TTB 118: Die schlafende Welt
ist da oben bei euch los, Livar?«
»Ich …«, Der Soldat warf einen hilflosen Blick auf die Gewehrmündung, dann auf Rierson.
»Sag ihm«, zischte dieser, wobei er angestrengt überlegte, »sag ihm …, daß du Großatters Gefangener bist.«
Livar zuckte heftig zusammen und schien vor Angst ohnmächtig werden zu wollen. Rierson notierte sich im Geiste, daß er noch mehr über diesen mysteriösen Großatter herausfinden mußte, der die Larrys so sehr erschreckte.
»Was?« kam die Antwort aus dem Lautsprecher. »Livar, wenn du mal wieder zu viel Walsos getrunken hast …«
Rierson riß dem Soldaten das Mikrophon aus der Hand und sagte mit düsterer Stimme: »Livar ist nicht betrunken. Er spricht die volle Wahrheit!«
Erschrecktes Schweigen. Rierson vertauschte das Gewehr mit dem Messer und bedeutete dem Llralaner zu starten. »Und denk an das Radar!«
»Warum sollte Sie das kümmern?« fragte der Larry.
»Niemand kann mich töten«, sagte Rierson schnell. »Aber du bist verwundbar. Und da du mir einen Dienst erweist, muß ich auch ein wenig für dich sorgen.«
Die Augen des Llralaners wurden rund. »Von der Seite habe ich das noch gar nicht betrachtet.«
»Der Einblick in die großen Zusammenhänge ist meistens auch nur uns Geistern vorbehalten. Nun also«, er spielte mit dem Messer, »ab nach Norden.«
Das Flugzeug stieg auf, entfloh den drohenden Waffen, ließ Baxter hinter sich zurück. Unmittelbar nach dem Start ging Livar auf geringste Höhe. Die Baumwipfel verschwammen zu einem einzigen Flimmern.
Rierson begann sich zu entspannen; seine Muskeln schmerzten. Doch trotz des körperlichen Unwohlseins verspürte er eine große Befriedigung.
Es war ihm gelungen, aus Baxter zu entkommen. Es war ihm gelungen, ganze Bataillone, Flugzeugstaffeln und Funkstationen der Larrys in Atem zu halten, und er hatte vielleicht auch ein wenig Zeit gewonnen für die Sache der Föderation. Und inzwischen begann die Jagd sicherlich von neuem, verschlang noch mehr Zeit, noch mehr Menschen und noch mehr Material.
Er brauchte seinen Verfolgern immer nur diesen einen Schritt voraus zu sein und so hart wie möglich zurückzuschlagen, wenn sich die Gelegenheit ergab. Er brauchte nur die gesamte Invasionsarmee in Trab zu halten.
Unter seinem wachsamen Blick hielt Livar Nordkurs. Er schien nicht die Absicht zu haben, ihn hereinzulegen. Er war ein braver kleiner Larry.
Und er hatte sehr große Angst.
Angst vor jemandem oder etwas namens Großatter.
12
Eine ganze terranische Woche war seit Beginn der Invasion vergangen.
Drelig Sjilla, Imperialistischer Geheimdienst, im Augenblick dem Hohen Stab auf der Risstaixil zugeteilt, lehnte an der Wand des Senderaums. Martak Sarno hielt eine Fernsehansprache in Englisch.
»Völker der Föderation. Ich bin Martak Sarno, Oberkommandierender der Streitkräfte, die im Augenblick das Heimatsystem Ihrer Rasse besetzt halten …«
»Der Admiral wollte Ihr Urteil hören«, sagte Blanatta und stellte den Ton des Monitorgerätes leiser, auf dem sie die Ansprache verfolgten. Das Bild zeigte Sarno hinter einem massiven hölzernen Tisch, auf dem sich Papiere stapelten. An der Wand hinter ihm leuchtete das Siegel des Hohen Rates über den gekreuzten Flaggen des Imperiums. »Wie gefällt Ihnen die Kulisse, eh?«
»Sie ist eindrucksvoll«, bemerkte Sjilla.
»Das hatte ich mir gedacht«, strahlte Blanatta. »Sie stammt von mir. Ich bin der Meinung, daß es auf die Rekks wirken könnte, weil sich ihre eigenen Offiziellen sehr oft in dieser Aufmachung im Fernsehen zeigen.«
»… wie Sie aus meinen früheren Berichten ersehen konnten«, sagte Sarno gerade, »wurde die Eroberung von Erde, Mars und Venus durch eine neue biologische Waffe ermöglicht, die wir als ›Staub‹ bezeichnen. Unter dem Deckmantel regelmäßiger Robot-Störangriffe wurde dieser Staub in den letzten drei Monaten in der Atmosphäre der drei Welten abgelagert, bis ein gewisser Sättigungsgrad erreicht war. Der Staub bewirkt eine Verlangsamung der Körperfunktionen, eine Art Winterschlaf. Er ist hundertprozentig wirksam. Die über drei Milliarden Bewohner des Sonnensystems reagierten positiv, und auch die niederen Lebensformen …«
»Ich sehe, daß er es nicht für nötig befunden hat, die Immunen zu erwähnen«, bemerkte Sjilla trocken.
»Was hätte das auch für einen Sinn?« entgegnete Blanatta. »Es hätte nur ein falsches Bild über unsere Stärke gegeben und vielleicht zu voreiligen Handlungen geführt.« Sjilla
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