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TTB 116: Freibeuter im Weltraum

TTB 116: Freibeuter im Weltraum

Titel: TTB 116: Freibeuter im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Das ist kein Problem, wenn man schnell ist. Die meisten ihrer Verteidigungssatelliten sind noch nicht ausgerüstet, und wir warteten einen Zeitpunkt ab, als keine Kriegsschiffe in der Gegend waren. So kam ich zu einwandfreien, scharfen Aufnahmen, die deutlich zeigen, daß nur Coeur d’Yvonne zerstört wurde, daß die Garance nie von einem Feuersturm verheert worden ist. Ich habe sie zur Erde zurückgeschickt. Möglich, daß sie einige Leute überzeugt haben, aber offenbar nicht die richtigen. Vergessen Sie nicht, daß am Für und Wider der Kriegsfrage nicht wenige politische Karrieren hängen. Selbst ein Mann, der unter vier Augen vielleicht zugeben würde, daß er sich geirrt hat, darf es in der Öffentlichkeit nicht tun, um seiner Partei keinen Schaden zuzufügen.
    Gewiß, die Zeit arbeitet für uns, und die öffentliche Meinung tendiert mehr und mehr in unsere Richtung. Dieser Prozeß begann schon bei meiner Abreise. Nicht lange danach, als ich mein Schiff auf Staurn bewaffnete, traf ich einige Leute von der Erde. Sie sagten mir, der Wille zum Kampf sei fühlbar stärker geworden. Aber das war vor vier Monaten!«
    Er nahm seine Pfeife aus den Zähnen, blieb stehen und fuhr etwas ruhiger fort: »Ich kann mir gut vorstellen, welche Argumente die Verfechter des Ausgleichs jetzt vorbringen werden. ›Ja, ja‹, sagen sie, vielleicht sind die Neu-Europäer noch am Leben. Ist es da nicht unsere wichtigste Aufgabe, sie zu retten? Durch einen Krieg ist das nicht möglich. Alerion kann sie zu jeder Zeit vernichten. Wir müssen ihren Planeten gegen ihr Leben tauschen.‹ So wird wahrscheinlich heute im Parlament gesprochen werden.«
    Irribarne ließ den Kopf hängen. »Un demi million des hommes«, murmelte er. Dann, rasch aufblickend: »Aber sie werden ohnehin sterben müssen. Wir haben nur noch ein paar Wochen.«
    »Was?« Heim erschrak. »Will Alerion den Widerstand mit Atomwaffen brechen?«
    »Nein, nein«, sagte der Kolonist. »An einem Feuersturm oder an radioaktiver Verseuchung sind sie nicht interessiert. Sie wollen den Planeten für sich erhalten. Aber das Vitamin C.«
    Stück für Stück kam die Geschichte heraus. Keinen Augenblick daran zweifelnd, daß die Erde ihnen zu Hilfe eilen würde, waren die Küstenbewohner in die Berge und Wälder der Haute Garance geflohen. Diese fast unerforschte Wildnis war reich an Wild und eßbarer Vegetation. Mit ihrer hochentwickelten Technologie und dem Fehlen jeglichen Bevölkerungsdrucks hatten es die Leute zu Wohlstand gebracht; kaum einer, der nicht Jagdgeräte, eine Angelausrüstung und ein Zelt besaß. Die meisten verfügten sogar über eigene Flieger, die sie überall hinbringen konnten. Mit etwas Tarnung und Vorsicht waren fünfzigtausend verstreute Jagdhütten und Blockhäuser für die Alerionas so gut wie unauffindbar, und wenn ihre Patrouillen kamen, konnten die Bewohner meistens rechtzeitig fliehen und sich in Zelte oder Höhlen zurückziehen. Gewöhnliche Funksprechgeräte unterhielten die Verbindung zwischen einzelnen Gruppen und bildeten so etwas wie ein Nachrichtennetz. Die tapfersten Männer organisierten Guerillatrupps, die den Feind zu beunruhigen und seine Nachschubwege zu zerstören suchten, der Rest hielt sich versteckt.
    Mit seiner geringen Achsenneigung erfreut sich Neu-Europa eines milden Klimas mit regnerischen Wintern, selbst in den höheren Regionen. Es hatte den Anschein, als könnten die Menschen unbegrenzt lange aushalten.
    Aber sie lebten nicht auf der Erde. Das Leben hatte hier durch zwei oder drei Milliarden Jahre der Entwicklung zu anderen Formen geführt. Zwar hatten die ähnlichen Bedingungen der Umwelt einen ähnlichen biochemischen Aufbau zur Folge gehabt, und der Mensch konnte den größten Teil seiner Nahrung von einheimischen Tieren und Pflanzen beziehen, aber Ähnlichkeit ist nicht Identität. Einige Dinge fehlten auf Neu-Europa, vor allem Vitamin C. Die Flüchtlinge hatten Vorräte an Tabletten mitgenommen, doch sie gingen allmählich zur Neige. Und Alerion kontrollierte das Ackerland, wo irdische Gemüsesorten und Obstbäume wuchsen.
    Skorbut ist ein Mörder, der sich langsam durch Zahnfleisch, Muskeln, Blut und Knochen frißt. Die meisten Opfer sterben an anderen Krankheiten, denen der geschwächte Körper keinen Widerstand mehr leisten kann. Aber auf welche Weise auch immer, sie sterben.
    »Und sie wissen es«, knirschte Irribarne. »Diese Burschen sind schlau und erkannten frühzeitig unsere Schwäche. Sie brauchen nur abzuwarten.

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