Augen. »Hilfe!« krächzte er.
    »Jetzt mußt du dich mit den Füßen voran auf die Stufen zubewegen«, empfahl Kuve ihm ungerührt. »Dann kannst du vorsichtig absteigen.«
    Chester

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