TTB 116: Freibeuter im Weltraum
und Mrs. Lawrie beide sehr freundlich. Er bemerkte einmal, daß er Ihre Überzeugungen mißbillige, aber Ihren Mut bewundere. Und die Frau sagte, sie hoffe, daß Sie bald zurückkommen würden.«
Eine Stunde darauf löste sich die Jacht wieder von der Sternschnuppe II und nahm Kurs auf den Planeten. Heim saß auf der Brücke und lauschte den Flamencos aus Vadasz’ Gitarre, die das tiefe Brummen der Triebwerke übertönten. Keiner der beiden Männer sprach. Ihre Augen hingen wie gebannt an dem majestätischen Bild, das sich ihnen darbot.
Zweieinhalb mal so groß wie die Erde und von zehnfacher Masse, schwebte Staurn im Schwarz des Alls. Die Ozeane schimmerten im dunkelsten Blau, die Kontinente waren ocker- und zimtfarben. Schneeweiße Wolkenbänder zogen sich über sie hin. Die Atmosphäre umgab den Rand der sichtbaren Scheibe mit einer violetten Aura. Von den Polkappen gingen unter dem Einfluß starker Partikelbestrahlung durch die heiße Sonne schleierartig durchsichtige Nordlichter aus, die weit in den Raum hinausreichten, wo sie immer feiner und zarter wurden. Zwei gletschergrün leuchtende Monde begleiteten den Planeten.
»Wenn ich so etwas sehe«, murmelte Heim, mehr zu sich selbst, »frage ich mich immer wieder …«
Vadasz hörte auf zu spielen und warf ihm einen Seitenblick zu. »Was?«
»Warum wir unsere Zeit mit Hassen und Töten verschwenden, statt sie für … Ach, es ist egal.« Er zog seine Pfeife heraus. »Um Streit anzufangen, genügt einer.« Vadasz studierte ihn aufmerksam »Hör mal, Gunnar, ich habe dich einigermaßen kennengelernt. Die Rolle eines Hamlet paßt nicht zu dir. Was hast du auf dem Herzen?«
»Nichts!«
»Unsinn. Entschuldige, wenn ich damit nicht zufrieden bin. Ist es die unerwartete Ankunft jener Dame, die dich so beunruhigt?«
»Eine Überraschung, nichts weiter. Wir waren einmal gut befreundet.« Heim machte sich mit seiner Pfeife zu schaffen, aber der forschende Blick seines Freundes zwang ihn zu weiteren Erklärungen. »Meine Frau und ich hatten vor Jahren häufig Kontakt mit den Lawries. Kurz vor Connies Tod reisten sie nach Urania im Indisystem ab, wo Lawrie eine Werkzeugfabrik aufmachen wollte. Es kann nicht so geklappt haben, wie sie es sich vorgestellt hatten, denn vor etwa eineinhalb Jahren kam sie allein zurück, geschieden. Sie schloß sich dann der Friedensbewegung an, und ich sah sie nur noch ein- oder zweimal auf lauten, großen Parties. Ich zweifelte schon, daß sie nach allem, was ich getan habe, mit mir sprechen würde.«
»Und jetzt bist du angenehm überrascht, wie? Sie ist wirklich attraktiv. Auf dich scheint sie besonders anziehend zu wirken.«
Heim funkelte ihn an. »Wie meinst du das?«
Vadasz lächelte entwaffnend. »Man möchte nicht zu persönlich werden. Aber vielleicht war es ein Fehler von dir, Gunnar, daß du dich nicht besser auf eine lange Reise in männlicher Gesellschaft vorbereitet hast.«
Heim grinste zurück. »Ich hatte schon Mühe genug, Geschichten zu erfinden, um deine häufige Abwesenheit zu erklären. Schließlich konnte ich Lisa nicht sagen, daß ihr Held auf Schürzenjagd unterwegs war.«
»Touché!« Vadasz wurde tomatenrot und beugte sich von neuem über seine Gitarre.
Vielleicht hat er sogar recht, dachte Heim. Ich hätte – nun, Connie würde Verständnis haben. So wie sie es auch bei Jocelyn hatte. Weiß Gott, seit damals hat es ja auch andere Frauen gegeben – Vielleicht habe ich zu intensiv an Madelon auf Neu-Europa gedacht. Verdammte Dummheit. Oder …
Er hatte sich noch nicht wieder gefangen, als er an die Tür ihrer Kabine klopfte. Sie öffnete sofort. »Gunnar«, sagte sie und nahm seine Hände. »Ich bin so froh, daß du kommen konntest.«
»Es war nett von dir, mich einzuladen«, sagte er. »Unfug. Wenn zwei alte Freunde sich so weit von daheim wiedersehen, ist das eine Selbstverständlichkeit. Komm herein.«
Die Tür schloß sich hinter ihnen, und er schaute sich um. Ihre Kabine war klein und behaglich, und sie hatte es verstanden, der Umgebung ihre persönliche Note zu geben. Er erkannte einige Dinge aus ihrer früheren Wohnung wieder – Reproduktionen von Matisse und Hiroshige, ein paar zerlesene Bände von Cesar Vallejo, Neruda, Catull, Cervantes und Homer, die Flöte, der er einmal so gern zugehört hatte. Sein Blick kehrte zu ihr zurück. Sie hatte ein blaues Kleid und eine Halskette aus massivem Silber angelegt.
»Du hast dich nicht verändert«, sagte er.
»Lügner. Trotzdem vielen Dank.« Sie
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