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TTB 116: Freibeuter im Weltraum

TTB 116: Freibeuter im Weltraum

Titel: TTB 116: Freibeuter im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Heim ein, und die Meroeth wasserte nahe dem Nordufer. Heim hörte den Rumpf leise ächzen, fühlte den Widerstand des Wassers und stoppte die Maschinen. Das Wasser gurgelte höher, stieg über die Bullaugen, dann berührte der Schiffrumpf den Grund und blieb mit leichter Schlagseite liegen.
    Heims Herz schlug ihm in der Kehle, aber wie gewöhnlich fand er auch jetzt nur banale Worte: »Nun, gehen wir an Land.« Es war bei der Schräglage nicht leicht, den Notausstieg zu erreichen. Als die vier Männer in der Luftschleuse waren, ihre Kleider gebündelt auf den Rücken, schloß er die innere Tür und stemmte sich mit aller Kraft gegen die äußere. Eiskaltes Wasser schoß herein. Mit ein paar Stößen waren sie an der Oberfläche und schwammen die letzten dreißig Meter zum Ufer. Mondlicht schimmerte auf den Waffen der Männer, die dort auf sie warteten.

 
20.
     
    Das geräumige Zelt stand unter hohen Bäumen in kühlem, sonnengesprenkeltem Schatten. Wind bewegte die rotbraunen Stämme und fuhr raschelnd durch ihr gelbgrünes Laubwerk. Durch den zurückgeschlagenen Zelteingang konnte Heim hinter den mächtigen Uferbäumen einen Ausschnitt der Wasserfläche sehen, die unruhig glitzernd bis zum Horizont reichte, hier und dort von bewaldeten Inseln unterbrochen.
    Die Sonne war noch nicht lange am Himmel. Die östlichen Berge lagen in tiefen blaugrauen Schatten, die westlichen waren zartrosa überhaucht. Das würde lange so bleiben; Neu-Europa benötigte fünfundsiebzig Stunden, um sich einmal um die eigene Achse zu drehen. Aurora sah nicht viel anders aus als die Sonne von der Erde: etwa von der gleichen scheinbaren Größe, nicht ganz so hell und stärker gelb getönt. Schon am frühen Morgen hatte Heim am Seeufer Vadasz entdeckt, der dort in sprachloser Ergriffenheit das Lichterspiel der ersten Sonnenstrahlen in den ziehenden Nebeln betrachtet hatte.
    Das war längst vorbei, desgleichen die Stunde, als Robert de Vigny, einst Polizeioberst und nun Guerillaführer, zum Hauptquartier zurückgekehrt war. (Er hatte keinen Kriegszug geleitet, sondern Techniker zusammengeholt und ihren Transport zur Ravignac-Siedlung organisiert, wo ein hydroelektrischer Generator ausgefallen war.) Vorüber war auch die erste Freude des Wiedersehens; mit Irribarne, der seit Wochen vermißt war, mit Vadasz nach einem Jahr und Heim nach einer Generation. »Bon, passons aux affaires sérieuses«, sagte er und setzte sich hinter seinen Tisch.
    Vadasz ließ sich auf einen Klappstuhl fallen und starrte auf seine Stiefel. Heim blieb stehen und begegnete dem forschenden Blick der grüngrauen Augen, fand aber keine Worte. »Sagen Sie es ihm, Irribarne«, murmelte er endlich. »Mein Französisch ist schauderhaft.«
    De Vigny richtete sich auf. Er war grauhaarig und nicht groß, aber er hatte einen geraden, kraftvollen Rücken und ein Gesicht, das eines römischen Kaisers würdig gewesen wäre. »Continuez«, sagte er tonlos, und Jean Irribarne begann seinen Bericht.
    Als er geendet hatte, blieb das Gesicht des alten Mannes unter der Baskenmütze verschlossen und ausdruckslos. »So«, sagte er völlig ruhig, »die Erde hat uns also aufgegeben.«
    »Nicht die ganze Erde«, berichtigte Vadasz. »Nein, gewiß, Sie sind hier.« Die Maske geriet in Bewegung; man sah die Backenmuskeln arbeiten, die Linien zu beiden Seiten des grauen Bürstenschnurrbartes tiefer werden, den Puls an der Halsseite klopfen. »Und, wie ich mir denken kann, nicht ohne erhebliches Risiko. Was haben Sie vor, Kapitän Heim?«
    Heim gab sich einen Ruck. »Wie ich Irribarne schon erklärt habe, muß die Erde von zwei Dingen überzeugt werden. Erstens, daß Sie hier am Leben sind, und zweitens, daß Sie mit keiner Regelung einverstanden sind, die Sie Ihre Heimat kostet. Ihre Männer, die sich gegenwärtig auf meinem Schiff im Raum befinden, könnten den ersten Punkt überzeugend beweisen. Aber Männer haben schon zu allen Zeiten geprahlt, wie hart sie kämpfen werden, also würden solche Kundgebungen nur beschränkt Glauben finden.«
    »Kein Wunder«, bemerkte de Vigny. »Man hat oft von geschichtlichen Epochen gelesen, wo Nationen erklärten, sie würden bis zum letzten Mann kämpfen, aber keine hat es je getan. Und es ist nie davon die Rede gewesen, bis zur letzten Frau und zum letzten Kind zu kämpfen. Wenn die Erde uns nicht bald zu Hilfe kommt, werde ich versuchen müssen, mit Alerion eine Übereinkunft auszuhandeln.«
    »Darauf komme ich noch zurück«, sagte Heim schnell. »Aber

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