TTB 116: Freibeuter im Weltraum
meine Idee ist die: Wenn wir eine Anzahl Ihrer Frauen und Kinder zur Erde schicken könnten, würde es der ganzen Sache in den Augen der Erdbewohner ein anderes Aussehen geben. Sie würden eine ungeheure Propagandawirkung ausstrahlen und wären eine mächtige Hilfe für unsere Gesinnungsgenossen, die den Sieg über Alerion anstreben. Eine Frau, die erklärt, daß ihre Leute sich nicht ergeben wollen, klingt überzeugender als ein Mann. Außerdem ist der emotionale Effekt weit größer. Die öffentliche Meinung scheint sich gegenwärtig in einem ziemlich labilen Zustand zu befinden. Das Erscheinen dieser Frauen und Kinder könnte sehr leicht den Ausschlag geben.«
»Könnte. Sie beschäftigen sich mit Hypothesen, Monsieur. Ich aber habe mich mit der Realität zu beschäftigen, daß wir alle bald krank sein werden.«
»Wenn diese Frauen und Kinder aber auf der Erde verbreiteten, daß keine Gefahr für die Gesundheit der Siedler bestehe – was dann?«
»Was?« De Vigny ballte die Fäuste. »Welche Absicht verfolgen Sie mit einem solchen Täuschungsmanöver?«
»Daß wir Ihnen Ihre Vitamine besorgen. Sehen Sie, haben die Alerionas nicht alle Mühe, Ihre Maschinen und Fabriken in Gang zu setzen? Und ist es nicht so, daß Sie ihnen mit Ihren Überfällen erhebliche Schwierigkeiten machen?«
»Ja. Aber das ist in diesem Zusammenhang kaum von Belang.«
»Es ist von Belang, weil sie in größter Eile sind, ihre Satellitenabwehr aufzubauen und weil ich ihren Zeitplan empfindlich gestört habe. Angenommen, Sie bieten ihnen ein Stillhalteabkommen an, vielleicht sogar Techniker für den Betrieb der Industrieanlagen. Ich glaube, dann würden sie tauschen und Ihnen die Vitaminpillen geben, die Sie brauchen. Natürlich müßten Sie sich vergewissern, daß Sie wirklich Vitamintabletten bekommen, aber das müßte sich arrangieren lassen.«
»Was?« rief Irribarne empört. »Wir sollen mit dem Feind Geschäfte machen?«
De Vigny rieb sich das Kinn. »So etwas ist in Kriegszeiten nicht ungewöhnlich. Dies sind in der Tat die Vereinbarungen, die ich treffen wollte, wenn unsere Lage verzweifelt wird. Und warum sollten sie nicht einwilligen? Sie werden froh sein, für eine Weile Ruhe zu haben … Immerhin könnten sie unsere Kapitulation fordern und darauf bestehen, daß wir ins Flachland hinunterkommen, wo man uns in Lagern zusammenpferchen würde.«
»Wenn sie das tun«, sagte Heim, »müßten wir versuchen, Vorräte oder sogar Fabrikationsanlagen in unseren Besitz zu bekommen. Ich denke da an eine gemeinsame Operation Ihrer Streitkräfte und meines Schiffes. Oder, wenn das nicht ratsam erscheint …« Er zögerte widerwillig. »Wir könnten das Angebot daran knüpfen, daß ich meine Kaperfahrt einstelle und nach Hause zurückkehre.«
De Vigny blickte auf. »Darauf würden sie eingehen. Aber machen wir zuerst den weniger kostspieligen Vorschlag und geben wir nicht zu, daß wir mit Ihnen in Verbindung stehen. Halten wir dieses Angebot in Reserve.«
»Natürlich. Außerdem müssen wir den Transport mit den Frauen und Kindern sicher auf den Weg bringen, was nur dann erfolgreich geschehen kann, wenn es unbemerkt bleibt.«
De Vigny betrachtete ihn verwundert. »Sie scheinen sehr um diese hundert oder zweihundert Frauen und Kinder besorgt zu sein. Ich messe dem weniger Bedeutung bei. Unsere weitere Existenz als freie Menschen erscheint mir geeigneter, die Erde zum Eingreifen zu bewegen. Aber meinetwegen, Sie sollen Ihren Willen haben. Aber wie wollen Sie so einen überladenen Transporter bis an die Machgrenze und darüber hinaus beschleunigen?«
»Die Sternschnuppe II wird einen Ablenkungsangriff fliegen, wenn es soweit ist.«
»Was? Ist sie so nahe? Und unentdeckt? Sie kann sie von einem Maserstrahl erreicht werden, wenn es mit Radar nicht möglich ist?«
»Mein Ingenieur ist dabei, Ihren Technikern die Einzelheiten zu erklären. Bleiben wir einstweilen bei den taktischen Fragen. Das Ablenkungsmanöver dürfte kein Problem sein. Der überraschende Angriff eines Kreuzers wird zu erheblicher Verwirrung führen. Ist die Meroeth einmal im Raum, wird die Sternschnuppe sie bis an die Machgrenze eskortieren. Nach unseren Informationen hat der Feind seine verfügbaren Kräfte zum größten Teil im System Aurora und dahinter konzentriert, wo sie nach mir suchen. Also müßten wir aus der Gefahrenzone kommen, bevor sie uns mehr entgegenstellen können, als die Sternschnuppe abwehren kann.«
De Vigny runzelte die Stirn. »Für meinen
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