Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 112: Menschen für den Mars

TTB 112: Menschen für den Mars

Titel: TTB 112: Menschen für den Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
haben, sehr schwerwiegend. Dieser Hohepriester beruft eine Priesterversammlung ein, die über Ihren Fall entscheiden soll. Er sagte, daß er morgen mittag wiederkommen wird, um Sie zu holen.«
    »Aber Sie werden mich ihnen doch nicht ausliefern, Sir? Letzten Endes hatte ich keine Ahnung davon, daß ich ein Verbrechen beging.«
    »Versuchen Sie, ihnen das beizubringen«, sagte Devall. »Sie sind Fremdlinge. Sie verstehen die auf der Erde geltenden Gesetze nicht. Sie wollen nichts von diesen Gesetzen hören. Nach ihren Gesetzen haben Sie Gotteslästerung begangen, und Gotteslästerer müssen bestraft werden. Auf Markin lebt eine Rasse, die sich an ihre Gesetze hält. Sie sind eine ethisch hochentwickelte Rasse, wenn ihre Technik auch noch in den Kinderschuhen steckt. Ihr ethisches Niveau steht nicht tiefer als das unsere.«
    Leonards war blaß wie die Wand geworden. »Dann werden Sie mich ihnen also ausliefern?«
    Devall zuckte die Achseln. »Das habe ich nicht gesagt. Sehen Sie sich den Fall aber einmal von meiner Warte aus an. Ich bin der Leiter einer Kultur- und Militärmission. Wir sind hier, um mit diesen Wesen zu leben, ihre Gedanken kennenzulernen und ihnen in der begrenzten Zeit, die uns bleibt, als Führer zu dienen. Wir handeln zumindest so, als respektieren wir ihre Rechte als Individuen und als Rasse. Daraus ergibt sich die Frage: Sind wir Freunde, die mit ihnen leben und ihnen zu helfen versuchen, oder benehmen wir uns wie Lehnsherren, unter deren Faust sie stöhnen?«
    »Sir, ich würde sagen, daß diese Vereinfachung nicht ganz zutrifft«, bemerkte Leonards zögernd.
    »Mag sein. Aber der Fall ist klar genug. Wenn wir ihre Forderung ablehnen, bedeutet das, daß wir eine Kluft zwischen der Erde und diesen Fremdlingen schaffen, obwohl wir ständig davon reden, daß sie unsere Brüder sind. Wir spielen die Freunde, aber unser Verhalten im Fall Leonards reißt uns die Maske vom Gesicht. Wir sind arrogant, imperialistisch, herrschsüchtig, und – nun, ich denke, Sie verstehen.«
    »Sie werden mich ihnen also ausliefern, damit sie mich durch ihre Gerichte verurteilen können«, sagte der Leutnant ruhig.
    Devall schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich bin noch zu keinem Entschluß gekommen. Wenn ich Sie ausliefere, schaffe ich einen gefährlichen Präzedenzfall. Tue ich es nicht, so weiß ich nicht, was geschieht.« Er zuckte die Achseln. »Ich werde den Fall zur Erde melden. Ich sehe nicht ein, warum ich eine so schwerwiegende Entscheidung treffen soll.«
     
    *
     
    Aber es war seine Pflicht, die Entscheidung zu treffen, dachte er, als er die Unterkunft Leonards' verließ und sich auf den Weg zur Nachrichtenbude machte. Er allein konnte alle Faktoren des Falles beurteilen, weil er mit dem Schauplatz des Verbrechens vertraut war. Ganz gewiß würde sein Appell an die Erde nur dazu führen, daß man ihm die Verantwortung wieder zuschob.
    Für eine Tatsache aber war er dankbar: Leonards hatte keinen Versuch gemacht, aus dem Verwandtschaftsverhältnis Kapital zu schlagen. Es war seine, Devalls, Pflicht, zu vergessen, daß Leutnant Leonards sein Neffe war.
    Der Nachrichtenmann war im Hintergrund des kleinen Baues beschäftigt und bemerkte Devalls Eintritt nicht. Der Colonel wartete einen Augenblick, dann räusperte er sich und sagte: »Mr. Rory?«
    Rory drehte sich um. »Ja, Colonel?«
    »Stellen Sie sofort eine Subradio Solidoverbindung zur Erde her, mit Direktor Thornton vom ET-Department. Und rufen Sie mich, wenn es soweit ist.«
    Es dauerte zwanzig Minuten, bis der Subspaceimpuls die Lichtjahre überwunden und einen Empfänger auf der Erde gefunden hatte, weitere zehn Minuten, um über eine Relaisstelle in Rio empfangen zu werden. Devall kehrte in die Funkbude zurück. Das grünfunkelnde Solidofeld war abgestimmt. Er trat hinein und stand scheinbar im Büro des ET-Chefs. Thorntons Projektion war scharf, aber der Schreibtisch schien an den Kanten zu flattern. Nichtorganische Gegenstände kamen nie in völliger Klarheit durch.
    Schnell schilderte Devall die Lage. Thornton unterbrach ihn nicht. Stumm, die Hände ineinander verschlungen, lauschte er den Worten Devalls. Als der Colonel geendet hatte, sagte Thornton: »Eine sehr unangenehme Geschichte.«
    »Allerdings.«
    »Der Priester will am nächsten Tage wiederkommen, sagten Sie? Ich fürchte, das läßt uns nicht genug Zeit, den Stab zusammenzutrommeln und den Fall zu besprechen.«
    »Wahrscheinlich könnte ich ihn ein paar Tage

Weitere Kostenlose Bücher