TTB 116: Freibeuter im Weltraum
Rangabzeichen trug, aber das Licht flimmerte auf ihren Umhängen aus Metallgeflecht und den silbrigen Pelzen. Ihre engelsgleichen Gesichter und die smaragdgrünen Augen strahlten vollkommene Ruhe aus.
Der Offizier verneigte sich mit gefalteten Händen, und dieSoldaten senkten ihre Waffen in Ehrerbietung. Einige Worte wurden gesungen, dann traten die Wachen ins Dunkel zurück, und die Menschen standen allein.
Einer der Alerionameister krümmte seinen Rücken und zischte. Im nächsten Moment war sein Erstaunen vergangen, und er trat vor, daß sein Gesicht klar zu sehen war. Er lachte leise und melodisch.
»Welche Überraschung, Kapitän Gunnar Heim«, schnurrte er liebenswürdig. »Seltsam, daß wir einander immer wieder begegnen müssen. Erinnern Sie sich an Cynbe ru Taren?«
22.
Heims Fassung war so erschüttert, daß er sich des Geschehens nur dumpf bewußt wurde. Durch das rote Dämmerlicht sangen und trillerten die Alerionas einander Bemerkungen und Antworten zu. Einer sträubte das Fell und rief den Wachen einen Befehl zu. Cynbe machte ihn mit herrischer Gebärde rückgängig. Durch das Hämmern in seinen Schläfen und Navarres zorniges Flüstern hörte Heim die sanfte Stimme des Admirals: »Wir können Sie nicht als Verhandlungspartner anerkennen, Kapitän, denn Sie haben sich in die Delegation eingeschlichen. Wir können Sie auch nicht freilassen; Sie sind ein geehrter Gefangener des Krieges.« Es folgten weitere Gesänge, und zuletzt wurden die Männer zu ihren Quartieren zurückgebracht. Nur Heim blieb.
Cynbe entließ seine Kollegen und alle Wachsoldaten bis auf vier. Inzwischen war Heims Schweiß getrocknet, sein Herzschlag hatte sich normalisiert, und die erste schwarze Verzweiflung war eiserner Wachsamkeit gewichen. Er verschränkte die Arme und wartete.
Der Aleriona stand vor der Fontäne, die seine Silhouette wie mit flüssigen Flammen umgab. Eine Weile spielte er mit einer blühenden Ranke. Es dauerte lange, bis er leise und ohne den Mann anzusehen, zu singen begann:
»Weit bin ich gereist, um die Jagd auf Sie, den Jäger, zu leiten. Groß war meine Hoffnung, daß wir einander im Raum begegnen und mit den Waffen sprechen würden. Warum kamen Sie auf diesen Planeten?«
»Erwarten Sie, daß ich Ihnen meine Gründe preisgebe?« knurrte Heim.
»Wir sind Verwandte, Sie und ich. Bedauerlich, daß ich Sie als Gefangenen dabehalten muß, obgleich IhreAnwesenheit ein Zeichen dafür ist, daß diese Gespräche niemals als echte Friedensverhandlungen gedacht waren.«
»Das waren sie. Ich bin nur zufällig mitgekommen. Jedenfalls haben Sie kein Recht, auch die Neu-Europäer festzuhalten.«
»Wir wollen keine Haarspaltereien betreiben, darüber sind wir erhaben. Lasse ich die anderen frei, werden sie die Nachricht Ihrem Kriegsschiff übermitteln. Sehr gut möglich, daß es daraufhin einen Angriff unternimmt. Und wir haben nur meinen Kreuzer Jubalcho in der Nähe. Aber solange die Sternschnuppe II nicht weiß, was mit ihrer Seele geschehen ist, wird sie ruhig warten. So gewinne ich Zeit, meine im Raum verstreuten Streitkräfte zurückzurufen.«
Heim atmete laut. Cynbe drehte sich um. »Was denken Sie?«
»Nichts!« erwiderte Heim.
Er glaubt, ich sei mit dem Kreuzer gelandet, ging es ihm durch den Kopf. Vielleicht ist es gut, ihn in dem Glauben zu lassen.
Cynbe war an eine Wand gegangen, hatte den Blumenvorhang beiseite geschoben und drückte auf die Tasten eines eingebauten Elektronenrechners. Es summte und tickte, und ein paar Sekunden später spuckte die Maschine eine bedruckte Karte aus. Cynbe brütete über den Zeichen und Zahlen.
»Inisant, den Kreuzer, und Savaidh, den Zerstörer, können wir erreichen. Unwissend müssen die anderen Weiterreisen, bis einer nach dem anderen zurückkehrt und nur noch die Asche des Kampfes vorfindet. Die Savaidh wird in achtzehn Stunden in die Umlaufbahn eintreten. Die Inisant in dreiundzwanzig Stunden. Ich glaube nicht, daß Ihre Leute schon so bald um Sie fürchten werden. Mit drei Kriegsschiffen können wir den ganzen Planeten bewachen. Die geringste Bewegung Ihres Schiffes wird den unaufhaltsamen Donner der Vernichtung auf sich ziehen.«
Sein Ton hatte nichts Drohendes. Nun wurde er noch milder: »Dies sage ich Ihnen mit der schwachen Hoffnung, daß Sie Ihr Schiff übergeben.«
Heim schüttelte den Kopf.
»Was darf ich Ihnen für die Übergabe anbieten«, fragte Cynbe traurig, »wenn Sie nicht vielleicht meine Freundschaft nehmen wollen?«
»Was?«
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