Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 116: Freibeuter im Weltraum

TTB 116: Freibeuter im Weltraum

Titel: TTB 116: Freibeuter im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
Die Tochter ist auf der Erde bei ihrem Großvater.« Heim bot seinem Besucher eine der letzten Zigarren an und stopfte seine Pfeife. Seine Finger waren nicht so ruhig wie sonst, und er vermied es, den anderen anzusehen. »Haben Sie Familie?«
    »Ja. Es geht ihnen gut, oder besser, es ging ihnen gut, als mein Trupp vor ein paar Wochen in Gefangenschaft geriet.« Irribarne hatte seine Zigarre in Gang gesetzt und lehnte sich mit einem behaglichen Seufzer zurück.
    »Wie ist das überhaupt passiert?« fragte Heim. »Wir hatten noch keine Zeit, uns in Ruhe zu unterhalten.«
    »Ein dummer Zufall. An der Côte Notre Dame gibt es ein Uranbergwerk, das einzige auf Neu-Europa. Wir wollten es in die Luft sprengen, nachdem es den Alerionas in die Hände gefallen war. In Port Augustin am Golf des Dragons nahmen wir ein Sport-Unterseeboot und fuhren los. Wir wußten, daß Alerion ein trockener Planet ist, und daß diese Kerle bestimmt keine Ortungsgeräte für U-Boote haben. Aber das Bergwerk war besser bewacht, als wir vermutet hatten. Als wir nachts auftauchten und an Land gehen wollten, wurde das Boot von einer Granate getroffen. Gewöhnlicher chemischer Explosivstoff, sonst würde ich nicht hier sitzen. Wir mußten schwimmen, und ihre Soldaten erwarteten uns schon am Ufer. Zuerst hieß es, man wolle ein Exempel statuieren und uns erschießen, aber der neue Oberbefehlshaber hörte davon und verbot es. Ich glaube, er ist gekommen, um die Jagd auf Sie zu organisieren. Wir sollten nach Alerion verfrachtet werden. Man sprach von einem Gefangenenaustausch.«
    »Ich verstehe.«
    »Aber das interessiert Sie nicht so sehr, nicht wahr? Sie möchten lieber von Madelon hören, ja?«
    »Zum Teufel, ich hasse es, über persönliche Dinge zu sprechen, aber … Also gut, wir verliebten uns, als ich einen langen Krankheitsurlaub auf Neu-Europa hatte. Eine sehr unschuldige Affäre, versichere ich Ihnen. So verdammt unschuldig, daß ich vor einer Entscheidung zurückscheute und … Wie dem auch sei, als ich wieder hinkam, war sie verzogen.«
    »Nach Chateau St. Jacques. Ich erinnere mich, daß sie manchmal über den langen Norweger gelacht hat, den sie in ihrer Jugendzeit gekannt hatte. Wir alle kennen dieses halb belustigte, halb traurig Lachen über frühe Erinnerungen.« Irribarnes Gesicht wurde ernst. »Pierre ist ein guter Ehemann. Sie haben vier Kinder.«
    Heim errötete. »Verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte er. »Auch ich hätte nicht besser heiraten können, als ich es getan habe. Es war nur – ich wußte, daß sie in Not sein mußte und wollte ihr nach Möglichkeit helfen. Aus alter Freundschaft. Etwas anderes war da nicht im Spiel.«
    Er glaubte nicht, daß er log. Ein paar Gedanken und Träumereien waren ihm durch den Kopf gegangen, aber sie zu beerdigen war nicht übermäßig schmerzhaft. Daß Madelon glücklich geheiratet hatte und daß sie noch lebte, war genug.
    »Ich habe auch nichts anderes erwartet«, sagte Irribarne herzlich. »Aber nun erzählen Sie mir noch etwas, worüber ich gern Bescheid gewußt hätte. Ich hörte, daß Sie ein privater Kaperfahrer sind, der von Frankreich unterstützt wird. Aber warum läßt sich die Marine soviel Zeit? Wann kommt sie uns zu Hilfe?«
    Du meine Güte, dachte Heim. Das wollte ich ihnen bis morgen ersparen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er.
    »Nom d’un chien!« Irribarne fuhr bolzengerade in die Höhe. »Was sagen Sie da?«
    Widerwillig und zögernd erzählte Heim die ganze Geschichte: Wie die Raumflotte an der Kette lag und untätig wartete, während das Parlament zu endlosen Sitzungen zusammentrat; wie die Mehrheit der Nationen im Interesse eines friedlichen Ausgleichs mit Alerion geneigt war, Neu-Europa aufzugeben; wie er selbst gehofft hatte, mit seiner Initiative die öffentliche Meinung mitzureißen …
    »Aber – aber …«, stotterte Irribarne. Er fing sich und sagte: »Monsieur, dieses Schiff kreuzt seit Monaten im Aurora-System. Haben Sie denn keine Beweise sammeln können, daß wir leben?«
    »Ich habe es versucht.« Heim schritt nervös auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Die Gefangenen, die ich mit meinen Prisenkommandos zur Erde geschickt habe, könnten befragt werden. Es dürfte nicht leicht sein, sie zu Aussagen zu bewegen, denn Alerionas sind keine Menschen, aber ich bin überzeugt, daß man ihnen die Wahrheit entreißen könnte. Wahrscheinlich hat niemand den Versuch gemacht.
    Ich bin auch in die unmittelbare Nähe Neu-Europas vorgedrungen.

Weitere Kostenlose Bücher