TTB 116: Freibeuter im Weltraum
Wasserfahrzeuge gegen die Landestege, rollte in die Mündung des Carsac und war noch weit landeinwärts bei der Einmündung des Borde durch den Rückstau des Flußwassers spürbar. In den Detektoren der Alerionas heulten atmosphärische Stürme.
Sie ließen nach. Die alarmierten Patrouillenflieger kehrten zu ihren Stützpunkten zurück. Erneut senkte sich Nachtstille über das Land.
Als die fünfzigtausend Tonnen Meteoritengestein die äußersten Schichten der Atmosphäre durchschlugen, blieb die Meroeth zurück. Für das Bremsmanöver standen ihr nur wenige Kilometer zur Verfügung, und bei einer Geschwindigkeit von vielen Sekundenkilometern bedeutete das einen Energieausstoß, der den Maschinen alles abverlangte. Das feindliche Detektorensystem war noch nicht ausgebaut, doch es existierte in Teilen, und auch auf dem Boden waren Instrumente installiert. Nichts konnte diesen Ausbruch von Antriebskräften verbergen – außer dem Feuersturm in der unmittelbaren Nähe eines Meteoriten.
Radargräte, optische und infrarote Suchanlagen wurden lahmgelegt. Neutrino- und Gravitronendetektoren konnten alles registrieren, was fremden Ursprungs war. Aber wer hätte im Gluthauch einer kosmischen Katastrophe nach einem Schiff gesucht? Bei dieser Geschwindigkeit mußte allein der Anprall der Luft genügen, um den Rumpf in tausend glühende Fetzen zu zerreißen.
Sofern es nicht genau hinter dem Meteoriten blieb, seine Masse als Stoßdämpfer und Hitzeschild und seinen feurigen Schwanz als Umhang benützte.
Es gab keinen Autopiloten, der für solche Aufgaben gebaut war. Gunnar Heim mußte das Schiff selbst steuern. Scherte es nur für den Bruchteil einer Sekunde aus dem engen Raum annähernden Vakuums und geriet in die Luftwirbel, würden er und seine Leute sterben, ohne etwas davon zu merken. Als Orientierungsmittel hatte er nur die weißglühende Helligkeit draußen, die Instrumente und das Fingerspitzengefühl langer Erfahrung. Vor seinen Augen liefen die Zahlen und Daten der Geschwindigkeitsmessungen und Positionsberechnungen ab. Er verschmolz mit dem Schiff, reagierte auf Turbulenzstöße und Schlingerbewegungen, ein Roboter, der Befehle ausführte, die ihm von wirbelnden Elektronen vorgeschrieben wurden.
Nein, er war mehr. Die Rückkopplung der Daten durch Sinne, Urteilsvermögen und Willen machte die ganze Operation erst möglich. Aber nichts davon geschah auf der Ebene des Bewußtseins. Dazu reichte die Zeit nicht.
Der Meteorit – von der Lufthülle, durch die er stürzte, kaum gebremst – ließ das Raumschiff hinter sich und schlug in einer gewaltigen Dampfwolke in die See. Die Meroeth war in diesem Augenblick noch mehrere Kilometer hoch in der Atmosphäre und halte ihre Geschwindigkeit soweit gedrosselt, daß sie nicht mehr Gefahr lief, im Reibungswiderstand der Luft zu verglühen. Die Kontrollampe leuchtete rot auf, und Heim schaltete die Maschinen aus. Das Brüllen schwächte sich zu leisem Gebrumm ab und erstarb.
Heim las seine Instrumente ab. »Alles gutgegangen«, sagte er, und seine Stimme hatte für ihn selbst einen fremdartigen Klang. »Wir sind südlich von Bonne Chance und halten Westkurs, ungefähr auf der Linie, die wir vorgesehen hatten.«
Vadasz stieß die Luft aus den Lungen. Sein Haar klebte in verschwitzten Strähnen an Stirn und Schläfen.
»Brücke an Maschinenraum«, sagte Heim. »Bitte Meldung.«
»Alles in Ordnung, Kapitän«, sagte Diego Gonzalez, der auf Sternschnuppe II als Dritter Ingenieur arbeitete, »jedenfalls, soweit man es erwarten durfte. Die Defektanzeige meldet Verformungen der Bugplatten, hauptsächlich steuerbords. Soll ich die Kühlung einschalten? Die Fernthermometer zeigen für die meisten Räume zu hohe Temperaturen an – bis zu sechzig Grad.«
»Tun Sie es«, entschied Heim. »Wenn ein Bodendetektor so nahe ist, daß er die Klimaanlage registriert, haben sie uns auch auf dem Radarschirm.« Er wandte den Kopf zu Vadasz. »Zeigt unser Radar etwas an?«
»Nein«, sagte der Ungar. »Wir scheinen ganz unter uns zu sein.«
Außer Heim und Vadasz waren nur Gonzalez und Irribarne an Bord; mehr wurden für ein erfolgreiches Landemanöver nicht benötigt, und für den Fall eines Unglücks wollte Heim kein Menschenleben mehr als nötig riskieren.
Ein neues Geräusch kam auf, das Zischen zusammengepreßter Luft, die sich mit einem dumpfen Knall entlud, als die Meroeth Schallgeschwindigkeit erreichte. Sie wurde zusehends langsamer. Heim blickte aus den Bugfenstern. Der Ozean
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