TTB 118: Die schlafende Welt
antwortete nicht. In dem abgedunkelten Raum arbeiteten zahlreiche Techniker, verfolgten die Sendung auf Monitorschirmen und steuerten die gigantischen Sender, die die Ansprache abstrahlten.
»Das Wirksamwerden des Staubes traf mit dem Eintreffen der Imperiums-Kampfflotte zusammen, während die Bevölkerung mehr oder weniger gleichzeitig in ihren Luftschutzräumen davon überrascht wurde. In Tausenden von Luftschutzkellern, die über drei Planeten verstreut sind, schlafen die Menschen dieses Systems. Es wird ein langer Schlaf werden, da die Wirkung des Staubes erst in etwa fünf Monaten nachläßt. Nach Ablauf dieser Zeit werden sie erwachen, und die einzigen Nachwirkungen werden in einem leichten Kopfschmerz, einem starken Niesreiz und einem großen Durst bestehen. Es wird niemandem bewußt sein, welche Zeit vergangen ist. Natürlich haben wir ein Gegenmittel, das wir jederzeit früher in Anwendung bringen könnten.
Völker der Föderation: Lassen Sie mich eine Tatsache nochmals deutlich zum Ausdruck bringen! Das Schicksal dieser Menschen hängt völlig von Ihnen ab.
In unmittelbarer Zukunft wird ein terranisches Kriegsschiff hier eintreffen, das eine Delegation von Regierungsbeamten und hohen Militärs mit der augenblicklichen Situation im Sonnensystem vertraut machen soll. Diese Delegation wird meine Angaben zu hundert Prozent bestätigt finden. Sie wird leere Städte, verlassene Dörfer und verwahrloste Bauernhöfe finden. Sie wird drei Milliarden schlafender Terraner finden – wie ich es geschildert habe –, und sie wird Soldaten des Imperiums in jedem einzelnen Luftschutzraum finden. Jede dieser Abteilungen wartet nur auf den Befehl zum Handeln. Und dieser Befehl könnte auf Exekution sämtlicher Schlafenden lauten. Ich hoffe nicht, daß das nötig sein wird.
Bis die genannte Delegation den Völkern der Föderation – also Ihnen – über die hiesige Lage Bericht erstattet hat, haben wir uns mit einem Waffenstillstand einverstanden erklärt. Wenn dann die Verhandlungen beginnen, werde ich das Leben von drei Milliarden Menschen in die Waagschale werfen können. Wir werden Forderungen stellen, die erfüllt werden müssen. Die Entscheidung über Leben und Tod hängt allein von Ihnen und Ihrer Antwort auf unsere Bedingungen ab. Denken Sie darüber nach.«
Langsam verblaßte das Bild. Blanatta seufzte, schaltete den Monitor ab und sagte: »Was halten Sie davon?«
»Wirklich sehr wirksam«, antwortete Sjilla ernsthaft. »Nicht übertrieben, keine zu offensichtliche Propaganda. Nichts als die nackten Tatsachen. Drei Milliarden Menschenleben in der absoluten Gewalt Martak Sarnos.«
Blanatta nickte stolz. »Er hat sich mit dem ganzen Projekt wirklich sehr große Mühe gegeben. Hat daran gearbeitet, seit die militärische Verwendbarkeit der Xiltressk überhaupt im Gespräch war. Jede Einzelheit hat er genau festgelegt – und da konnte sich der Hohe Rat seinem Plan natürlich nicht verschließen. Er hat alles derart umsichtig vorausgeplant, jede Möglichkeit …«
»Außer der Möglichkeit, daß es Menschen geben könnte, die bereits immun sind«, unterbrach Sjilla die ehrfürchtige Aufzählung.
Blanatta schien entschlossen zu sein, sich in seinem Glauben an sein Idol nicht erschüttern zu lassen. »Das macht keinen Unterschied«, sagte er.
»Sie haben recht«, entgegnete Sjilla ironisch. »Natürlich nicht. Außerdem ist es wohl meine Aufgabe, dafür zu sorgen, daß es keinen macht. Doch ich bin bereits eine Woche an der Arbeit, ohne einen Schritt vorangekommen zu sein.«
»Sie werden ans Ziel kommen. Der Oberbefehlshaber vertraut Ihnen. Das erinnert mich daran, daß er Sie nach der Sendung sprechen wollte – auf der Brücke.«
Schon eine Woche an der Arbeit, dachte Sjilla, und keine Möglichkeit, frühzeitig nach Llrala zurückzukehren. Ich hatte gehofft, daß meine Aufgabe bei Beginn der Invasion beendet wäre …
Als er sich auf dem Flaggschiff gemeldet hatte, war ihm sofort der Posten des Leiters der Geheimdienst-Abteilung zugeteilt worden. Sarno hatte seine Rückkehr aus dem Feindesgebiet dadurch gefeiert, daß er ihm das Problem der Immunen in den Schoß geworfen hatte. Seit diesem Augenblick hatte er noch weniger Schlaf gehabt als jemals zuvor bei einem Auftrag. Manchmal dachte er sehnsüchtig an die friedlichen letzten Tage vor der Invasion zurück, die er auf dem Mars verbracht hatte … Hier auf der Erde war er hastig von Vernehmung zu Vernehmung geflogen, hatte über die Erweckung einiger
Weitere Kostenlose Bücher