TTB 113: Planet zu verkaufen
ein Schatten wäre, der sich in der Dunkelheit außerhalb des Lichtkreises der Lampe bewegte.
Ich schaltete die Lampe aus, und die Dunkelheit schloß mich ein. Ich stand regungslos da und lauschte, aber ich hörte kein Geräusch.
Auf den Zehenspitzen schlich ich zur Tür, und bei jedem Schritt fühlte ich die unsichtbare Gefahr in meinem Rücken – zwar nur eine eingebildete Gefahr, aber groß und schrecklich. Vielleicht war es der Gedanke daran, daß ich Dinge entdeckt hatte, die nicht für mich bestimmt waren und daß es logischerweise einen eingebauten Schutzmechanismus für sie geben müßte.
Ich trat auf den Gang hinaus und schloß die Tür hinter mir. Der Gang selbst war dunkel. Licht brannte nur im Treppenhaus, außerdem fiel ein schwacher Schimmer der Straßenbeleuchtung durch die Fenster.
Nichts bewegte sich. Von der Straße herauf hörte ich schwach das Kreischen von Bremsen, den schrillen Klang einer Autohupe, das helle Lachen eines Mädchens.
Jetzt kam es nur noch darauf an, ungesehen das Gebäude zu verlassen. Es war ein riskantes Spiel gewesen, und ich wollte nicht, daß es für mich böse ausging.
Leise schlich ich den Gang entlang und hatte beinahe die Treppe erreicht, als ich etwas hinter mir fühlte.
»Fühlen« ist vielleicht nicht das richtige Wort, auch nicht »Spüren« – denn es war »Wissen«. Es gab kein Geräusch, keine Bewegung, keinen Schatten, der mich gewarnt haben könnte – nichts außer einer geisterhaften Warnglocke, die plötzlich in meinem Gehirn schrillte.
Hastig wirbelte ich herum, und er war schon beinahe über mir – ein schwarzer, menschengroßer und menschenähnlicher Schatten, der ohne das geringste Geräusch heranstürmte.
Ich preßte mich gegen die Wand, so daß das Wesen an mir vorbeieilte. Aber wie von einem unsichtbaren Gummiband zurückgehalten, wirbelte es herum und stürzte sich auf mich. Ich erhaschte einen Blick auf ein bleiches Gesicht. In einer unbewußten Reaktion schoß meine Faust hoch und traf den bleichen Fleck in dem dunklen Umriß. Es gab ein klatschendes Geräusch, als meine Faust sein Gesicht traf.
Der Mann – wenn es ein Mann war – taumelte zurück, und ich folgte ihm und schlug noch einmal zu. Wieder ertönte das hohle Klatschen.
Mein Schlag schleuderte ihn gegen das Eisengeländer, das die Treppe absicherte. Er rollte über die Brüstung und fiel ins Leere.
Ich erhaschte einen Blick auf sein Gesicht, als es das Licht traf, und er hatte den Mund zu einem Schrei aufgerissen, der nie kam. Dann verschwand er aus meiner Sicht, und ich hörte den dumpfen Aufprall, als er auf dem Boden des Treppenhauses aufschlug.
Ich war ängstlich und entsetzt gewesen, als ich dem Mann gegenübergestanden hatte, aber jetzt fühlte ich mich krank, denn ich hatte ihn getötet. Niemand konnte diesen Sturz auf den marmornen Boden überlebt haben.
Ich stand da und wartete auf einen Laut, der aus dem Treppenhaus ertönen würde. Aber ich vernahm keinen Laut. Das Gebäude war so still, daß es seinen Atem anzuhalten schien.
Ich bewegte mich auf die Treppe zu, meine Knie zitterten, und meine Hände waren feucht. Ich beugte mich über das Geländer und fürchtete mich vor dem Anblick des zerschmetterten Körpers.
Aber ich sah nichts.
Es gab keinen Menschen, der hier zu Tode gestürzt war.
Ich wirbelte herum und stürmte die Treppe hinab. Ich fragte mich, ob ich ihn vielleicht nicht gesehen hätte. Aber das war fast unmöglich.
Ich hatte recht. Das Treppenhaus war leer, als ich unten ankam. Und hier roch ich wieder den Duft, den ich bei Bennett und in dem Büro wahrgenommen hatte.
Einige Tropfen Flüssigkeit glänzten auf dem Boden – als ob jemand Wasser verschüttet hätte. Ich beugte mich nieder, fuhr mit dem Finger durch die Flüssigkeit und roch daran. Sie besaß den Rasierwasserduft, nur viel stärker, als ich ihn jemals zuvor gerochen hatte.
Ich erblickte zwei feuchte Spuren, die von diesem Platz weg und über die anschließende kleine Treppe führten. Es war, als ob jemand ein Glas Wasser getragen und das Wasser verschüttet hatte. Das war die Spur des Wesens, das eigentlich tot sein sollte, kam es mir in den Sinn. Es hatte diese feuchte Spur hinterlassen.
Ich stürzte durch die Drehtür auf die Straße hinaus. Diese füllte sich allmählich mit Menschen, die an den zwei Abenden in der Woche, an denen die Geschäfte offen hatten, in die Innenstadt strömten.
Auf der Straße angekommen, fühlte ich mich in Sicherheit. An einer Ecke hielt ich an
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