TTB 112: Menschen für den Mars
ertragen.«
*
Auf dem Weg durch die Kolonie machte Aherne die Feststellung, daß der Kuppelbau allem Anschein nach nur von kleinen dunkelhäutigen Männern bevölkert war, denen der niedrige Luftdruck nichts anzuhaben schien. Langsam begann sich ein klares Bild abzuzeichnen.
In den Tagen der heißen Debatten über die Frage, wer die Marskolonie bauen und wie man vorgehen sollte, hatte José Echavarra im Mittelpunkt der Diskussionen gestanden. Als Schöpfer einer neuen Vererbungslehre war der Peruaner Gegner des Amerikaners Carter geworden, der den Bau von Kuppeln befürwortete, in denen Erdbewohner in verhältnismäßiger Behaglichkeit leben konnten. Echavarra hatte hitzig erklärt, daß dies der falsche Weg sei. Er vertrat die Ansicht, daß der Mensch sich dem Planeten anpassen sollte und nicht umgekehrt.
Als Beispiel hatte er die Minenarbeiter aus den peruanischen Anden angeführt, mit denen sich Wissenschaftler eingehend beschäftigt hatten. Diese Minenarbeiter verbrachten ihr ganzes Leben in 3000 bis 5000 Meter Höhe, in Gebieten mit dünner Luft und geringem Druck, sie hatten sich, mit einem Wort, der Umgebung angepaßt. Sie waren fähig, bei einem Druck von nur acht Pfund auf den Quadratzoll zu existieren und sich dabei behaglich zu fühlen.
Echavarra hatte vorgeschlagen, eine Kolonie zu bilden, die nur aus diesen abgehärteten Peruanern bestand.
Aherne erinnerte sich genau an die Geschehnisse. Der beredte Dr. Echavarra hatte in langen Stunden seine Pläne vorgelegt, war aber auf eindeutige Ablehnung gestoßen. Schließlich, so hatte einer der Delegierten erklärt, bedeutete Echavarras Plan, daß nur eine Nation – Peru – Menschen auf den Mars schicken würde. Andere Völker, gewohnt an den üblichen 15-Pfund-pro-Quadratzoll-Druck, würden unfähig sein, die auf dem Mars herrschenden Bedingungen zu überleben.
Damit hatte die Diskussion geendet. Echavarras Vorschlag war abgelehnt worden, und Raymond Carter war zum Leiter der Pionierexpedition ernannt worden, die den Kuppelbau errichten und die UN-Kolonie gründen sollte.
Echavarra war von der Bildfläche verschwunden. Nun war er wieder in Erscheinung getreten, mit seiner Kolonie, die nur aus Peruanern bestand.
Der Luftdruck war wirklich niedrig. Aherne, der mit jedem Schritt müder wurde, schleppte sich dahin, als er Echavarra durch die Straßen folgte.
»Hier herein«, sagte der Peruaner, und Aherne folgte der Aufforderung. Er betrat einen einfach eingerichteten Raum, in dessen warmer, leichter Atmosphäre sich seine Lungen befreit dehnten.
»Dieser eine Raum wird unter normalem Druck gehalten«, erklärte Echavarra. »Ich bin selbst noch nicht völlig an die Luft gewöhnt, die diese Andenbewohner atmen. Ich schätze es, mich hier drin von Zeit zu Zeit entspannen zu können.«
Aherne warf sich erschöpft in die Hängematte, die von Wand zu Wand gespannt war.
»Zum Teufel«, sagte er nach einiger Zeit. »Ich bin nicht für diesen krassen Druckwechsel geschaffen.«
»Sie leiden an Anoxie«, sagte Echavarra. »Sauerstoffmangel. Der verringerte Druck in dieser Kuppel erschwert es Ihren Lungen, genügend Sauerstoff aufzunehmen. Um diesen Mangel auszugleichen, vermehren sich Ihre roten Blutkörperchen. Das macht Ihnen für eine Weile zu schaffen, aber Sie werden sich daran gewöhnen.«
Aherne nickte. »Und ob mir das zu schaffen macht.«
»Ich schätze, daß Sie auf der zweiten Schwelle der Anoxie angelangt sind«, erklärte der Peruaner. »Der Verlauf ist so, wie ich es erwartete.«
»Was meinen Sie?«
»Wir teilen die Stadien des Sauerstoffmangels in drei Grade ein, die wir Schwellen nennen«, sagte Echavarra. »Das erste Stadium ist die Reaktionsschwelle. Auf der Erde wird sie im allgemeinen in 2000 Meter Höhe erreicht. Der Puls beschleunigt sich, die Kapillargefäße erschlaffen, wodurch mehr Blut in die Zellen gelangt. Leichtes Schwindelgefühl stellt sich ein. Dann kommt das zweite Stadium – die Störungsschwelle. Sie waren gerade über diesen Punkt hinausgelangt, als Sie diesen Raum betraten. Charakteristisch für dieses Stadium sind Sehstörungen, Abstumpfen der Sinne, Verlangsamung der Muskelreflexe. Sie haben diesen Zustand kennengelernt. Er ist unerfreulich, aber nicht gefährlich.«
»Ich verstehe«, sagte Aherne. Er lag noch immer reglos und bemühte sich, wieder zu Kräften zu kommen.
»Gibt es ein drittes Stadium?«
»Es gibt es«, sagte Echavarra.
»Die kritische Schwelle. Dieser Zustand stellt sich ein, wenn der
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