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TTB 116: Freibeuter im Weltraum

TTB 116: Freibeuter im Weltraum

Titel: TTB 116: Freibeuter im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Visier an eine Ritterrüstung erinnerte.
    »Meldung vom Prisenkommando, Kapitän.« Blumberg stammelte vor Hast.
    Heims Bauchmuskeln spannten sich. »Ist was passiert?«
    »Nein. Wir haben die Situation in der Hand – aber, Kapitän! Sie haben Menschen an Bord!«

 
18.
     
    Ein kurzer Flug mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit führte die Sternschnuppe II so weit aus der Region, daß die Wahrscheinlichkeit, entdeckt zu werden, auf ein Minimum herabgesetzt war. Heim ließ nur die wichtigsten Posten besetzt und ordnete ein Fest an.
    Die Messe brodelte. Obwohl nur dreißig »Piraten« übriggeblieben waren, wozu noch ein Dutzend Neu-Europäer kam, und der Raum für eine hundertköpfige Mannschaft berechnet war, füllten sie ihn mit ihrem Gesang und ihrem Geschrei. In einer Ecke stand Utgh-a-Kthaq unerschütterlich hinter einem selbstgebauten Kühler und entkorkte eine Champagnerflasche nach der anderen. Schütze Matsuo Hayashi und ein drahtiger junger Kolonist machten sich daran, festzustellen, wer der bessere Karatekämpfer sei. Würfel rollten, Spielkarten klatschten, und ein Trio muskulöser Aschantineger, die sonst in der Radiozentrale arbeiteten, stampften einen Kriegstanz, während ihre Zuhörer mit Töpfen und Pfannen mehr schlecht als recht den Takt schlugen. Endre Vadasz sprang auf einen Tisch und ließ seine Finger über die Saiten seiner Gitarre fliegen. Mehr und mehr französische Kolonisten stimmten in seinen Gesang ein:
    »C’est une fleur, fleur de prairie,
    c’st une belle rose de Provence.
    Sa chevelure ressemble à la nuit,
    et ses beaux yeux semblent à la mysotin …«
    Zuerst lachte Heim zu laut über Jean Irribarnes letzten Witz, um das Lied zu hören. Dann wurde der Gesang lauter und fesselte ihn. Er mußte an einen bestimmten Abend in Bonne Chance zurückdenken, an einen Abend vor vierundzwanzig Jahren, und die einschmeichelnde Melodie belebte seine Erinnerung so sehr, daß auf einmal ein Brennen in seine Augen kam. Er schüttelte den Kopf und wandte sich ab.
    Irribarne schaute ihn verdutzt an. Der Neu-Europäer war schlank, mittelgroß und dunkelhaarig, mit schmalem Gesicht und sensiblen, feingeschnittenen Zügen. Er trug immer noch die Kleider, in denen man ihn gefangen hatte: einen grünen Waffenrock mit weichen Schaftstiefeln und einem abgewetzten Ledergürtel, unter den er seine weinrote Baskenmütze geschoben hatte. Es war die Uniform eines Polizeikonstablers, der zum Maquisard geworden war.
    »Pourquoi cette tristesse soudaine?« fragte er.
    »Wie?« Heim blinzelte. Der Lärm und seine eingerosteten Sprachenkenntnisse verhinderten das Verstehen.
    »Warum sind Sie auf einmal so traurig?« wiederholte Irribarne langsamer.
    »Ach – nichts. Eine Erinnerung. Als junger Mann habe ich mehrere schöne Ferienwochen auf Neu-Europa verbracht. Aber das war vor langer Zeit. Mein letzter Besuch liegt zweiundzwanzig Jahre zurück.«
    »Und nun denken Sie an die fremden Wesen, die durch unsere menschenleeren Straßen gehen, wie? Oder Sie erinnern sich an ein Mädchen und fragen sich, ob sie tot ist oder sich im Wald verbirgt. Habe ich recht?«
    »Lassen wir uns nachschenken«, sagte Heim barsch.
    Irribarne legte eine Hand auf seinen Arm. »Sofort. Vergessen Sie nicht, Monsieur, die Bevölkerung des ganzen Planeten übersteigt nicht fünfhunderttausend. Die Stadtbewohner, mit denen Sie wahrscheinlich zusammengekommen sind, machen davon nur einen kleinen Anteil aus. Vielleicht kenne ich die Dame.«
    Heim sah ihn an. »Madelon Dubois?«
    »Aus Bonne Chance? Und ihr Vater ist Arzt? Aber ja! Sie hat meinen Bruder Pierre geheiratet. Sie sind am Leben, soviel ich zuletzt gehört habe.«
    Heim suchte nach einem Halt, schnappte nach Luft. »Gott sei Dank«, hauchte er. Irribarne betrachtete ihn aus aufmerksamen braunen Augen. »Es scheint Ihnen wichtig zu sein. Kommen Sie, wollen wir nicht allein und ungestört darüber sprechen?«
    »Gerne. Danke.« Heim ging voraus. Hinter ihnen schlug die alkoholbefeuerte Stimmung immer höhere Wogen. Die Männer hatten einander die Arme um die Schultern gelegt und brüllten:
    »Chevaliers de la table ronde, goûtons voir si le vin est bon …«
    In Heims Kajüte war die Stille um so vollkommener. Irribarne setzte sich und blickte neugierig umher. Pläne, Navigationskarten, ein paar Kriminalromane, das Modell eines Kriegsschiffes, Bilder von einer Frau und einem kleinen Mädchen. »Votre famille?« erkundigte er sich höflich.
    »Ja. Meine Frau lebt allerdings nicht mehr.

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