TTB 118: Die schlafende Welt
Energiebeschuß wurde einige Zeit fortgesetzt, bis fast der gesamte Fußboden verkohlt war. Die Möbel qualmten schließlich nur noch. Mehrere Stühle sanken zusammen.
Als das Energiefeuer aufhörte, kamen wieder die Soldaten. Sie leuchteten in der rauchigen Atmosphäre wie Gestalten auf einem defekten Trivid-Schirm. Rierson hob die Energiewaffe und wartete. Als der erste Soldat mit einem triumphierenden Schrei auf die Sofagruppe sprang, wo er hätte sein sollen, feuerte er. Der Schrei brach ab.
Die anderen Soldaten wandten sich ihm nach einem kurzen Zögern zu. Rierson hatte inzwischen die Maschinenpistole zur Hand genommen und auf Einzelfeuer gestellt. Die Gestalten der Soldaten zeichneten sich als Silhouetten gegen einen dunklen Hintergrund ab. Während sie ihn ausfindig zu machen versuchten, starben drei Soldaten, ohne einen weiteren Laut von sich zu geben. Die anderen standen einen Augenblick bewegungslos, ehe sie den Rückzug antraten. Rierson ließ sie ungehindert verschwinden.
Seine Hände zitterten, als er sich aufrichtete und die Treppe zum Dach emporstieg.
Etwas unerträglich Heißes fuhr an seinem Kopf vorbei, zischte gegen die Tür.
Er ließ sich fallen und starrte durch die Rauchschwaden nach oben. Auf der Treppe stand ein großer, breitschultriger Larry mit einem Kometen auf der Brust und einer Pistole in der rechten Hand und versuchte, in dem Rauch etwas zu erkennen. Rierson sah im Geiste die toten Larrys vor sich, und in ihm lehnte sich alles bei dem Gedanken auf, ihr Schicksal teilen zu müssen. Er hob die MPi und gab zwei Schüsse ab.
Der Llralaner stürzte die Stufen herab. Geräusche von hinten. Rierson nahm sein Gewehr, das an der Wand lehnte, und huschte unter die Treppe, als schwere Schritte ertönten.
Aus dem Rauch, der sich wie ein gewaltiger Wurm aus der Türöffnung nach oben wälzte, tauchten Gestalten auf. Energiefeuer kam von oben. Einen kurzen, tödlichen Augenblick bekämpften sich die beiden Gruppen, ehe man den entsetzlichen Irrtum bemerkte. Fünf weitere Ausfälle. Etwa ein Dutzend Soldaten rannte einen Augenblick lang aufgeregt herum, kaum drei Meter vom Versteck ihres Opfers entfernt.
»Im Haus!« schrie ein ganz Schlauer. »Er versucht durch den Rauch zu entkommen! Ihm nach!« Die Soldaten verschwanden im Gebäude. Gleich darauf tönte von innen wildes Schießen, dann ein entsetzlicher Schrei.
Rierson sprang auf, rannte um die Ecke und sprintete die Treppe empor. Niemand war zu sehen. Die Stufen endeten in einem kleinen Dachaufsatz, von wo der Parkplatzwächter normalerweise den Luftverkehr der Kunden dirigierte. Rierson hielt inne, blickte sich kurz um.
Ein einziges Flugzeug stand auf dem Dach, und ein einsamer Llralaner hockte in der Kanzel und schrie aufgeregt in ein Mikrophon. Wenn er zum nächsten Dach wollte, mußte er direkt unter den Augen des Larrys an dem Gefährt vorbei.
Kurz entschlossen bewegte er sich über das Dach, lautlos wie eine Katze, kletterte blitzschnell die kurze Leiter empor in dasFlugzeug. Dann lauschte er und versuchte seine Augen an die Dämmerung zu gewöhnen. Er näherte sich der Leiter zum Cockpit, stieg hoch. Als er mit Armen und Schultern durch die Luke war, hob er die Waffe und machte sich bemerkbar.
»Larry.«
Der Soldat fuhr heftig zusammen, wandte sich um und ließ das Mikrophon fallen. Als er das Gewehr und den Schützen dahinter sah, nahm sein Gesicht die Farbe schmutzig-gelblichen Pergaments an. Er brachte zuerst kein Wort hervor.
»Larry. Du bist tot. Du hast einzig und allein noch die entsprechenden Formalitäten durchzumachen, verstanden?«
Die Augen des Soldaten zeigten deutlich, daß er verstanden hatte.
»Aber«, fuhr Rierson fort, »es besteht noch eine Chance, daß du den nächsten Sonnenuntergang erlebst. Interesse?«
Der Llralaner nickte eifrig.
»Kannst du dieses Schiff fliegen?«
»Jawohl, Großatter. Als Funker muß ich im Notfall …«
»Keine Vorträge. Du mußt mir jetzt gehorchen. Das ist die einzige Möglichkeit für dich, den nächsten Sonnenuntergang noch zu erleben.«
»Was verlangen Sie von mir, Großatter?«
»Du sollst dieses Schiff nach Norden steuern und dabei unter dem Radarhorizont bleiben. Und du sollst meine Befehle befolgen. Vergiß nicht, daß deine Leute dich opfern werden, um mich zu kriegen, also?«
Aus dem Radio klang eine scharfe Frage.
»Los, antworte!« sagte Rierson. »Und denk an meine Worte.«
Der Llralaner zögerte, nahm das Mikrophon auf. »Hier spricht Livar.«
»Was
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