TTB 116: Freibeuter im Weltraum
lächelte. »Aber du hast dich verändert, Gunnar. Du bist müde und verbittert.«
»Nein, wieso? Ich fühle mich jetzt glücklicher als …« Seine Entgegnung wurde abgeschnitten. Sie ließ seine Hände los und ging an einen Wandschrank. »Ich erinnere mich, daß du ein Scotchtrinker bist. Hier habe ich einen Glenlivet.«
»Wie? Du hast doch immer Wein bevorzugt.«
»Nun, Viktor – Doktor Bragdon – hat den gleichen Geschmack wie du. Die Flasche ist von ihm.« Sie schenkte ein.
Welches Recht habe ich, eifersüchtig zu sein? fragte er sich ärgerlich. »Darf ich fragen, was du mit ihm auf dieser Expedition machst?«
»Offiziell bin ich Expeditionssekretärin. Ich kenne derlei Arbeit aus der Zeit vor meiner Ehe. Und dann habe ich Erfahrung auf fremden Planeten, wo man zum Leben Spezialausrüstungen braucht. In Wahrheit wurde meine Bewerbung um diesen Job aber angenommen, weil Viktor mich kannte.« Sie reichte ihm sein Glas und hob das Ihre. »Willkommen an Bord, Gunnar. Auf die alten Zeiten.«
Sie stießen an.
»Als das Leben noch einfach und reich war«, fügte sie nachdenklich hinzu. »Aber setze dich doch!« Sie winkte ihn zu sich auf die Couch, aber er nahm einen Stuhl. Sie lehnte sich lächelnd zurück. »Nun erzähle mir von dir.«
»Hast du in den Nachrichten noch nicht genug über mich gehört?«
Sie bewegte tadelnd den Kopf. »Allerdings. Das ganze Sonnensystem ist in Aufruhr. Zwei Drittel waren dafür, dich aufzuhängen und Frankreich für die Unterstützung, die es dir gegeben hat, mit Wasserstoffbomben zu bestrafen. Der Rest…« Ihr Lächeln verging. »Nun, offengesagt, ich hatte nicht erwartet, daß du in der Öffentlichkeit doch soviel Anklang finden würdest. Deine Aktion hat irgendwie die Fronten geklärt.«
Er faßte Mut und sagte: »Das hatte ich erhofft. Eine entschiedene Geste anstelle des endlosen Wortgedröhns … Schon gut, du darfst mich ‘rausschmeißen.«
»Nein, Gunnar. Nie.« Sie beugte sich vor und klopfte ihm die Hand. »Ich denke, daß du irrst, ganz schrecklich irrst, aber ich habe nie an deinem guten Glauben gezweifelt.«
»Danke. Dasselbe gilt für dich.«
»Du solltest wenigstens einsehen, welchen Schaden Frankreich angerichtet hat«, sagte sie ernst. »Es sah aus, als ließe sich der Streit mit Alerion friedlich beilegen. Jetzt hat Frankreich mit seiner Obstruktionspolitik das Parlament nahezu lahmgelegt, indem es immer neue Anträge stellt, über die beraten werden muß. Die Delegation von Alerion ist vor drei Wochen abgereist. Wir werden sie wieder einladen müssen, wenn der tote Punkt überwunden ist.«
»Oder ihnen auf den Pelz rücken, wenn es so geht, wie ich hoffe«, sagte er. »Was du nicht sehen kannst oder willst, ist, daß die Alerionas gar nicht die Absicht haben, wirklich Frieden zu machen. Sie wollen die Erde ganz aus dem Raum verdrängen.«
»Wieso? Was für Beweise hast du für die Behauptung?«
Er blickte grübelnd in sein Glas. »Ich habe keine. Ich gebe zu, es ist eine verzwickte Sache, Du darfst nicht vergessen, daß sie nicht so denken wie wir. Sieh dir die Geschichte unserer Beziehungen zu Alerion an, nicht ihre sanften Worte, sondern ihre harten Taten. Einschließlich der Tatsache, daß sie Neu-Europa vorsätzlich überfallen haben und sich nun ebenso vorsätzlich daran machen, die französischen Kolonisten dort auszurotten. Deine Freunde haben die Echtheit des Beweismaterials geleugnet. Aber sei ehrlich mit dir selbst, Joss.«
»Und sei auch du ehrlich mit dir selbst, Gunnar. Was kann ein einzelner Kaperfahrer und Pirat anderes erreichen, als die Feindschaft zu verschlimmern? Du wirst nämlich der einzige bleiben, Gunnar. Die Weltföderation bereitet ein Gesetz gegen Piraterie vor, das ohne Zweifel angenommen werden wird, selbst wenn Frankreich und seine Verbündeten dagegen stimmen. Und die Admiralität hat jeden Schiffsverkauf und jeden Neubauauftrag genehmigungspflichtig gemacht. Du wirst dort draußen zugrunde gehen, Gunnar, allein, für nichts.«
»Ich hoffe, die Marine wird nicht untätig bleiben«, sagte er. »Wenn ich, wie du sagst, die Feindschaft verschlimmere – nun, jeder muß tun, was nach seiner Überzeugung richtig ist.«
»Du weichst aus.« Sie stand abrupt auf, füllte sein Glas auf und lächelte etwas gezwungen. »Wir wollen nicht streiten. Laß uns heute abend nicht mehr von Politik sprechen. Es ist so lange her, daß wir zusammensaßen.«
Heim nickte. »Ich wollte dich sehen, als du zur Erde zurückkehrtest,
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