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TTB 116: Freibeuter im Weltraum

TTB 116: Freibeuter im Weltraum

Titel: TTB 116: Freibeuter im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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der Ihren, Klischees sind«, sagte Vadasz. »Jeder Mensch gibt sich seine Gesetze selbst.«
    Cynbe antwortete nicht. Die Maschine startete.
    Minuten später ging sie auf dem Marktplatz von Bonne Chance nieder. Die Insassen stiegen aus.
    In der verlassenen Stadt herrschte Totenstille. Gefallene Blätter bedeckten das Pflaster und füllten den trockenen Brunnen, an dem Lamontagnes bronzene Statue stand. Ein Sturm hatte die Marktstände verwüstet, die Stühle und Tische der Straßencafes umgeworfen und die bunten Sonnensegel zerfetzt. Nur die Kathedrale stand unversehrt in ihrem grauen Stein. Cynbe ging darauf zu. »Nein«, sagte Heim schnell, »besuchen wir sie am Schluß unseres Rundgangs.«
    Er schlug die Richtung zum Fluß ein. Laub raschelte unter seinen Füßen, die Echos ihrer Schritte hallten leer von den toten Wänden wider. »Sehen Sie nicht, was fehlt?« fragte Heim. »Hier haben Menschen gelebt.«
    »Vertrieben sind sie«, antwortete Cynbe, »und schrecklich ist eine leere Stadt. Und doch, Kapitän, war dies nichts als eine Eintagsfliege. In Ihrer Geschichte gibt es viele ähnliche Fälle. Sind Sie so zornig, daß das Werk eines knappen Jahrhunderts verloren ist?«
    »Es wäre gewachsen«, sagte Vadasz.
    Cynbe würdigte ihn keiner Antwort.
    Auf dem Gehsteig lag ein kleines Häufchen weißer Knochen. Heim deutete darauf. »Das war ein Hund«, bemerkte er. »Er fragte sich, wohin seine Herren gegangen sein mochten und wartete auf sie, und schließlich verhungerte er. Das war Ihre Tat.«
    »Sie töten Tiere, um ihr Fleisch zu essen«, versetzte Cynbe.
    Eine Tür schwang quietschend im Wind, der vom Fluß heraufkam. Man sah die Möbel im Innern des Hauses, staubig und verwahrlost. Die Uferpromenade kam in Sicht. Hinter ihrem Eisengeländer strömte der Carsac breit und leise gurgelnd dem Meer zu. Die Sonne spiegelte sich gleißend auf der ölig-glatten Oberfläche.
    In Heim kochte das Blut. Jetzt! dachte er. Als sich eine Gelegenheit ergab, murmelte er Vadasz zu: »Wenn wir am Fluß sind, springen wir hinein und schwimmen zum Hafen.«
    Er wagte nicht einmal den Kopf zu wenden, um zu sehen, wie Vadasz reagierte.
    Sie schlenderten die Promenade entlang nach Westen. Vadasz begann von der Rolle des fließenden Wassers in der Poesie und Literatur der Menschen zu sprechen. Heims innere Spannung wuchs bis zur Unerträglichkeit. Jetzt mußte er handeln. Die Gelegenheit sah günstig aus. Er blieb stehen und beugte sich über das Geländer. Die beiden anderen kamen zu ihm, und Vadasz erklärte Cynbe die Sage vom Styx, dem Fluß der Unterwelt, und vom Fährmann Charon, der die Toten in seinem Nachen übersetzte.
    »Davon habe ich gelesen«, sagte Cynbe schaudernd. »Der Fluß ohne Wiederkehr. Ein Bild von furchtbarer Eindringlichkeit.«
    »Sehen Sie?« sagte Heim. Er legte seine rechte Hand auf Cynbes Schulter und zog ihn näher, bis auch der Aleriona über das Geländer gebeugt dastand und wie gebannt auf das fließende Wasser blickte. »Dies ist eines der tiefsten menschlichen Symbole. Bewegung, Macht, Schicksal, die Zeit selbst.«
    »Hätten wir so etwas auf Alerion…«, murmelte Cynbe. »Doch unsere Welt erzeugte nur nackte Felsen.«
    Heims freie Hand umklammerte das Geländer. Mit einem Ruck stieß er Cynbe und sich selbst vorwärts. Zusammen stürzten sie vornüber.

 
23.
     
    Das Wasser schlug über ihm zusammen und zog ihn mit. Schon im Fallen hatte er den Aleriona losgelassen. Das Licht veränderte sich von Grün zu Braun. Die Strömung schoß vorbei, eine kühle und unwiderstehliche Kraft, die ihn wie ein Stück Holz um seine Achse drehte. Mit Armen und Beinen versuchte er seine Lage zu stabilisieren und unter der Oberfläche wegzuschwimmen. Bald war ihm, als wollten seine Lungen platzen; immer wieder mußte er Luft ausstoßen. Als er es nicht länger aushielt, tauchte er auf, atmete tief, sah nur ein Stück der Ufermauer und schwamm unter Wasser weiter.
    Das wiederholte er dreimal, bis er weit genug gekommen zu sein glaubte, um einen Blick nach Vadasz riskieren zu können. Er durchstieß prustend die Oberfläche, schüttelte das Wasser aus Haaren und Augen und hielt kurz Umschau. Vom Ungarn war nichts zu sehen. Er kraulte weiter. Über der grauen Betonmauer, die den Fluß begrenzte, erhoben sich die Bäume der Promenade in grüngoldenem Licht. Dahinter ein paar Dächer, sonst nur Himmel, hoch und unendlich blau.
    Nach einiger Zeit kam Vadasz’ Kopf in Sicht. Heim winkte ihm und kraulte weiter bis unter eine

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