TTB 113: Planet zu verkaufen
Tradition und bekannten Namen, aber auch kleine Industrieunternehmen. Und alle waren an Fletcher Atwood übertragen worden.
Es schien unglaublich, aber der gesetzmäßige Beweis lag vor mir, daß ein einziger Mann in einem Schwung einen großen Teil der Stadt aufgekauft hatte.
Kein Mensch besaß so viel Geld, um das tun zu können. Auch keine Gesellschaft, Aber da es offensichtlich doch der Fall war – welchen Zweck verfolgte der Betreffende?
Ich hielt nur ein kleines Bündel Dokumente in der Hand, und im Büro gab es eine Menge Schreibtische mit vielen Schubfächern, in denen sich Ähnliches befinden konnte. Und wenn Fletcher Atwood oder die Gruppe, die er vertrat, diese Stadt aufgekauft hatte, was sollte damit gemacht werden?
Ich legte die Schriftstücke in die Lade zurück und näherte mich wieder der Kleiderablage. Ich starrte auf das Brett, auf dem die Hüte lagen und sah zwischen den Hüten etwas, das wie eine Schuhschachtel aussah.
Vielleicht eine Schachtel mit weiteren Dokumenten?
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und schob mit meinenFingern die Schachtel so lange vorwärts, bis ich sie zu fassen bekam. Sie war schwerer, als ich erwartet hatte. Ich trug sie zum Schreibtisch, stellte sie unter die Lampe und hob ihren Deckel ab.
Die Schachtel war mit Puppen angefüllt – doch es waren merkwürdige Puppen. Sie waren so menschenähnlich, daß man sich unwillkürlich fragte, ob es nicht echte Menschen wären, eingeschrumpft auf eine Länge von ungefähr zehn Zentimeter, aber so eingeschrumpft, daß ihre Proportionen unverändert waren.
Und ganz oben auf diesem Puppenhaufen lag eine Puppe, die das perfekte Abbild jenes Bennetts war, der mit Bruce Montgomery am Konferenztisch gesessen hatte!
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Entsetzt stand ich da und starrte die Puppe an. Und je mehr ich sie ansah, desto mehr ähnelte sie Bennett, einem splitternackten Bennett, einer kleinen Bennett-Puppe, die auf jemanden wartete, der sie anziehen und in einen Sessel hinter einem Konferenztisch setzen würde. Sie war so lebensecht, daß ich jeden Augenblick erwartete, die Fliege über seine Glatze kriechen zu sehen.
Langsam, als ob ich mich fürchtete, daß sie unter meiner Berührung zum Leben erwachen könnte, griff ich in die Schuhschachtel und hob Bennett heraus. Er war schwerer, als ich erwartet hatte, schwerer, als eine normale Puppe von dieser Größe sein sollte. Als ich ihn unter die Lampe hielt, gab es keinen Zweifel, daß dieses Ding das genaue Abbild Bennetts war. Die Augen blickten kalt und eisig, und die Lippen waren dünn und zusammengekniffen. Die Kopfhaut war nicht bloß kahl, sondern sie sah steril aus, als ob niemals ein Haar darauf gewachsen wäre.
Ich legte Bennett auf den Schreibtisch, griff wieder in die Schachtel, und diesmal holte ich eine weibliche Puppe heraus, eine entzückende Blondine. Sie schien so lebendig, daß man glaubte, nur ein Zauberwort sprechen zu müssen, um sie ins Leben zurückzurufen.
Ich legte sie neben Bennett nieder und wühlte in der Schachtel herum. Es waren vielleicht an die dreißig Puppen, und alle möglichen Typen waren vertreten. Es gab muntere junge Burschen und alte abgefeimte Hasen, aalglatte Geschäftsleute, den Typ von Mädchen, die geschwind Karriere machen, streitsüchtige alte Jungfern und die jungen Dinger, die man in Büros findet.
Ich hörte mit dem Herumwühlen auf und wandte mich wieder der Blondine zu. Sie faszinierte mich.
Ich hob sie auf, sah sie mir noch einmal genau an. Sie könnte aus Plastik sein, obwohl ich diese Art noch nie gesehen hatte. Das Material war hart und schwer, aber doch nachgiebig. Wenn man fest genug drückte, blieb eine Delle, die aber sofort wieder heraussprang, wenn man den Finger wegnahm. Und man hatte das schwache Gefühl einer gewissen Eigenwärme.
Ich legte Bennett und die Blondine in die Schachtel zurück und stellte diese auf das Brett. Sorgfältig richtete ich die Hüte.
Ich trat zurück und blickte mich noch einmal im Büro um. Mein Gehirn schien streiken zu wollen. Die Puppen auf dem Brett, die Kleider auf der Stange, das Loch mit dem Kältewirbel und das Bündel Dokumente, mit dem die halbe Stadt aufgekauft war – es war einfach zu viel auf einmal.
Ich streckte die Hand aus und zog an den Kordeln. Die Vorhänge glitten mit einem leisen Geräusch zusammen und verhüllten die Puppen, die Kleider und das Loch – aber sie konnten den Irrsinn nicht verhüllen, der noch immer den Raum erfüllte. Man konnte ihn fast fühlen, als ob er
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