TTB 118: Die schlafende Welt
drittenmal an den Fenstern vorbei, und Rierson preßte sich in seine Deckung. Der Geruch von angesengtem Kunststoff erinnerte ihn daran, daß die Möbel leicht Feuer fangen und ihn behindern konnten. Er mußte sich nach einem anderen Versteck umsehen.
Sein Blick fiel auf die Tür, die zum Dach führte. Von hier aus konnte er die Fenster beobachten, und jeder Soldat, der den Raum betrat, befand sich sofort in Schußlinie.
Er verließ seine improvisierte Festung und trat an die Tür. Von hier aus konnte er den Raum gut überblicken und sich im Notfall auf die Treppe zum Dach zurückziehen. Was er dort oben vorfinden würde, daran wagte er im Augenblick nicht zu denken.
Er zog sich eine große Couch heran und stellte sie quer vor die Tür, stieg dann darüber hinweg und kauerte sich nieder. Zwischen Couch und Türpfosten ließ er eine Lücke, die für einen Gewehrlauf gerade breit genug war. Und er wartete.
Der Flieger setzte zu einem neuen Sturzflug an. Gleichzeitig ertönte eine Explosion, die das ganze Gebäude erzittern ließ. Putz und Staub rieselten herab. Lange Risse zeigten sich in der Decke, verbreiterten sich. Hier und dort wölbte sich die Wand nach innen, als ob draußen ein ärgerlicher Riese am Werke wäre.
Das Flugzeug fegte vorüber. Weiße Flammen züngelten durch das Fenster herein, und Rierson duckte sich instinktiv. Die Erschütterung, die dem Blitz folgte, war gewaltig – die Panzerwagen waren in Aktion getreten.
Gewaltige Brocken aus Holz, Mörtel und Stahl rasten durch den Raum, trafen auf die Wände, die Couch, die Stufen hinter ihm. Drei weitere Schüsse folgten in schneller Folge. Das Rieseln und Poltern fallender Mauerbrocken riß nicht mehr ab. Es trat einen Augenblick Stille ein, als das Flugzeug wieder in Aktion trat und blaue Flammen hereinschickte. In der Außenwand gähnten riesige Löcher. Das gierige Prasseln von Flammen wurde hörbar. Der Rauch verdichtete sich und quoll durch die zerbrochenen Fenster und neuen Öffnungen.
Panzerwagen und Flugzeug wechselten sich eine Zeitlang ab. Rierson wagte es nicht, sich während dieses Feuerhagels genauer umzublicken. Kein Soldat würde es wagen, während der Außenangriffe in diese flammende Hölle einzudringen.
Dann schwiegen die Waffen, und nur das Rumpeln des fallenden Schutts war zu vernehmen. Rierson spannte sich und starrte durch die Spalte.
Rauchfetzen zogen durch den Raum und machten die gegenüberliegende Wand fast unsichtbar. Aber er konnte erkennen, daß das linke und das mittlere Fenster zu einer einzigen großen Öffnung geworden waren. Die Flammen leuchteten in allen Farben. Die ersten Rauchschwaden erreichten Riersons Couch, und seine Augen begannen zu tränen.
Eine undeutliche Gestalt kam durch den Nebel, die Waffe vorgestreckt. Sie näherte sich der Sofafestung, die Rierson eben erst verlassen hatte. Er zog die Energiewaffe und zielte und schoß. Ein blauer Energiestrahl bohrte sich durch den Rauch, erfaßte den Larry, der sein Gewehr fallen ließ und kopfüber in das Viereck stürzte, das von den Sofas gebildet wurde.
Eine leise Frage klang von der anderen Seite des Raumes herüber. Die anderen Llralaner schienen verwirrt zu sein und nicht zu wissen, wer nun eigentlich geschossen hatte. Rierson hob das Gewehr und zielte in die Rauchschwaden.
Als er abdrückte, ertönte ein schriller Schrei, und im nächsten Augenblick war der Raum voller Llralaner, die sich auf das Viereck der Sofas stürzten, wo sie ihn vermuteten. Rierson stellte die Waffe hastig auf ›breit‹ und drückte ab.
Eine gewaltige Energiewoge hüllte die Angreifer von der Seite ein, bis sich nichts mehr rührte und stellte den Knopf wieder auf Einzelfeuer. Hatte er sich getäuscht, oder hatte die Strahlkraft zum Schluß bereits nachgelassen?
Er versuchte sich ein wenig zu orientieren und zählte acht regungslose Körper. Wenn er die fünf anderen von heute morgen und die drei ersten dazuzählte, dann war das kein geringer Preis für einen einzigen Mann. Und dieser Preis würde weiter steigen.
Es wurde still. Der Geruch der Energieladungen und des schwelenden Kunststoffs war ekelerregend. Er versuchte durch den Mund zu atmen und mußte husten. Der Rauch war stärker.
Eine Energiezunge fuhr durch den Nebel, verwüstete den anderen Teil des Raumes, schwenkte dann wild hin und her, bis die Flamme nachließ und erlosch. Im gleichen Augenblick setzte eine zweite Waffe das Feuer fort, eine dritte begann gleich darauf zu feuern. Der schwere
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