TTB 118: Die schlafende Welt
Geistermonde könnte ihr Fahrzeug klauen und sie hier hilflos zurücklassen.«
»Geistermonde!« schnaubte der Soldat. »Ich weiß genau, was ich da oben gesehen habe.« Und er deutete mit der Waffe in die Höhe. »Und das war kein Mond, das war … etwas anderes.«
»Das brauchst du mir nicht zu sagen«, erwiderte sein Kamerad. »Sag es ihnen.«
Heftiges Schneetreiben setzte ein und ließ die Stadt hinter einem weißen Vorhang verschwinden. Die beiden Soldaten schlugen die Kragen hoch und kauerten sich noch mehr zusammen.
»Was für eine sirriverlassene Welt! Kein Wunder, daß die Rekks so unfreundlich sind.«
»Und ihre Gespenster so ruhelos«, fügte der andere hinzu.
»So solltest du nicht reden … da schau!«
Er fuhr zusammen und hob hastig die Waffe. »Jetzt geht das wieder los.«
»Yio. Nur diesmal haben die Geheimdienstleute einen Platz in der ersten Reihe erwischt«, sagte der andere befriedigt, rannte auf den Luftschutzkeller zu und ließ seinen Kameraden mit einem einzigartigen Schauspiel allein.
Denn überall in der Stadt, in den kleinen und großen Gebäuden gingen die Lichter an.
*
Die drei Planeten folgten ihren Bahnen um die Sonne und drehten sich um ihre Achsen, und sie wurden für ihre Invasoren zum Schauplatz tausend entsetzlicher Träume. Unbehagen verwandelte sich in Angst, Angst wurde zu Panik, die sich in jedem Luftschutzraum, jedem Lager, jedem Raumschiff im Sonnensystem ausbreitete. Schimmernde blaue Würmer krochen durch die venusianische Nacht, und auch der Mars entwickelte plötzlich ein ganz spezielles Nachtleben. Die Panik breitete sich aus.
In Frankreich wurde ein Raumschiff von Geistersoldaten belagert, die lächerliche kleine Blechhelme trugen und mit unförmigen Bajonettgewehren bewaffnet waren. Das Schiff zog hastig die Rampen hoch und begann zu feuern, doch es hätte genausogut mit Seifenblasen schießen können. Schließlich gaben es die Llralaner auf.
Ebenfalls auf Terra, bei einem Gottesdienst, geriet eine ganze sirrifürchtige Gemeinde in Panik, als eine Anzahl gelber Geistermonde auftauchte. Der Geistliche rannte mit wehenden Robenschößen voran. Die Erscheinungen verschwanden.
Auf der Venus hatten die leuchtenden Würmer eine ähnliche Wirkung. Sie störten einen Gottesdienst, bei dem sogar der Oberkommandierende der venusianischen Besatzungsstreitkräfte anwesend war. Dieser widerlegte die Behauptung, die Offiziere der Armee seien verweichlicht und feige, indem er die Truppe der Davonlaufenden ehrenvoll anführte.
Auf dem Mars begannen Hunderte von kleinen Lichtern die Autobahnen und Landstraßen heimzusuchen und somit fast jeden Verkehr lahmzulegen.
Und auf allen drei Planeten ertönte nächtliches Heulen, das geisterhaft in den Städten widerhallte, ertönten knarrende Geräusche, wie von langsam aufgehenden Türen, seltsames Bumsen und Kettenrasseln und das Geräusch unsichtbarer Füße.
Die drei Planeten drehten sich um ihre Achsen, und mit jeder Stunde traten neue entsetzliche Erscheinungen auf, und mit jeder Stunde wurden die Soldaten ängstlicher, die Offiziere beunruhigter und das Oberkommando nervöser.
Die Bevölkerung der drei Planeten schlief, doch es waren die Invasoren, die unter Alpträumen litten.
30
»Bei Durchsicht dieser Berichte«, sagte Geheimdienst-Assistent Blalir, »bin ich auf einen gemeinsamen Nenner gestoßen.«
»Ich auch«, erwiderte Martak Sarno bitter. »Wir werden von einer Gespensterarmee in die Defensive gedrängt.«
Blalir machte eine müde Geste. »Das meine ich nicht. Es ist mir vielmehr aufgefallen, daß sich diese Vorkommnisse in Wellen ereignen. Jedesmal wenn diese Gespenster zuschlagen, haben sie sich etwas Neues ausgedacht. Quirors Lager zum Beispiel wurde einfach ausgelöscht. Der letzte Angriff auf ein Sammellager zeugt jedoch von einem ganz anderen Geist. Im einen Augenblick versehen die Wachen ruhig ihren Dienst, und die Radarmänner sitzen vor ihren Schirmen – doch im nächsten findet sich die gesamte Lagermannschaft in einem gewaltigen Haufen in der Mitte des Lagers – und alle sind splitternackt! Die Gebäude sind zerstört – keine einzige Waffe, kein Flugzeug, kein Wagen ist mehr zu finden. Niemand ist verletzt. Ein solcher Übergriff ist im Grunde harmlos, ist eine Art Poltergeist-Streich.«
»Das scheint mir das richtige Wort dafür zu sein«, versetzte Sarno.
»Doch es ist ein überaus beängstigender Streich. Was könnte schlimmer sein, als sich auf einer fremden Welt
Weitere Kostenlose Bücher