TTB 111: Im Banne der Zeitmaschine
Hüfte gestemmt. Sie berührte Chesters Klinge und schlug sie ihm mit einer raschen Bewegung aus der Hand, so daß sie in das Becken fiel.
»Oh, das tut mir aber leid, Chester. Du warst noch nicht fertig.«
Chester holte das Florett aus dem Wasser und imitierte Minas Haltung. Sie kreuzten die Klingen – und Chester zuckte zusammen, als Minas Waffe ihn an der Brust traf. Mina lachte fröhlich. Chester wurde rot.
Beim dritten Versuch verschränkte Mina ihre Klinge mit Chesters und riß sie ihm dann mit einem Ruck aus der Hand. Sie lachte. »Chester, das war nicht fair. Du hast dir gar keine Mühe gegeben.« Sie legte das Florett aus der Hand und ging wieder. Chester wurde nochmals rot und wandte sich zu Kuve um. Kuve trat vor und griff nach Minas Florett.
»Von jetzt ab steht morgens und mittags je eine halbe Stunde Fechten auf dem Programm«, sagte er. »Und«, fügte er leise hinzu, »vielleicht wird Mina eines Tages eine unangenehme Überraschung erleben.«
*
Chester schlich um Kuve herum, wobei seine bloßen Füße auf der dicken Matte einsanken. Kuve griff an, drückte Chesters linken Arm beiseite und umklammerte sein rechtes Handgelenk. Chester bekam Kuves linke Hand zu fassen und drückte das Handgelenk nach unten. Kuve lehnte sich vor, um den Druck zu verringern, wechselte plötzlich den Angriffspunkt und wollte Chester mit einem Hüftschwung zu Boden werfen. Mitten in der Luft angelte Chester jedoch mit dem Bein nach Kuves Knie und rammte ihm gleichzeitig den Ellbogen unter das Kinn. Er landete auf allen vieren, als Kuve losließ. Kuve schüttelte überrascht den Kopf. »War das ein Zufall oder ...«
Chester warf sich auf ihn, duckte sich tief, umklammerte Kuves Hals mit dem rechten Arm, griff mit dem linken nach einem Knöchel ...
Und knallte plötzlich mit dem Rücken auf die Matte. Er setzte sich auf und rieb sich den Hals. Kuve nickte beifällig. »Du, machst dich gut, Chester. Wenn du eben nicht so leichtsinnig gewesen wärst, hättest du mich auf den Rücken legen können.«
»Vielleicht beim nächsten Mal«, sagte Chester unfreundlich.
»In deinem Tonfall ist eine gewisse unterdrückte Feindseligkeit nicht zu verkennen«, stellte Kuve fest und betrachtete Chester mit einem amüsierten Lächeln.
»Von unterdrückt kann nicht die Rede sein«, verbesserte Chester ihn. »Schließlich hast du mich neun Monate lang schlimmer als ein Sklaventreiber behandelt.«
»Vielleicht kann ich dich dadurch aufheitern, daß ich dir eine neue Aufgabe stelle, bei der jeweils verschiedene Gruppenreaktionen getestet werden. Eine äußerst interessante Problemstellung – aber unter Umständen schmerzhaft.«
»In dieser Beziehung paßt sie bestimmt ausgezeichnet zu allen anderen Aufgaben, die ich bis jetzt gelöst habe.«
Chester ging neben Kuve her durch die Korridore, bis sie einen Innenhof erreicht hatten. Kuve wies auf ein Tor in der Mauer, hinter der bereits der Wald begann.
»Du gehst jetzt einfach durch das Tor, Chester, und machst einen schönen Spaziergang im Wald. Dort findest du verschiedene Wege; ob du sie benutzt oder nicht, ist ausschließlich von dir abhängig. Der Wald erstreckt sich bis über die nächsten Hügel. Ich glaube nicht, daß du dich allzu weit entfernen wirst – die Gründe dafür lernst du noch kennen –, aber ich möchte dir trotzdem nahelegen, nicht weiter als unbedingt notwendig vorzudringen. Wenn du eine Entdeckung gemacht hast, die deiner Meinung nach bemerkenswert ist, kommst du wieder zurück.«
Chester sah in den Wald hinein. »Mein erster Ausflug in die Freiheit. Hast du nicht Angst, daß ich fliehen könnte?«
»Das dürfte in dieser Richtung leider unmöglich sein, fürchte ich. Wenn du in Schwierigkeiten kommst, kannst du dich jederzeit mit mir in Verbindung setzen. Bei Anbruch der Dunkelheit erwarte ich dich wieder zurück.«
»Im Zweifelsfall werde ich mich an das Schulmotto erinnern: Ist-nicht ist nicht nicht-ist. Du brauchst nicht aufzubleiben. Vielleicht gefällt es mir hier draußen besser.«
7
Chester bewegte sich rasch den Pfad entlang und beobachtete dabei aufmerksam nach allen Seiten.
Plötzlich nahm er eine Bewegung wahr; er warf sich zurück und zog die Beine an den Leib. Ein Seil berührte seine Fersen; dann baumelte die Schlinge hoch in der Luft. Chester stand auf, suchte nach einer zweiten Falle, fand keine und kletterte den Baum hinauf, an dem das Seil hing. Er band es los, wand sich das einen Zentimeter starke Nylonseil um die
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